Jegg Life plus 3 2014 - page 7

JEGG-Life
plus 2014
7
Sehr geehrter Herr Bürger-
meister, lieber Michael, du bist
beruflich Bäckermeister, wie
bist du eigentlich in die Politik
gekommen?
Viertler:
Mein Großvater ist als
Südtiroler 1941 mit seiner gan-
zen Familie nach Prenning (Gem.
Deutschfeistritz) gekommen und
hat dort eine Mühle samt landwirt-
schaftlichemAnwesen(inkl.Maria-
Theresien-Gewerbe) gekauft. Im
Zuge dessen war es ihm auch er-
laubt, Schwarzbrot herzustellen.
In Südtirol hatte die Politik nach
Kriegsende einen anders gela-
gerten Stellenwert als in unserer
Region. In unserer Großfamilie
mit stark ausgeprägtem christlich-
sozialem Hintergrund wurde
dieser auch wirklich gelebt. Auch
wurde, solange ich mich zurück-
erinnern kann, immer schon po-
litisiert. So war
ich diesbezüg-
lich seit meiner
Kindheit sehr
aufgeschlossen.
In unserer Fa-
milie war es üb-
lich und selbst-
ver s t ä nd l ich,
auch für die Ge-
sellschaft Ver-
antwortung zu
üb e r nehmen ,
und so bin ich
jetzt seit drei
Jahren im Amt.
Wenn du deine Beschäfti-
gungsfelder vom Zeitaufwand
miteinander vergleichst, was ist
zeitintensiver?
Viertler:
Die Funktion als Bürger-
meister dürfte siegreich aus dieser
Gegenüberstellung hervorgehen …
Viele Bürger sind der Meinung,
Politiker sind überbezahlt.
Wie siehst du das?
Viertler:
Ich bin der absoluten
Überzeugung, nicht unterbezahlt
zu sein. Ohne Idealismus sollte
nämlich niemand ein politisches
Mandat anstreben, denn ansons-
ten kommt es zu den bekannten
„Verwerfungen“.
Welche politische Funktion
außer Bürgermeister kannst du
dir eigentlich noch vorstellen?
Viertler:
Für mich ist keine an-
dere Funktion vor-
stellbar. Ich bezeich-
ne mich zwar als
Zufallsbürgermeister,
bin aber trotzdem mit
Herz und Seele gerne
für die Gemeinde tä-
tig. Da jede Gemeinde
sich zeitgemäß verän-
dern sollte, möchte ich
alle BürgerInnen dazu
auffordern, auch in ei-
nem größeren Umfeld
Chancen zu erkennen.
Daraus ergibt sich schon fast
meine nächste Frage: Bist du
prinzipiell für oder gegen die
derzeitigen Gemeindefusionen?
Viertler:
Ich stehe voll und ganz
zur Reformpartnerschaft und
wenngleich es auch immer wieder
einzelne Kritikpunkte gibt, bin ich
stolz auf diesen „steirischen Weg“.
Jede Entscheidung soll letztlich
dort getroffen werden, wo die Ver-
antwortung liegt! Ich bin ferner
der absoluten Überzeugung, dass
Politik nicht nur verwalten, son-
dern unbedingt gestalten sollte.
Was gefällt dir in deiner
Funktion am besten?
Viertler:
Mir gefällt, dass die Tä-
tigkeit voll und ganz meinem Na-
turell entspricht. Ich nehme näm-
lich gerne Verantwortung wahr,
bin entscheidungsfreudig und
fühle mich auch über alle Partei-
grenzen hinweg als Teamplayer.
Die derzeitige Gemeindeordnung
gibt meiner Meinung nach einen
perfekten Rahmen für unser poli-
tisches Handeln ab.
Es gibt eine bekannte These, die
da lautet: Dank ist keine politi-
sche Kategorie. Wie sind deine
diesbezüglichen Erfahrungen?
Viertler:
Ich bin nicht Bürger-
meister, um Dank zu ernten, son-
dern um mit anderen gestalterisch
tätig zu sein.
Hast du Zeit für Hobbys und wie
schaut es mit Urlaub aus?
Viertler:
… ich habe aufgehört,
Musik zu spielen. Meine Zugpo-
saune bleibt im Koffer … Drei
Wochen Urlaub im Jahr nehme
ich mir schon. Ich schätze diese
gemeinsame, ungestörte Zeit mit
meiner Familie immer mehr!
Was schätzt du in deiner
Heimatgemeinde am meisten?
Viertler:
Ich schätze Deutsch-
feistritz sowohl als Wohngemein-
de als auch hinsichtlich seines
breiten Kultur- und Freizeitange-
botes. Das ist in erster Linie einem
gesunden Vereinsleben und dem
persönlichen, von Idealismus ge-
tragenen Engagement vieler Ge-
meindebürger zu verdanken. Die
Aufrechterhaltung einer funktio-
nierenden Gewerbestruktur liegt
mir als Bürgermeister besonders
am Herzen, da nur sie viele re-
gionale Arbeitsplätze sichert. In
Deutschfeistritz ist es einfach an-
genehm zu leben!
Ich danke für das Interview.
Persönlichkeiten – ganz persönlich:
Bgm. Michael Viertler
Helmuth Schwischay im Interview mit dem Deutschfeistritzer Bürgermeister
Fotos: Doris Sporer
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...60
Powered by FlippingBook