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echt L i fe
| September 2017 | Seite 21
Essen wir weniger Fleisch
Als Frau, die ich nicht viel von Technik verstehe, zumindest was Autos
betrifft, ließ ich mein Bauchgefühl zu. Auch wenn es klischeehaft oder
kitschig klingen mag: ich bin vorauseilend folgsam gewesen. So habe
ich schon vor gut 15 Jahren, als erste Umweltbedenken hochstilisiert
wurden, rasch meinen Diesel-Pkw gegen einen mit Benzinmotor ge-
tauscht. Höre und lese ich nun aber seit Monaten von den Machen-
schaften um Dieselmotoren und deren Manipulationen, speziell der
deutschen Hersteller, fällt mir nur ein Begriff ein: Stinker – Motoren
wie Manager. Politiker auch aus diesen Hersteller-Ländern rollen un-
geniert mit solchen Karossen zu Umwelt-Konferenzen. Sie beteuern
dort ihre Unschuld. Konzepte, die sie dabei wälzen, sind, wie ich zu-
letzt gelesen habe, weniger als mickrige Kompromisse. Dabei wäre es
so einfach, die schädlichen Abgase rasch und biologisch einwandfrei
zu reduzieren. Mein Bauchgefühl sagt mir dazu: Essen wir weniger
Fleisch! Denn reduzieren wir die Fleischproduktion, reduzieren wir
die Bio-Methangase, die den Rindviechern auf den Almen in großen
Mengen entfleuchen und dadurch die Erde weiter erwärmen. Gleich-
zeitig reduzieren wir die Tiertransporte mit Diesel-Fahrzeugen. We-
niger Diesel-Fahrten, weniger Rohstoff-Verbrauch für die Herstellung
derselben. Damit reduzieren wir auch die Anzahl der Fahrten der
Stinker zu Konferenzen der EU-Landwirtschafts-Minister zur Stüt-
zung der bäuerlichen Fleischpreise. Von der vielen heißen, dort abge-
sonderten Luft ganz zu schweigen. Zusätzlich ersparten wir uns auch
gleich die Preisstützungen selbst. Also: Essen wir weniger Fleisch!
Vielen Rindviechern wäre der Schadstoff-Ausstoß entzogen.
Lisa-Marie Döbling
Der Skandal um die falschen Schadstoffangaben bei Dieselfahrzeu-
gen nimmt kein Ende. Selbst die Politik, vor allem im benachbarten
Deutschland, soll mit ihren Parade-Herstellern VW, Audi, BMW
oder Mercedes irgendwie verstrickt sein. Soll der Dieselmotor zur
Verbesserung unserer Luftqualität nun verboten werden oder gibt
es andere Lösungen als Alternative?
Diesel erhitzt Gemüter
und Umwelt
Betrug bleibt Betrug
Liebe Lisa-Marie, in einem sind wir ja einer Meinung: Wer Abgaswer-
te behauptet, die er in der Praxis nicht einhält, hat betrogen und muss
die Konsequenzen tragen. Was Du aber dann machst, ist eigentlich
nur Ablenkungsmanöver durch einen Themenwechsel, auf den ich
einfach nicht einsteige. Ja, wir essen zu viel Fleisch, aber das hat nun
gar nichts mit dem diskutierten Dieselverbot zu tun. Tatsächlich ist
das Thema halt kompliziert und man müsste ernsthafter und wissens-
basierter diskutieren, aber wer macht das heute schon? Die Abgasbe-
lastung ist je Auto, auch beim Diesel, enorm gesunken, auch wenn
aktuelle Grenzwerte überschritten werden. Nur steigt die Zahl der
Autos, deswegen ist die Belastung in Summe noch immer zu hoch.
Einziges Gegenrezept: weniger fahren. Aber das ist wohl so realistisch
wie weniger Fleisch essen. Meinem Gefühl nach (ich habe auch ein
Bauchgefühl, sogar ein großes) missbraucht man das Thema Abgass-
kandal, um E-Fahrzeuge zu pushen. Die sind aber um nichts besser
als die Dieselmotoren: Ich möchte die Kolonnen an den E-Tankstel-
len erleben, wenn jeder statt 2 Minuten eine halbe Stunde zum Tan-
ken braucht. Woher all der Strom kommen soll, weiß auch niemand.
Die alten Akkus sind ungelöste Entsorgungsrätsel, in Afrika floriert
die Sklavenarbeit zum Abbau der nötigen seltenen Erden. Die euro-
päischen Autohersteller, egal ob in Deutschland, Frankreich, Italien,
Schweden oder Österreich, sind für unsere Wirtschaft viel zu wichtig,
um den immensen Know-how-Vorsprung rund um Benzin- und Die-
selmotoren einfach wegzuwerfen. Daher: Strafe muss sein, ehrliche
Grenz- und Messwerte müssen natürlich her, aber den Diesel aufzuge-
ben können wir uns wirklich nicht leisten!
Andreas Braunendal
Foto: Fotolia
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