echtLife November 2022

echt Life | November 2022 | Seite 13 ren. Dann schmeckt alles Brot vom Boden- bis zum Neusiedlersee gleich. Tatsächlich ist das Lebenswerk von Generationen gefährdet, ich stehe hier in vierter Generation. Dabei geht es neben Vielfalt und Geschmack auch um Gesundheit und Bekömmlichkeit: Viele Leute vertragen industrielles Gebäck nicht besonders gut, unseres aber schon. Das liegt an unseren Sauerteigen und an der langen Teigführung bei Weißbroten, bis die Abspaltungsprozesse der Enzyme abgeschlossen sind. Wir starten gerade ein eigenes Projekt mit dem Studiengang Diätologie an der FH Joanneum, bei dem wir versuchen, gemeinsam ein besonders mildes Brot zu entwickeln. EchtLife: Sie erhöhen also moderat die Preise, steigern die Qualität und die Regionalität … Franz Pfleger: Ein weiteres Puzzlestück ist die Optimierung des Betriebs: Muss wirklich eine Kiwi-Scheibe auf dem Früchteplunder liegen? Gibt es auch günstigere Rosinen als die teuersten aus Australien? Wie kann man Palmöl ersetzen? Wie kann man Abwärme rückgewinnen? Die Teuerung zwingt uns dazu, eingespielte Systeme zu hinterfragen – und dann kommt man auf Lösungen, die nicht nur günstiger, sondern auch ökologisch sinnvoller sind. EchtLife: Wie gehen Sie emotional mit all diesen Problemen um? Franz Pfleger: So schlimm die aktuelle Teuerungswelle ist, muss man doch am Boden bleiben. Ich durfte sehr viele Winkel der Welt kennenlernen: Wir erleben zwar eine Krise, aber wir nehmen sie auch deswegen als besonders dramatisch wahr, weil die meisten von uns praktisch ohne Krisen aufgewachsen sind. Sehr viele andere Länder leben seit Jahrzehnten in einer Dauerkrise. Bei unserem Besuch in der Bäckerei entstanden gerade die Allerheiligenstriezel in meisterlicher Handarbeit Andreas Braunendal Werbung

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