echt Life 2 2017 - page 57

echt L i fe
| Juni 2017 | Seite 57
Weichselbraun nicht mundfaul
und taufte den Tanz linksschrit-
tig um in „Langsamer Walter“.
Wechselschritt möglich
„Ja, dieser Metier-Wechsel hat
mir viel Spaß gemacht, auch
wenn ich bei der Einladung ge-
zögert und lange nachgedacht
habe. Schlussendlich: Ich hatte
eine tolle Zeit und habe so viele
neue Leute kennen gelernt – ich
möchte keine Sekunde missen“.
Was vielleicht schon eine Rich-
rasol und Steinpilze, sonst nimmt
er nix. Von diesen drei Sorten je-
doch so viele, dass … nein, nicht
mehr, als das Gesetz erlaubt.
Anche Italia, sempre Italia
Walter, „il più veloci austriaci
d‘Italia“, der österreichische Flü-
gelstürmer in Italien, war damals,
1981, das Objekt der Fußballbe-
gierde des Aufsteigers Cesena,
so die Schlagzeilen der „Gazetta
dello Sport“. Aber: „Dove in Aus-
tria viene?“ Woher kommt der?
Leoben, Donawitz – „sconosciu-
to”, unbekannt. Egal, er war Tor-
schützenkönig in Austria, also …
Also. Cesena 1981.
Walter, der steirische Jungstar
der Wiener Austria in Italien,
unsereiner für die “Kleine” in
Italia. Treffen an der Agip-Tank-
stelle,
Stadteinfahrt
Cesana
Nord. Walter mit Chauffeur im
noblen Lancia – ohne ein Wort
Deutsch. Einen Tag lang fuhren
wir gemeinsam durch die Stadt,
um eine Bleibe für den Austriaco
zu suchen. Im Stadion warteten
rund 4.000 Tifosi auf ihren neu-
en “bombardiere”. Für österrei-
chische Verhältnisse undenkbar.
Heute lachen wir darüber, was
damals ein hartes Stück neu-
en Lebens für den Donawitzer
Buam war. Italien hat ihn jedoch
geprägt. “Anche l‘Italia, sempre
wieder Urlaub bei Freunden im
mittelitalienischen Cesena. Wal-
ter ist in die Fußballgeschichte
als Star eingegangen. Mit dem
heutigen Bayern München-Trai-
ner Carlo Ancelotti verbin-
det ihn eine immerwährende
Freundschaft, kickten doch beide
oftmals auch gegeneinander. Als
GAK-Meistermacher hat er selbst
den höchsten heimischen Fuß-
ball-Thron bestiegen. Vor Ralph
Hasenhüttel, dem Grazer RB
Leipzig-Trainer 2017 und einsti-
Italia”. Einmal Italien, immer Ita-
lien. Seine Stationen von Cesena
über den AC Torino bis nach
Avellino sind sieben Jahre seines
Lebens. Nicht nur des Fußballer-
lebens. Herbert Prohaska hat in
Italien nur drei Jahre durchgehal-
ten. „Ich bin dankbar für diese
Jahre. Da konnte ich gratis Land,
Sprache, Kultur und Kulinarik
kennen und lieben lernen”.
GAK-Meistermacher
So schwärmt er heute noch von
seinen drei Jahren bei Avellino,
in der vom Erdbeben 1980 heim-
gesuchten Region. Die Schach-
ners wohnten am Golf von Sor-
ent. Dort, wo heute Urlauber
aus aller Welt viel Geld zahlen,
um ein paar Tage schnuppern zu
dürfen. „Damals (vor Pay-TV)
galt: „Domenica alla quattro” –
alle Spiele am Sonntag um
16 Uhr. Der Montag danach war
“Il Giorno Santo“, der heilige Tag
der Fußballer – frei für alle. An
diesen Tagen sind wir stets in
Capri oder an der Amalfitana
gewesen – Leben wie im Mär-
chen”. Dass Walters Gattin Con-
ny dort bleiben wollte, er sich
aber wegen des Schwammerlsu-
chens für St. Michael entschied,
ist nur ein Gerücht… Dennoch
ist er heute noch ein halber Ita-
liener, hat eine Wohnung an der
nördlichen Adria – und immer
Il più veloci austriaci d‘Italia –
Schnellster österreichischer Stürmer in Italien
Kaffee oder Cappuccino: Schachner
genießt immer noch beides
Revival nach 36 Jahren bei einem
Gösser: Schachner (r.) und E. Cagran
gen Austria-Wien-Kollegen, war
Schachner der einzige Steirer,
der mit dem GAK jemals einen
Klub in die Champions-League
führte und 2004 sensationell in
Liverpool gegen den englischen
Rekordmeister mit 1:0 gewann.
Fußball hier und heute?
Schachner meint, Sturm gegen
GAK wäre für die Steiermark,
für die Stadt und den österreichi-
schen Fußball gut. „Ich wünsche
dem GAK einen raschen weite-
ren Aufstieg, damit das Derby
bald wieder Realtität werden
kann.” Ob er selbst dabei eine
Rolle spielen kann und will? „Ja,
Sturm-Trainer wäre noch ein
Wunsch von mir. Aber: Franco
Foda macht einen so tollen Job,
dass der Wunsch auch kein re-
alistischer ist”. Und sonst? „Nur
noch für einen Bundesliga-Klub
würde ich mich fit machen”.
Bei einem solchen Ruf würde
Schachner sofort voll durch-
starten: „Hospitality bei Carlo
Ancelotti, bei dem ich schon bei
Paris St. Germain zu Studien-
zwecken spionierte”.
Ansonsten: Ciao und Servas
beim Sonntags-Stammtisch mit
meinen Jugendfreunden, wie
eh und je, im Cafe Pölzl in St.
Michael …
tungsänderung in Walters Zu-
kunft sein könnte. „Da wurden
mir andere Wege aufgezeigt,
vielleicht mache ich in Zukunft
etwas ganz anderes, als Fußball.
Werbung, Marketing, … wer
weiß…?“ Walter, der fröhliche
Obersteirer, der mit den Mi-
krophonen dieser Welt längst
Freundschaft geschlossen hat
und auch für Sky-Sport oft den
Experten gab, ist völlig authen-
tisch geblieben. Sprachlich teils
dialektisch, inhaltlich akribisch.
Das zeichnet ihn aus. Als Steirer,
als Mensch. Seine seit 10 Jahren
wöchentliche Kolumne in der
„Ganzen Woche“ ist ein weiterer
Ausdruck dessen.
Schwammerl und Fische
Reportagen über seine Leiden-
schaft das Fischen, sind legen-
där. „Blinker bevorzuge ich,
auch Fliegenfischen mag ich.
Das eigene Fischwasser habe ich
inzwischen aufgegeben. Aber
Freunde, etwa in der Kainach, la-
den mich stets ein“. Sechs bis sie-
ben Male im Jahr tut er´s noch.
Und bereitet die Fische selbst
zu – Forelle in Salzkruste, auch
andere Varianten, aus „seinem“
Küchen-Brevier der Italiener „Il
Cucchiaio d`argente“. Und sonst?
Als Schwammerlsucher ist er im
Raum im St. Michael ein „Platz-
hirsch“: Eierschwammerl, Pa-
1...,47,48,49,50,51,52,53,54,55,56 58,59,60
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