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echt L i fe
| September 2017 | Seite 27
weile zweifelsohne sind, immer
noch der „ANDRITZ-Spirit“ der
Maschinenfabrik gelebt wird. Ich
denke, gerade das zeichnet unse-
re Firma besonders aus. Das Ne-
beneinander von Hightech und
Tradition.
Die Weltwirtschaftskrise der
1980er Jahre konnte nur durch
staatliche Subventionen über-
lebt werden, 700 Arbeiter verlo-
ren den Job. Deutsche Investo-
ren brachten wieder Hoffnung.
Was geschah damals?
Unter der Führung der AGIV be-
gann sich ANDRITZ strategisch
neu auszurichten. Wie schon
oben erwähnt, transformierte
das Unternehmen von einem Li-
zenznehmer anderer Maschinen-
hersteller zu einem führenden
internationalen Anbieter von
Hightech-Produktionssystemen.
1999 stieg der heutige Vor-
stands-Chef Wolfgang Leitner
mit seiner Custos-Privatstif-
tung groß ein. 2001 legte die
Andritz AG 2 Millionen neuer
Aktien auf. Was wurde aus dem
frischen Kapital?
Die Mittel aus der Kapitalerhö-
hung im Jahr 2001, bei der sämt-
liche der damaligen Aktionäre
voll mitgezogen haben, wurden in
das Wachstum des Unternehmens
investiert, sprich Investitionen in
Forschung und Entwicklung bzw.
es wurden einige Firmen gekauft,
die das Produktspektrum von
ANDRITZ weiter ergänzt haben.
Fotos: Archiv, Anton Gran (2), Andritz-Gruppe
Das „Forbes Magazin“ reihte
Die Andritz AG 2013 auf Platz
1.558 der weltweit größten Ak-
tiengesellschaften. Wie entwi-
ckelte sich die Aktie seit damals
weiter?
Durch die gute Unternehmens-
entwicklung und das hohe
Wachstum hat sich die Markt-
kapitalisierung seit dem Börsen-
gang von rund 273 Millionen
Euro im Jahr 2001 auf nunmehr
über fünf Milliarden Euro deut-
lich erhöht. Wir zählen zu den
fünf höchstkapitalisierten Un-
ternehmen an der Wiener Börse
und sind auch Bestandteil vieler
internationaler Börsenindices.
Nach Veröffentlichung des ers-
ten Halbjahresberichtes 2017
mit einem Auftragsminus gab
es einen ungewöhnlichen Kurs-
ruck von rund 6 Prozent. Hat
die Dynamik dadurch eine De-
lle erlitten?
ANDRITZ ist im Anlagenge-
schäft tätig, das naturgemäß
einer hohen Zyklizität beim
Auftragseingang, aber auch bei
den bedienten Industrien unter-
worfen ist. Einem vielleicht et-
was schwächeren Quartal kann
ein absolut starkes folgen oder
umgekehrt. Das ist Teil unseres
Geschäfts. Die langfristigen Pers-
pektiven für ANDRITZ sind wei-
ter unverändert gut, wir sehen
in allen unseren Geschäftsberei-
chen unverändert viel Wachs-
tumspotenzial.
Heute ist die Andritz AG in
den Geschäftsbereichen Hy-
dro, Pulp & Paper, Separation,
Metals und Fee & Biofuel Welt-
marktführer. Wie viele Beschäf-
tigte tragen dazu bei? Wie viele
in Andritz?
ANDRITZ beschäftigt weltweit
25.400 Mitarbeiter, davon rund
3.300 in Österreich bzw. davon
rund 2.300 in der Steiermark.
Am Headquarter in Andritz ar-
beiten etwas mehr als 1.200. Wir
haben in Österreich auch über
100 Lehrlinge.
Mit 1.200 Beschäftigten in
Andritz ist der Konzern ein
Top-Unternehmen in Graz. Wie
hoch ist der Anteil am Kommu-
nalsteuer-Volumen der Stadt
Graz?
Wir möchten dazu keine Zahlen
nennen. Wir sind sehr stolz, dass
wir in Graz unseren Firmensitz
haben und einer der Top-Arbeit-
geber hier sind. (Anm. der Red.:
Vom gesamten Grazer Aufkom-
men in Höhe von rd. 125 Mio.
Euro dürften es um die 10 Pro-
zent sein.)
Ein Strafbescheid über 22 Mio.
Euro wegen eines schon vom
Namen her unaussprechlichen
Arbeitsgesetzes
veranlass-
te Vorstandschef Leitner zur
kryptischen Aussage: „Unser
chinesischer Kunde wird künf-
tig nicht mehr zur Qualitäts-
kontrolle nach Graz kommen
müssen, sondern wird das in
Andritz AG: Headquarter in Graz
unserem Werk in China erledi-
gen können.“ Wie real ist diese
Abwanderungsdrohung?
Die gesetzlichen Rahmenbe-
dingungen und Bestimmungen,
die uns in Österreich auferlegt
werden, sind zum Teil nicht
nachvollziehbar und sicher nicht
standortförderlich. Wir stehen
natürlich voll und ganz zum
Standort Graz, müssen jedoch
im Sinne des langfristigen Un-
ternehmenserfolgs auch immer
wieder über Alternativen und
mögliche Szenarien nachdenken.
Das ist ganz normal bei einem
internationalen Konzern und be-
trifft alle Standorte weltweit, die
wir haben.
Wie sieht die kurz- und mittel-
fristige Perspektive aus? Spielt
es geschäftlich und/oder strate-
gisch eine Rolle, dass Wolfgang
Leitner in Rankings der reichs-
ten Österreicher in den „Top
Ten“ ist?
Wir haben unverändert das Ziel,
langfristig profitabel weiter zu
wachsen. Dazu zählen die Ent-
wicklung eigener Produkte durch
intensive Forschung und Ent-
wicklung sowie der Erwerb von
Firmen, die das Produkt- und
Technologienangebot ergänzen.
Danke für das Gespräch.
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