echtLife Dezember 2023

Seite 30 | Dezember 2023 | echt Life Sounding Jerusalem im Herzen von Graz Üblicherweise kündigen wir keine Konzerte außerhalb unserer Region an, aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme und laden Sie ein, „Sounding Jerusalem im Herzen von Graz“ zu besuchen. Denn der in Gratwein-Straßengel lebende Cellist und Gründer des Festivals Sounding Jerusalem folgt dem Anspruch, den Friedensprozess in Nahost durch kunstlerische Auseinandersetzungen ganzheitlich zu beflügeln. Shalom – Salam, Frieden! Gedanken und Klänge zum spirituellen Innehalten 10. Dezember, 18 Uhr Schutzengelkirche Pfarrgasse 25, 8020 Graz Seit 2018 lebt und arbeitet der deutsche katholische Priester Stephan Wahl im Auftrag des Bischofs von Trier und des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem als Seelsorger und Autor in Jerusalem. Die Worte von Monsignore Wahl und die spirituelle, meist religiös motivierte Musik bilden im Zusammenspiel eine eigene Kunstform: Der Wunsch aller Protagonisten nach einem friedlichen Miteinander findet darin seinen unmittelbaren künstlerischen Ausdruck. Programm: Jerusalemer Gedichte und Erzählungen von und mit Monsignore Stephan Wahl Musik von Arvo Pärt, Olivier Messiaen, Philip Glass und Johann Sebastian Bach Künstler: Stephan Wahl, Texte, Stimme Erich Oskar Huetter, Violoncello Stefan Heckel, Harmonium, Akkordeon, Piano Der Stern von Bethlehem Eine weihnachtlich-musikalische Friedensbotschaft aus Bethlehem 17. Dezember, 18 Uhr Schutzengelkirche Pfarrgasse 25, 8020 Graz Bethlehem liegt im Westjordanland und ist nicht nur für Christen, sondern auch für Juden und Moslems ein heiliger Ort. Viele Menschen verbinden mit ihm die Hoffnung nach einer besseren, vielleicht menschlicheren Welt. Vier Musiker aus Israel, Palästina und der Steiermark spielen Musik und erzählen Geschichten von Menschen aus Bethlehem. Weihnachtslieder aus aller Welt und Musik von J.S. Bach bringen den Stern von Bethlehem zum Strahlen. Programm: „Geboren zu Bethlehem“ von Viola Raheb und Erzählungen von Jabra Ibrahim Jabra Weihnachtslieder und Musik von Johann Sebastian Bach Hoffnungslied, Wiegenlied und Friedenslieder von Marwan Abado und Mitri Raheb NARENG Marwan Abado, Oud, Gesang Chen Zimbalista, Marimba, Percussion Stefan Heckel, Akkordeon Erich Oskar Huetter, Violoncello Infos und Tickets (35 Euro): www.soundingjerusalem.com T. +43 660 66 32 660 Wir sprachen mit Erich Oskar Huetter Ende Oktober darüber, wie er die tragischen Geschehnisse in der Region wahrnimmt. Ihr habt vor 18 Jahren das Festival Sounding Jerusalem als europäische Friedens– und Begegnungsinitiative in Jerusalem gegründet. Muss man diese Initiative heute als gescheitert betrachten? Ich hatte zu Beginn den Glauben, mit Musik wirklich etwas verändern zu können. Ein Konzert kann eine andere Wirklichkeit erschaffen, es ist wohl die Illusion einer besseren Welt. Aber ich liebe es zu träumen und manche dieser Träume verwirklichen zu können. Ich erinnere mich an ein Konzert im Gaza-Streifen, neben Betonblöcken und Müll. Ich habe Bach mit meinem Cello gespielt und da war eine junge verschleierte Frau, der Tränen über das Gesicht gelaufen sind. Sie war aus Gaza noch nie hinausgekommen und wusste nicht, dass es so etwas wie die Musik von Bach hier geben kann. Das sind wahrhaftige Glücksmomente für einen Musiker, die Kraft der Musik und das Menschliche in der Musik an diesem Ort erleben zu dürfen. Du hast sehr viele Kontakte, zu Israeli genauso wie zu Palästinensern. Welche Informationen kommen bei Dir an, auf welcher Seite stehst Du? Auf der Seite der Menschlichkeit! Also wie so oft DAZWISCHEN ... und momentan fühle ich mich damit sehr allein. Viele meiner israelischen und arabischen Freunde und Bekannte erscheinen traumatisiert, sprachlos. Mir geht es ähnlich, schnelle Erklärungen führen zu nichts, all das muss erstmal verarbeitet werden. Und manche Aussagen sind für mich zu schwarz-weiß und werden sicherlich nicht zu einem besseren Verständnis untereinander oder besseren Miteinander führen. Auch bei uns in Österreich. Bei vielem was ich zu hören bekomme, fehlt mir der Ansatz zum Verständnis der anderen Seite. Ich bin Musiker und Humanist. Die Seele des Musikers weiß, dass man besser zum Instrument greifen sollte. Auch wenn das naiv klingen mag, Gewalt ist für mich nie die Lösung eines Problems. Es sprechen aber doch die Waffen … Ja, leider ... Vielleicht werde ich bald nach Israel fliegen. Jerusalem ist für mich eine zweite Heimat, ich verspüre ein starkes Bedürfnis vor Ort mit meinen Freunden zu reden, ihnen zuzuhören und ihre Ängste besser zu verstehen. Einfach da zu sein für sie und vielleicht auch mein Cello sprechen zu lassen. Kleine Oasen an Menschlichkeit würde ich auch gerne mit meiner Musik schaffen. So wie wir es jedes Jahr im Sommer mit unserem Festival tun. Nur ist das in diesem Moment besonders wichtig, Musik ist kein Luxus, sondern eine notwendige Nahrung für die Seele. Foto: © Nicolas Galani Andreas Braunendal

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