JEGG-L ife 2012
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Michi Binder und Christoph Harg bleibt dieser Tage wenig freie Zeit. Von Mitte November bis
5.
Dezember sind die beiden mit ihren Perchtengruppen sehr gefragt, ob beim Krampuskränz-
chen oder bei einem Krampuslauf. Wobei der Begriff Percht hierzulande mit dem des Kram-
pus vermischt wird, wie Christoph Harg vom Gratkorner Perchtenverein „Teufelsknechte“
erklärt: „Der Krampus begleitet eigentlich mit Rute und Kette ausgestattet den Nikolo.“
Perchten hingegen sollten ursprünglich den Winter austreiben und sind mit Glocken unter-
wegs. Sie treten üblicherweise erst nach Weihnachten in den Raunächten, also jenen zwölf
Nächten zwischen 25. Dezember und 6. Jänner, in Aktion. Ein weiteres Unterscheidungsmerk-
mal ist die Maske, denn „bei denen der Perchten gibt es nämlich keine Gesichtsform“, weiß
Michi Binder von den Schrausskogler Perchten.
Teufelsknechte & Perchten
Bis zu 15 Kilo
Der Erhalt des Brauchtums steht dabei für
beide Gruppen im Vordergrund, schließlich
bekommen sie für ihre Auftritte kein Geld.
Dabei muss man für Perchtenkostüme tief in
die Tasche greifen: Die von Hand geschnitzten
und bis zu 15 Kilo schweren Masken kosten
im Schnitt zwischen ein- und zweitausend
Euro. „Freilich, nach oben hin sind fast keine
Grenzen gesetzt“, erzählt Binder, der für seine
Maske bis nach Oberösterreich gefahren ist.
Mit dem Internetforum Krampusmania gäbe
es inzwischen auch schon einen regen Handel
mit gebrauchtem Zubehör und da kann man
auch günstigere finden, so Harg. Seine Maske
hat er aus Salzburg, das mit Oberösterreich
und Tirol als Heimat der österreichischen
Perchten gilt.
Lange Vorbereitungen
Um das Publikum in ihren Bann zu ziehen,
legen sich die Gruppen ordentlich ins Zeug
und starten schon Monate vorher mit den
Vorbereitungen. Ihre besondere Show – unter
anderem haben die Teufelsknechte eine
Heuraupe für ihre Zwecke umgebaut – bringt
ihnen immer wieder Anfragen von nah
und fern, „sogar aus Tirol und Vorarlberg“,
erzählt Christoph Harg sichtlich stolz. Auch
die 50-köpfige Gruppe der Schrausskogler
war beispielsweise schon im Burgenland
und Kärnten bei Läufen unterwegs. Rivalität
untereinander kennen beide nicht. Sehr wohl
gäbe es aber vereinzelt gefährliche Situationen,
wenn Zuschauer Perchten attackieren. Wobei
sich die Sicherheitsvorkehrungen inzwischen
stark verbessert haben, und davon profitieren
Zuschauer und Läufer.
Von Hof zu Hof
Auch wenn es nachher noch vereinzelte Auf-
tritte gibt, der Höhepunkt der Saison ist der 5.
Dezember. „Wir verkleiden uns als Nikolo und
Krampus und machen auf Bestellung Haus-
besuche. Gegen eine Spende für den Verein“,
so Binder. Ähnlich sieht das Programm auch
bei den rund 30 Frauen und Männern der
Teufelsknechte aus: Traditionellerweise ziehen
sie an diesem Tag zuerst auf der Jasen von Hof
zu Hof, ehe sie dann am Krampuskränzchen
des FC Gratkorn teilnehmen. Einer fehlt den
Teufelsknechten dabei sehr: Stephan Sommer,
der bei einem tragischen Arbeitsunfall ums
Leben gekommen ist. Wie bei jedem Auftritt
der Gruppe wird er auch an diesem Tag in
Gedanken bei ihnen sein.
Jürgen Winkelbauer