echtLife 3 2020
echt Life | September 2020 | Seite 37 Verliebt in einen Geist Teil 2 „Verliebt in einen Geist“ lautete mein Artikel in der letzten „echt Life“-Ausgabe. Ghosting ist ein weites Feld, kann schon nach wenigen Internetkontakten passieren, aber auch in realen, längerfristigen Beziehungen. Ich beziehe mich im Folgenden auf letzteres. „Geister“ sind (geliebte) Personen, die sich plötzlich in Luft auflösen, nicht mehr sichtbar und erreichbar sind. In diversen Foren oder Zeitschriften gibt es viele Ratschläge, die allerdings sehr oft mit Vorsicht zu genießen sind. Im Folgenden ein paar Anregungen, die unter erfahrenen und seriösen Beratern als wirksam gelten, wie man mit „Geistern“ umgeht: • Wenn sie sich geghostet fühlen, suchen sie die Schuld nicht bei sich! • Bombardieren Sie nicht den Geist mit Nachrichten oder Fragen. Fragen sie ihren eigenen Stolz, ob sie es nötig haben, einer Person nachzujagen, die den Kontakt einfach abbricht. • Setzen sie ein Zeitlimit fest, bis wann Sie den Null-Kontakt akzeptieren. Ab diesem Zeitpunkt sollte der Geist für sie wirklich „gestorben sein“. • Sehen sie nicht in diversen Medien ständig nach, was der Geist gerade macht. • Akzeptieren Sie, dass es weh tut. Dieser plötzliche und unerwartete Kontaktabbruch verunsichert, macht zornig und traurig. Die- ser Schritt ist aber die einzig nachhaltige Ba- sis für eine (Los)Lösung. Je schneller sie die Realität akzeptieren, desto schneller über- winden Sie die Trauerphase. Weinen hilft! • Reden sie darüber mit einer guten Freundin/einem guten Freund. Reden er- leichtert, der Schmerz geht mit dem Gespro- chenen von innen nach außen. Aber: EINE Vertrauensperson genügt. • „Was habe ich verloren?“ Stellen Sie sich diese Frage. Sie haben einen Menschen verlo- ren, der nicht den Mut aufbringt, persönlich und offen Schluss zu machen. Wie hätte ein weiteres Zusammenleben mit einer Person ausgesehen, die nicht einmal ein Mindest- maß an Respekt und Anstand zeigt? Was ha- ben sie also wirklich verloren? • Haben sie Warnsignale übersehen? Waren Sie immer der aktivere Teil? Haben Sie viel mehr in die Beziehung investiert? Wenn ja, dann achten Sie in der nächsten Be- ziehung auf diese Zeichen. • Jetzt wird es richtig schwierig: Hän- de weg vom Smartphone! So lange Sie das Smartphone im Blick haben, werden Sie dar- auf hoffen, dass sich der Geist meldet. Schal- ten Sie es in der Nacht aus oder auf lautlos und legen sie es in der Nacht ins Nebenzim- mer, damit Sie es nicht im Blickfeld haben. In meinen Beratungen von Ghosting-Opfern tauchen zwei Fragen immer wieder auf: • „Was mache ich, wenn sich der Geist wieder meldet?“: Sie haben für sich ein Zeitlimit festgelegt. Meldet sich der Geist erst danach und Sie antworten, dann handeln sie gegen ihre be- wusste Entscheidung. Sie verletzen ihren Stolz und ihr Selbstwertgefühl. Ich kann Ih- nen ihre Entscheidung nicht abnehmen, aber versuchen Sie standhaft zu bleiben. Eine Per- son, die sich einmal in einen Geist verwan- delt hat, wird das wahrscheinlich wieder tun – und Sie werden ein zweites Mal enttäuscht. • „Was mache ich, wenn ich den Geist auf der Straße oder in einem Lokal treffe?“ Lächeln sie, grüßen sie und gehen sie einfach weiter. Kein Gespräch, keine Fragen. Ende und Aus. Das alles ist leicht gesagt, aber nicht so leicht umzusetzen. Wenn Sie nach längerer Zeit und trotz aller Bemühungen noch immer ihrem Geist nachtrauern, suchen sie profes- sionelle Hilfe. Ein guter Berater wird Sie be- hutsam durch den Loslösungsprozess führen. Mag. Volker Schwarz Beziehungscoaching für Einzelpersonen Systembrettaufstellungen T: +43 680 / 322 11 33 H: www.volker-schwarz.at Werbung Foto: ©ryanking999 - stock.adobe.com
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