echtLife 4/2019

echt Life | November 2019 | Seite 13 Bau-Boom schafft Verkehrs-Chaos Andritz: Der Bürgermeister-Plan „Platz für 100.000 neue Grazer“ endet ohne Verkehrsinfrastruktur im Chaos. Erstmals sprechen die Verkehrsstadträtin und Experten Klartext: „Für echte Lösungen ist´s schon zu spät“! Neubauten ohne Ende in Andritz (siehe echt- LIFE-Ausgabe September 2019), Tendenz weiter steigend. Verkehrsinfrastruktur ist da- für seit Jahren keine geplant. In der Radegun- derstraße staut es sich täglich kilometerlang, auch wegen vieler Einpendler. Die letzten offiziellen (Büro Fallast) Verkehrszählungs- daten stammen aus dem Jahr 2001. Schon damals wurden hier 9.300 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Zählungen durch Anrainer im Sep- tember 2019 ergaben zwischen 21.000 und 24.000 täglich. Ergänzend dazu zählte die Bürgerinitiative bis zu 104 Baustellen-LKWs – pro Stunde (!) vormittags nach 9:30 Uhr. Was wird erst sein, wenn all die hunderten Wohnungen bezogen sind …? Straßennetz an Belastungsgrenze Verkehrsstadträtin Elke Kahr: „Das Straßen- netz stößt in ganz Graz zunehmend an seine Belastungsgrenzen, so auch in Andritz; und wird weiter verschärft durch die zusätzliche Bebauung. Faktum ist, dass der – gegen die KPÖ – beschlossene Flächenwidmungsplan Entwicklungen zulässt, deren Auswirkungen auf die (Verkehrs-) Infrastruktur weitrei- chend sind und zu besagten Problemen füh- ren“. Kahr beinahe resignierend: „Dass es un- ter diesen Bedingungen immer schwieriger wird, einen verzögerungsfreien Ablauf der Kfz-Verkehrsströme zu garantieren, liegt auf der Hand.“ Verkehr als Folgeerscheinung Bgm. Nagl hatte für seinen gewollten Flä- chenwidmungsplan (plus 50 Prozent Min- destbebauungsdichte für ganz Graz) in einer Pressekonferenz das Motto „Platz für 100.000 neue Grazer“ ausgerufen. Und damit Anreiz geboten nach Graz zu ziehen. Die Malaise be- stätigend eilte ÖVP-Gemeinderatsclubchefin Daniela Gmeinbauer ihrem Chef Nagl jüngst zur Seite: „Die Verkehrsproblematik ist eine Folgeerscheinung, der man mit innovativen Konzepten begegnen muss, um die Mobilität aufrechtzuerhalten…“. In einer eher politi- schen Aussage sagte nun der (seit 3 Monaten) neue Leiter der Verkehrsplanung, Wolfgang Feigl: „Klar erkennbar ist, dass sich auch der Bezirk Andritz hoher Beliebtheit erfreut und die Hinzuziehenden die Lage, auch die ver- kehrliche, nicht so pessimistisch sehen“. „Jetzt geht aber nichts mehr…“ Feigls interimistische Vorgängerin mit lang- jähriger Erfahrung in der Verkehrsplanung, Barbara Urban, sagte uns: „Die Siedlungsent- wicklung ist jahrzehntelang ohne begleitende oder vorausschauende Entwicklung der Inf- rastruktur erfolgt. Reparaturen kommen heu- te vielfach zu spät. Die Möglichkeiten sind nur noch beschränkt, Grundstücke und Budget sind nicht vorhanden“. Klartext spricht auch der Grazer Verkehrsreferent Dr. Wolfgang Wehap (Büro Stadträtin Bis 104 gezählte Baustellen-Schwer-LKW pro Stunde alleine in der Radegunderstraße Radegunderstr.aße: an einem normalen Wochentag: Schritttempo bis Stillstand Kahr): „Es ist heute alles nur noch ein Hintennach – die letzten Jahre ist sich´s noch irgendwie ausgegangen, jetzt geht aber nichts mehr“. Also, was tun, Frau Verkehrsstadträtin? Kahr: „Die einzige Möglichkeit, die das Ver- kehrsressort hat, ist – abgesehen von klei- neren Adaptierungen in Straßenraum und Verkehrsorganisation – die Verbesserung des Angebots an Alternativen wie Öffis, Rad- und Fußverkehr sowie bewusstseins- bildende Maßnahmen“. Damit ist klar: Es wird weitergebaut und -gestaut wie bisher. Neben den von uns aufgezeigten 8 Groß- siedlungen, jetzt auch an zwei Mehrge- schoß-Blöcken der GWS am Pfeifferhofweg 20 und mehr als 10 Groß-Wohneinheiten auf Nummer 55 nahe dem Waldrand. Auch in der Radegunderstraße 40 ist ein weiterer viergeschossiger Wohnsilo genehmigt. Wolfgang Wehap: „Jahrelang ist ’ s noch irgendwie gegangen, jetzt geht aber nichts mehr ...“ Werbung Erich Cagran

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