echt Life 2 2017 - page 50

Seite 50 | Juni 2017 |
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Helmuth Schwischay im Gespräch mit Yoga-Lehrerin Mirjam Politsch. Yoga existier-
te in seinem Ursprungsland Indien bereits vor vielen Jahrhunderten und es war ur-
sprünglich eine ausschließliche Männerdomäne, die mit asketischer Härte auf die Me-
ditation vorbereiten sollte und von einemGuru an seine Schüler weitergegeben wurde.
Mirjam, ab wann hat Yoga eigentlich in
Europa Bedeutung erlangt?
Bereits 1818, als Wilhelm Schlegel den ersten
deutschen Lehrstuhl für Indologie in Bonn
besetzte, galt Yoga zwar weitestgehend als
skurril und exotisch, wurde aber schon vor al-
lem innerhalb esoterischer Zirkel praktiziert
bzw. auch als Jahrmarktsspektakel dargebo-
ten. Dabei vermischte sich eine romantisch
verklärte Vorstellung Indiens mit neuem In-
teresse an körperlicher Ertüchtigung.
Das ist ja schon fast zweihundert Jahre
her. Hat es danach in Indien selbst
eigentlich Weiterentwicklungen gegeben?
Ja, hat es. Vor etwa hundert Jahren kam es zu
einer Wiederauferstehung des Yoga. Unter
der Leitung Tirumalai Krishnamacharyas,
wurde in Mysore die erste offene Yogaschule
eingerichtet. Die dort unterrichtete schnelle,
schwierige Form des Yoga, der Vinyasa Kra-
Yoga imWandel der Zeit
ma, sollte vor allem dazu dienen, die könig-
liche Familie fit und kampfbereit zu erhalten,
da man wegen der Besetzung Indiens durch
die britische Armee mit Kampfhandlungen
rechnete.
Wie gelangte diese Art des Yoga
dann in den Westen?
Die offene Schule erlaubte auch westlichen
Yoga-Interessierten, wie Indra Devi, am Un-
terricht teilzunehmen und die Lehre und
Lehrer in den Westen zu bringen. Dort präg-
ten interessanter Weise vorrangig weibliche
Protagonistinnen, wie Elisabeth Haich oder
Blanche deFries in der Folge das Gesicht des
Yoga. Sie nahmen ihm auch seine asketische
Härte, den meditationsvorbereitenden Drill
und entwickelten damit eine pragmatische
Unterstützung, geeignet sozusagen auch für
den/die Normalverbraucher/in.
Yoga-Lehrerin Mirjam Politsch
betreut ihre Yoga-Schülerinnen
und Schüler in
Gratwein-Straßengel,
Plankenwartherstraße 3
Termine und Informationen:
Tel. + 43 664 / 125 31 99
Was hat aber den Boom in
den sechziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts ausgelöst?
Bereits um die neunzehnhundertfünfzi-
ger Jahre wurde Yoga von Hollywoodstars
wie Greta Garbo und Marylin Monroe als
Schönheitselixier genutzt. So gehörte es da-
mals bereits zum Programm der legendär-
en Schönheitsfarm von Gertraud Gruber
am Tegernsee. Der wirkliche Durchbruch
erfolgte aber erst, als Rock-Legenden und
Hippies der Woodstock-Ära Yoga als Bei-
trag zur Bewusstseinserweiterung und
als Teil der Protestkultur für ihre Zwecke zu
nutzen begannen.
Und wo steht Yoga letztlich heute?
Heute umfasst Yoga eine vielfältige Bandbrei-
te an Lehren und Vorstellungen, die unsere
Gesundheit, unser persönliches Wachstum
und unsere geistige Entwicklung fördern sol-
len.
Wie bist du eigentlich zum Yoga gekom-
men und welche Formen praktizierst du
mit deinen Schülern?
Mein erster Kontakt mit Yoga war 1998. Mir
fiel damals ein Buch in die Hände, das mich
sehr fasziniert hatte und mein Interesse ist
noch bis heute ungebrochen.
Die Form die ich vorrangig praktiziere und
unterrichte ist Vinyasa Flow oder Power
Yoga, die im Ashtanga Yoga, nach Patthabi
Jois, ihren Ursprung hat. Vinyasa ist nicht so
streng wie Ashtanga aber körperlich dennoch
sehr herausfordernd und individuell auf mei-
ne Schüler anpassbar. So kann ich für Jeden/
Jede ein genau abgestimmtes Programm ent-
werfen, das seine /Ihre Bedürfnisse abdeckt.
Vielen Dank für die interessanten
Ausführungen.
Von Helmuth Schwischay
Fotos: Schwischay
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