echtLife Juni/Juli 2023

Seite 4 | Juni/Juli 2023 | echt Life Deutschfeistritz: Austritt aus der Tourismusregion? Die Tourismus-Region Graz ist ein Verbund einzelner Gemeinden, die alle sieben Jahre im Rahmen der Ortsklassenverordnung des Landes Steiermark in ihrer Bedeutung als Tourismusgemeinden bewertet werden. Mit dieser Verordnung wurde Deutschfeistritz abgestuft und der Gemeinderat hat beschlossen, keine freiwillige Aufstufung mehr zu machen. Die Folgen sind weitreichend. Zur Erklärung: Tourismusgemeinden definieren sich auf Basis des Landestourismusgesetzes im Wesentlichen über die örtlichen Nächtigungszahlen. Wird hier eine vorgegebene Latte übersprungen, zahlen alle Betriebe der Gemeinde verpflichtend eine jährliche Tourismusabgabe, deren Höhe abhängig vom Umsatz und von der wirtschaftlichen Nähe zum Fremdenverkehr ist. Deutschfeistritz ist eine Gemeinde, deren Nächtigungszahlen so niedrig sind, dass die Teilnahme am Tourismusprojekt bisher auf Freiwilligkeit beruhte. Ende Mai hat sich der Gemeinderat erstmals entschlossen, nicht mehr freiwillig Tourismusgemeinde zu sein, die Unternehmen im Gemeindegebiet brauchen also ab 2024 keine Tourismusabgabe mehr zu bezahlen. Daraus resultiert ein Problem: Die Region Graz darf nun keine Tourismusangebote aus der Gemeinde Deutschfeistritz mehr bewerben. Die Logik dahinter: Der Tourismusverband darf kein Geld, das auf den Beiträgen der Betriebe anderer Gemeinden beruht, für die Bewerbung der Attraktionen in Deutschfeistritz einsetzen. So weit so klar. Man kann die Argumentation aber auch umdrehen: In Deutschfeistritz liegen das Sensenwerk, ein Teil des Murradwegs und das Freilichtmuseum Stübing. All das nicht mehr bewerben zu können, ist nicht im Sinne der Tourismusregion. Abgesehen davon spielen alle drei Ziele, allen voran das Freilichtmuseum, eine wesentliche Rolle in der bestehenden Tourismuswerbung (Prospekte, Werbefilme, Online-Auftritte und vieles mehr), die man für 2024 zur Gänze neu produzieren müsste. Fehler im System Es offenbaren sich also mindestens zwei Fehler in der vom Land Steiermark vorgegebenen Konstruktion der Tourismusverbände: Die Definition der Tourismusgemeinden über die Nächtigungszahlen verkennt die wirtschaftliche Bedeutung von Tagesgästen. Hier hakt bereits Sylvia Loidolt, Obfrau der Region Graz ein. Sie will sich an das Land wenden, um neben den Nächtigungen auch den Tagestourismus als Kennzahl aufzunehmen. Der zweite Fehler: Das in öffentlicher Hand befindliche, überregional wirksame Freilichtmuseum als Teil des Landesmuseums Joanneum im Rahmen der Region Graz nicht zu bewerben, weil es in der falschen Gemeinde liegt, ist ebenso zu hinterfragen. Insgesamt ist die Materie komplex, da nachhaltige Lösungen Änderungen im steirischen Tourismusgesetz bedürfen. Susanne Haubenhofer, Geschäftsführerin der Region Graz: „Es laufen bereits intensive Gespräche, um eine substanzielle Lösung herbeizuführen.“ Werbung Andreas Braunendal

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