Jegg-Life plus September 2015 - page 9

JEGG-Life plus 2015
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Mineralien wie Bergkristalle oder Fluorite
bildeten sich in den Alpen vor 10 bis 15 Mil-
lionen Jahren, als diese aufgefaltet wurden.
Sie entstanden in Hohlräumen bei über 600
bar Druck und brauchten für ihr Wachstum
selbst bis zu 100.000 Jahre. Diese Kostbarkei-
ten zu entdecken, ist das außergewöhnliche
Hobby des Bäckermeisters Kurt Leitner.
Mineralien aus der
Backstube der Natur
Kurt Leitner, Bäckermeister in Gratwein-Straßengel, ist in seiner Freizeit begeisterter
Mineraliensammler und macht mit einer eigenen Ausstellung im Café Lust auf sein
Hobby.
nach Mineralien. Bergkristalle hat er schon
an die 400 kg gefunden, dazu dutzende wei-
tere Mineralien in verschiedenster Größe.
Die schönsten Stücke sind in einem eigenen
Raum im zur Bäckerei gehörigen Café ausge-
stellt und können jederzeit besichtigt werden.
Gemeinsam mit seinem Bruder Josef und
Gerhard Rottenmanner, den
viele von seinen Pilzwanderun-
gen kennen, ist er in den letzten
Jahren vor allem im National-
park Hohe Tauern als „Strah-
ler“ unterwegs, wie die Mine-
raliensucher genannt werden.
Im Nationalpark braucht es
dafür allerdings eine Sonder-
genehmigung und das Einver-
ständnis der Grundstücksbe-
sitzer. Alle Funde gehen zuerst
an ein eigenes Nationalpark-
projekt unter der Leitung von
Univ.Prof. Franz Wallner, nur
was nicht von wissenschaftli-
chem Interesse ist, können die
„Strahler“ selbst behalten.
Angesteckt mit der Leiden-
schaft des Mineraliensammelns
wurde Kurt Leitner von seinem
Vater und dem Gratkorner
Trachtenexperten und Nobel-
schneider Hubert Fink. Der Reiz des Hobbies
liegt im Erkunden der Natur und in der fas-
zinierenden Farben- und Formenvielfalt der
Mineralien. Wirklich wertvolle Stücke findet
man sehr selten. Im Laufe eines Sammlerle-
bens entdeckt man ein paar wenige Stücke,
die im Sammlerkreisen um ein paar hundert
oder wenige tausend Euro gehandelt werden.
Dabei können wirklich große Funde auch
Millionen wert sein, die sind allerdings nicht
in den heimischen Alpen aufzuspüren.
Als besonders spannend für Mineralien-
sammler erweist sich derzeit die von der Kli-
maerwärmung verursachte Gletscherschmel-
ze. Denn mit dem Rückzug des „ewigen“
Eises werden ständig neue Fundorte freige-
legt. Allerdings ist Vorsicht geboten: Denn
kommt etwa ein Bergkristall, der seit ewigen
Zeiten gut geschützt gelagert war, zu schnell
mit Wasser und Sonne in Kontakt, zerbirst er
in tausend Stücke.
Alle Interessierten können nicht nur die
Mineralienausstellung in der Bäckerei-
Konditorei Leitner besuchen: Die Verei-
nigung der Steirischen Mineralien- und
Fossiliensammler veranstaltet Anfang De-
zember eine der größten Fachausstellungen
Österreichs im Grazer Raiffeisenhof. Frei-
karten gibt es ab Herbst in der Café-Bäcke-
rei Leitner!
Bäckermeister Kurt Leitner mit seinem größten
Bergkristall, gefunden am Ahnkogel in Kärnten
Handwerk
Andreas Braunendal
„An manchen Wochenenden tausche ich ger-
ne die Hitze der Backstube gegen die Kühle
unserer Alpen“, erklärt er. Dabei verbindet
er das Bergwandern und Klettern im ein-
geschworenen Freundeskreis mit der Suche
Die Mineralienausstellung in der Café-Bäckerei Leitner.
Fotos: Braunendal
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