echt Life 2 2017 - page 49

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| Juni 2017 | Seite 49
Reptilien kennen, melden & schützen
Heimische Reptilien im Focus
Blindschleichen kennt man. Wie aber sieht eine Äskulapnatter aus, wo lebt die scheue Würfel-
natter und welche Eidechsenarten kommen bei uns vor? Das Kooperationsprojekt „Reptilien
kennen, melden & schützen“ stellt nun diese wenig beachtete Tiergruppe in den Mittelpunkt.
Ziel ist es, die faszinierende Welt der Echsen und Schlangen einer breiten Öffentlichkeit näher
zu bringen. Aufgezeigt werden auch die Gefährdung und der so wichtige Schutz unserer Kriech-
tiere.
Text und Fotos:
Naturschutzbund Steiermark
Schlingnatter
(Coronella austriaca)
In Österreich gibt es 13 heimi-
sche Reptilienarten, wobei nicht
alle Arten in jedem Bundesland
vorkommen. Allesamt sind je-
doch geschützt und stehen auf
der nationalen Roten Liste. Für
acht sehr seltene Arten existiert
sogar ein besonderer Rechts-
schutz der EU, da die Gefahr
besteht, dass Vorkommen dieser
Arten für immer verloren gehen.
In der Steiermark kommen Rep-
tilien vermehrt in der Oststeier-
mark und südlich des Steirischen
Randgebirges vor. Am weitesten
verbreitet ist die Ringelnatter,
gefolgt von der eleganten, aber
scheuen Schlingnatter. Die in
Reihen angeordneten dunklen
Flecken der Schlingnatter sehen
bei Bewegung wie das Zickzack-
band der Kreuzotter aus. Daher
kommt es oft zu Verwechslun-
gen.
Die heimischen Reptilien leiden
wie zahlreiche andere Tierar-
ten unter dem stetig fortschrei-
tenden Lebensraumverlust, der
zum Erlöschen und zur Isolati-
on einzelner Vorkommen führt.
Reptilien benötigen kleinteilig
strukturierte Lebensräume mit
Sonn- und Versteckplätzen so-
wie Überwinterungsquartieren.
Jede Art hat im Detail betrachtet
spezifische Ansprüche. Viele Ar-
ten benötigen offene und sonnige
Felsstandorte mit angrenzenden
Gehölzen. Besonders Mauer-,
Zaun- und Smaragdeidechsen
besiedeln neben Waldrändern
und südexponierten Hängen
auch natürliche Geröllhalden.
Zur Eiablage suchen sich Schlan-
gen günstige Brutplätze, wie
Schilf- oder Komposthaufen,
wo durch Verrottung Eigenwär-
me entsteht. Ausnahmen bilden
Kreuzotter und Schlingnatter, die
ihre Eier imMutterleib ausbrüten
und daher lebendgebärend sind.
Die dunkelgrau gefärbte Ringel-
natter und die stark gefährdete
Würfelnatter bevorzugen Feucht-
lebensräume. So benötigt die
Würfelnatter fließende Gewäs-
ser mit steinigem Untergrund,
naturnahe Uferböschungen und
flache, strömungsberuhigte Zo-
nen. Die Ringelnatter besiedelt z.
B. Feuchtwiesen und Teichland-
schaften. Hier leben auch Am-
phibien, ihre bevorzugte Beute.
Beide Arten können ausgezeich-
net schwimmen und flüchten bei
Gefahr gern ins Wasser.
Die größte unserer heimischen
Schlangen ist die ungiftige Äsku-
lapnatter. Als Kulturfolger scheut
sie auch Gärten und Dachböden
nicht. Sie sind geschickte Klette-
rer und können aufgrund ihrer
Bauchschuppen fast senkrecht
Bäume hochklettern.
In Österreich gibt es lediglich
drei giftige Schlangen, wovon die
Wiesenotter als „ausgestorben/
verschollen“ gilt und die Europä-
ische Hornotter so selten ist, dass
sie als „vom Aussterben bedroht“
geführt wird. Die bekannteste
Giftschlange ist die Kreuzotter,
die südlich der Mur/Mürz-Fur-
che nicht vorkommt.
Im Rahmen des durch das Land
Steiermark und des Europäi-
schen Landwirtschaftsfonds für
die Entwicklung des ländlichen
Raums geförderten Projektes
von Naturschutzbund und Na-
turschutzjugend sind Naturlieb-
haber aufgerufen, Sichtungen
zu melden. Die Plattform www.
naturbeobachtung.at bietet die
Möglichkeit,
Beobachtungen
einzutragen. Die einzelnen Bei-
träge werden von Fachleuten
begutachtet. Mit den Daten kön-
nen aktuelle Verbreitungskarten
erstellt und Veränderungen be-
züglich der Vorkommen über die
Jahre registriert werden.
Biologe Frank Weihmann vom
Naturschutzbund
Steiermark:
„Auf unseren Biotopen in der
Süd- und Südoststeiermark wer-
den aktuell Reptilienschutzmaß-
nahmen durchgeführt. Wir opti-
mieren den Lebensraum für die
Östliche Smaragdeidechse und
schaffen Ausbreitungskorridore.
Wir veranstalten Reptilienex-
kursionen, um durch „aktives
Erleben“ die vorhandene Scheu
vor dieser Tiergruppe abzubau-
en. Faktum ist, dass die Bestän-
de unserer Schlangen rückläufig
sind. Aufklärungsarbeit ist daher
besonders wichtig“.
Naturschutzbund Steiermak
Herdergasse 3, 8010 Graz
Telefon: 0316/322377-0
naturschutzbundsteiermark.at
Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
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