Jegg-Life plus 2 / 2015 - page 2

JEGG-Life plus 2015
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Liebe Leserinnen
und Leser!
„Masse statt Klasse und geiler Geiz...“
Können wir als Bürger und Konsumenten die Schuld an
Fehlentwicklungen wirklich immer allen anderen in die
Schuhe schieben?
Früher einmal gab es so etwas
wie Wirtschaftswachstum. Es
war schön, mehr zu verdienen
und sich etwas Neues leisten zu
können. Wir freuten uns über das
Bessere und schufen damit neue
Arbeitsplätze, finanzierten sozia-
le Sicherheit und Altersvorsorge.
Heute hingegen haben wir mehr,
alsmansichvorwenigenJahrzehn-
ten auch nur erträumen konnte.
Aber das ist noch nicht genug, wir
brauchen noch mehr. Wenn die
Löhne nicht mehr steigen, ganz
imGegensatz zurArbeitslosigkeit,
danngeht dieses „nochmehr“ aber
nur noch, wenn alles billiger wird.
Als Konsumenten sind wir längst dem absoluten Konsum-
wahnerlegen, dabei kanndieseRechnung gar nicht aufgehen.
Wir wollen zwar alle immermehr verdienen und Politik und
Wirtschaft sollen Arbeitsplätze schaffen.
Aber wie soll das gehen, wenn nichts etwas kosten darf
und der Preis wichtiger als Qualität ist?
Mehr und billiger geht eben nur mit moderner Sklaverei,
mit Billiglohnländern ohne Sozialstandards und Kinderar-
beit, mit Massentierhaltung, mit billiger Kohle statt teuren
Öko-Energien. Wovon soll die regionale Wirtschaft leben
und unsere Löhne zahlen, wenn wir lieber Billiges aus Asien
kaufen?Wo soll unsere Jugend ums Eck Arbeit finden, wenn
wir lieber bequemonline bestellen statt ins nächsteGeschäft
zu gehen? Wie soll Afrika weniger Wirtschaftsflüchtlinge
hervorbringen, wenn dort angebauter Kaffee und Kakao bei
uns nichts kosten darf? Warum müssen wir immer mehr
billige Lebensmittel in uns hineinstopfen, um dann umso
mehr Geld fürs Abnehmen auszugeben? Warum ist uns der
neue Fernseher wichtiger als das bessere Programm?
Die Wirtschaft bombardiert uns mit Billigstangeboten weil
wir danach verlangen, ohne dieKonsequenzen zu bedenken.
Wir entscheiden uns für den Preis und gegen die Qualität.
Wer das ändern kann? Wir, wer sonst. Als Macher des Ma-
gazins Jegg Life versuchen wir jedenfalls unseren Beitrag zu
leisten, indem wir der regionalen Wirtschaft Raum bieten,
ihre Qualitäten und Leistungen darzustellen.
Herzlichst Ihr Josef Prasser,
Herausgeber
Menschen & Leben
Vorwort
Foto: Sissi Furgler
Es ist gar nicht so lange her, dass die Gemeinde Gratkorn den
Betrieb ihres Pflegeheims an das Unternehmen SeneCura über-
gab. Nun wechselt es – bei gleichbleibendem Namen – wieder
den Betreiber.
Altenpflege-Gratkorn:
Heim-Betreiber mit
neuem Eigentümer!
Offenbar lässt sich mit Pflegeheimen gutes Geld verdienen – zumindest,
wenn sie privat betrieben werden. Denn die
SeneCura-Gruppe
, die den
Betrieb des Pflegezentrums von der Marktgemeinde übernommen hat-
te, wurde in Bausch und Bogen an die französische
ORPEA-Gruppe
verkauft. SeneCura selbst war bereits selbst österreichischer Marktfüh-
rer mit 4.236 Betten in 55 Einrichtungen in Österreich und Tschechien
sowie einem kolportierten Umsatz von 125 Mio. Euro. Doch im Ver-
gleich zu ORPEA ein Zwerg: Nach dem SeneCura-Kauf verfügt man
über
58.334 Betten
in 600 Einrichtungen, 57% davon in Frankreich.
Keine Informationen gibt es über den Kaufpreis der SeneCura-Heime.
ORPEA ist ein börsennotiertes Unternehmen und damit in erster
Linie dem wirtschaftlichen Erfolg seiner Aktionäre verpflichtet.
Börsenberichte schwärmen nach dem SeneCura-Kauf von einem ge-
sicherten Umsatzwachstum von 44% in vier Jahren. Insbesondere in
Österreich definieren die Börsenprofis hohe, lang anhaltende Wachs-
tumsperspektiven, da sich die Anzahl der Personen über 80 Jahre bis
2040 verdoppeln wird und das Land zugleich über die geringste Abde-
ckung mit Pflegebetten in Europa verfügt. Bis 2030 sollten 30.000 neue
Betten gebraucht werden und da
die öffentlichen Ausgaben ten-
denziell sinken sollen, steigen ent-
sprechend die Marktchancen für
private Anbieter wie die ORPEA
Gruppe.
Robert Stotter, Leiter des Grat-
korner Heims, sieht die Über-
nahme durch die ORPEA-Grup-
pe positiv: Die österreichischen
Ansprechpartner haben sich
nicht geändert, Auswirkungen
auf die tägliche Arbeit gebe es
keine und das starke Grundka-
pital der ORPEA-Gruppe gebe
Sicherheit für die Zukunft.
Fotos: Gasser Werbung
Zweiter Betreiberwechsel in kurzer Zeit...
Vorderansicht des großen Pflegezentrums in Gratkorn
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