Seite 40 | März 2023 | echt Life BRAUCHTUM Blochziehen – ein alter Brauch lebte wieder auf! Am Faschingssamstag 2023, organisierte der Traktorenverein Deutschfeistritz ein Blochziehen nach historischem Vorbild. Der ganze Ort war mit dabei und erlebte ein großartiges Faschingsfest. Namensgebend ist das „Bloch“ ein langer entasteter Baumstamm. Dieses steht für einen Pflug, der die Erde der Äcker für die Aussaat aufbricht und damit eine reiche Ernte beschwört. Ein Akt, der besondere Fruchtbarkeit verheißen soll und den Frühlingsbeginn einläutet und damit eine reiche Ernte beschwört. Ein Akt, der besondere Fruchtbarkeit verheißen soll und den Frühlingsbeginn einläutet. Daraus entwickelte sich der beliebte Faschingsbrauch in der Ost- und Weststeiermark. Dabei galt, wenn im Dorf das ganze Jahr über niemand geheiratet hatte, musste eine „Braut“ aus dem Wald geholt werden, um einen Junggesellen aus dem Ort zu ehelichen. Dabei zogen die „sitzen gebliebenen“ Burschen und Mädchen den festlich geschmückten Baumstamm, die sogenannte „Bloch- oder Waldbraut“ durch die Straßen des Dorfes. Auf dem Stamm der „Bräutigam“ in Frack und Zylinder. Früher hielt man bei jedem Hause, in dem eine heiratsfähige Tochter lebte, an und sägte vom Ende des Bloches eine Scheibe herunter, die dann dem Dirndl überreicht wurde, damit es noch ein Jahr darauf sitzen konnte. Daher der Urteilsspruch für die Blochzieher und Blochzieherinnen: „Weil wir nicht getreten in das Ehejoch, darum müssen wir ziehen das schwere Bloch.“ Die Traditionsfiguren wie Wegauskehrer, Kutscher, Waldteufel, Grüner, Gschalla- und Strohmandln („Laschi“), die Kutsche mit dem Brautpaar, gefolgt von der „Verlassenen“ mit dem Wagerl (Ausstattung) und dem Standesamt führen den Zug an. Der Teufel am Ende des Blochs versucht diesen aufzuhalten. Zusätzlich finden sich noch Gestalten wie der Bär, der den Winter vertreiben soll und die Schermandln, die Habergeiß, der Heangreifer, der Sensenmann, diverse Handwerksberufe (meist mit Hammer) und weitere traditionsreiche Figuren. In der Mitte des Stammes steckt ein bunt geschmücktes Fichtenbäumchen, der sogenannte Lebensbaum. Ursprünglich fand dieser Brauch auch nur in jenen Jahren statt, in denen es im Vorjahr keine Hochzeit gegeben hat. Erwähnt wurde dieser Brauch in der Steiermark bereits um 1880. Besonders bekannt ist das Blochziehen von Fiss in Tirol, welches 2011 in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Österreich aufgenommen wurde. Traktorenverein Deutschfeistritz-Peggau Mit dem ganzen Wissen um authentisches Blochziehen ausgestattet, machte sich der Traktorenverein ans Werk, selbst einen Blochzug zu veranstalten. Vereinsobmann Peter Ebner holte sich mit Klaus Seelos einen „Fachberater“ aus dem Team vom Freilichtmuseum Stübing. Was dabei herausgekommen ist? Ein wunderbares Faschingsfest mit zwei hervorragend agierenden Moderatoren, Werner Höller und Fritz Pirstinger. Gestartet wurde in Peggau und dann ging es zum Marktplatz Deutschfeistritz und weiter zur Feuerwehr Deutschfeistritz. Zwischenzeitlich wurd der Blochzug auch angehalten und eine „falsche“ Hochzeit abgehalten. Doch während der Zeremonie tauchte plötzlich die „Verlassene“ auf und begehrte den Abbruch der Hochzeit. Dann kam es zu einer Gerichtsverhandlung, bei der die Unschuld des „Bräutigams“ festgestellt wurde und die Trauung fortgesetzt werden konnte. Einen herzlichen Dank an Obmann Peter Ebner und seinem großen Team, die unzählige Arbeitsstunden in den Blochzug investierten. Das Publikum war begeistert. Nächstes Jahr steht der bereits legendäre Traktorfasching am Programm. Fotos: © Gasser & Gasser
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