echtLife 1/2021
Seite 6 | März 2021 | echt Life Mit Renate Oswald, der Direktorin des BG Rein, über Schule in Corona-Zeiten zu reden, bereitet Vergnügen. Denn die erfahrene Pädagogin und Schulleiterin räumt den positiven Erfahrungen den höheren Stellenwert ein als dem täglichen Jammern über die Unzulänglichkeiten der bildungspolitischen Vorgaben. Distance-Learning will gelernt sein Erstes Gesprächsthema war die Frage nach den Erfahrungen mit Distance-Learning bzw. Home-Schooling im BG Rein. Hier unter- scheidet Dir. Oswald klar zwischen dem ers- ten Lockdown im März 2020 und den letzten Monaten. Grundsätzlich hatte man im März das Glück, dass sich amGymnasium schon ab November 2019 eine Gruppe von Lehrern mit den Möglichkeiten von Microsoft Teams be- schäftigt hatte. Es gab also rund 20 Lehrer, die der Schule bei der fürs Home-Schooling nö- tigen Digitalisierung ganz gut auf die Sprün- ge helfen konnte. „Allerdings“, räumt Renate Oswald ein, „reicht es natürlich nicht, Soft- ware und Technik im Griff zu haben.“ Denn die erste Euphorie enthusiastischer Teams- Nutzer im Lehrkörper wurde rasch von der Einsicht gebremst, dass es Schüler ohne PCs und ohne Drucker gibt und dass man eben auch erst lernen muss, welche und wieviele Aufgaben man den Schülern überhaupt mit auf den Weg geben soll. So erinnert sie sich an eine Mutter, die absolut kein Verständ- nis für ein von der Schule gefordertes Bewe- gungstagebuch hatte: Die Idee der Turnlehre- rin war redlich, immerhin sollten die Schüler auch im Lockdown nicht nur herumsitzen. Der praxisbezogene Konter der Mutter: „Ich habe drei Kinder in drei Schulen und eine 50 m² große Wohnung. Wie stellen Sie sich das in der Praxis vor?“ Rückwirkend betrachtet war all das ein un- vermeidbarer Lernprozess, der aber weitge- hend gelungen sein dürfte. „Im März wurden wir mit sehr viel Kritik der Eltern konfron- tiert, inzwischen läuft das recht beschwerde- frei.“ Ein wichtiger Teil der Problemlösung: Sowohl die Schule als auch die Elternvertre- tung befragen die Eltern laufend, um auf- keimende Probleme rechtzeitig zu erkennen. Gerne weist Renate Oswald auch darauf hin, dass „die Schüler von der ersten Klasse an Selbstorganisation, Terminverwaltung und vertiefte EDV-Kenntnisse erlernen und ein- üben.“ Kenntnisse, die mit Sicherheit nicht nur für die Schule, sondern fürs Leben ge- lernt werden. Natürlich gibt es Kinder, die be- sondere Probleme mit der Situation haben – aber Kinder, um die man sich eben als Schule besonders kümmern muss, gibt es ja immer – man muss es eben auch tun. Tatsächlich sind da aber auch Schüler, die mit Distance-Lear- ning die besseren Leistungen als in der Klasse erbringen, auf der anderen Seite die Hoch- begabten, denen die Messlatte der Klasse als Ansporn fehlt … BG Rein: Distance-Learning, Matura und Turnsaal Dir. in Oswald: „Im März wurden wir mit sehr viel Kritik der Eltern konfrontiert, inzwischen läuft das recht beschwerdefrei.“
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