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echt L i fe
| September 2017 | Seite 45
Moore
Urlandschaften zwischen Land und Wasser
Moore erfüllen wichtige Funkti-
onen: sie sind Feuchtigkeitsspei-
cher und binden Kohlenstoff.
In Zeiten des Klimawandels ist
Moorschutz also auch Klima-
schutz. Zudem sind sie auch Le-
bensraum einzigartiger Tier- und
Pflanzengesell-
schaften.
Vo l k s t üml i c h
als Bauernlöffel
bekannt, ist der
Sonnentau
in
der Tat eine bizarre Erscheinung.
Seine rundlichen Blätter besit-
zen in alle Richtungen klebrige
Tentakel. Da sie wie Tautropfen
aussehen, haben sie für Insekten
eine magische Anziehungskraft.
Bereits bei der ersten Berührung
bleibt das Insekt kleben und die
Tentakel krümmen sich darü-
ber. Der Sonnentau sichert sich
durch diese Mahlzeiten seinen
Stickstoffbedarf. Ein Lebens-
raumspezialist, der sich an seinen
wassergesättigten Standort ange-
passt hat. Moore sind Refugien
Das Moor als ehrfurchteinflößender, nebelverhangener Ort. Die heutigen Moore sind jedoch nur
noch Reste der ursprünglich ausgedehnten Moorlandschaften. Über Jahrhunderte hinweg wurden
Moore entwässert, um sie für die Landwirtschaft und den Torfabbau nutzbar zu machen.
einzigartiger Überlebenskünstler
aus dem Pflanzen- und Tierreich.
Niedermoore und Hochmoore
Basierend auf der Herkunft des
Wassers wird grundsätzlich zwi-
schen Nieder- und Hochmooren
unterschieden.
Ho c hmo o r e
werden aus-
s c h l i e ß l i c h
vom Regen-
wasser
ge-
speist, daher
sind sie sehr nährstoffarm. Für
die Bildung des Moorkörpers
sind Torfmoose verantwortlich.
Durch den Sauerstoffmangel
wird mehr Pflanzenmasse produ-
ziert als abgebaut werden kann.
Das organische Material sam-
melt sich an und wird zu Torf.
Der Torfkörper kann im Laufe
von Jahrtausenden mehrere Me-
ter mächtig werden, wodurch
sich das Hochmoor uhrglasartig
über seine Umgebung erhöht.
Diese Hügel nennt man Bulten.
Hier wachsen hochspezialisier-
te Pflanzengesellschaften, neben
Torfmoosen auch Sonnentau,
Rosmarin-Heide, Torfbeere und
Wollgräser. In den wassergefüll-
ten Mulden (Schlenken) kom-
men verschiedene Binsen- und
Seggenarten vor. Große Hoch-
moore in der Steiermark sind
das Wörschacher Moor und das
Pürgschachenmoor, das durch
einen Rundweg erschlossen ist.
Zahlreiche Hochmoore findet
man in niederschlagsreichen
Regionen, wie dem Ausseerland
und dem Ennstal. Niedermoore
entstehen an Quellen, Bächen
oder Senken, wo sich langfris-
tig feuchte Bodenverhältnisse
einstellen. Die Vegetation bei
den Niedermooren besteht aus
Pflanzen, die „nasse Füße“ gut
vertragen, denn die Wasserver-
sorgung erfolgt von unten. Es
sind Pfeifengras- und Sumpfwie-
sen, Schilfröhrichte und Seggen-
riede. Bevorzugt wachsen hier
Sumpf-Herzblatt, Sumpf-Schach-
telhalm, Sumpf-Tarant. Nieder-
moorlandschaften finden sich
etwa im Paltental um Trieben
oder im Hörfeld bei Neumarkt.
Steirischer Moorschutz
Der Steirische Naturschutzbund
führt mit Förderung des Landes
und der Europäischen Union
umfassende Kartierungen und
biologische Erhebungen aller
relevanten Moore durch. Der
Schutz von 250 Mooren wurde in
das neue Naturschutzgesetz 2017
aufgenommen. Weitere Moor-
landschaften sollen folgen. In der
kürzlich beschlossenen Natur-
schutzstrategie 2025 der Landes-
regierung spielt der Moorschutz
auch eine zentrale Rolle. Das ist
gut so, denn Moore sind die am
meisten bedrohten Ökosysteme.
Sie werden noch immer trocken-
gelegt, aufgeforstet und beweidet.
Unter der Devise „Moore Moore“
setzen wir uns erfolgreich für die
Erhaltung dieser wertvollen Na-
turflächen ein.
Mag. Christine Podlipnig
Breitblatt-Wollgras
Norwegen-Haarmützenmoos
Sumpf-Tarant
Rundblatt-Sonnentau
Pichlermoor
Fotos: Naturschutzbund
Hörfeldmoor
Naturschutzbund | Steiermark
Herdergasse 3, 8010 Graz, Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 9-14 Uhr, Fr. 9-13 Uhr
Tel. 0316/322377-0 E-Mail:
, web:
Spendenkonto: Raiffeisen Landesbank Steiermark, IBAN: AT81 3800 0000 0782 7371
1...,35,36,37,38,39,40,41,42,43,44 46,47,48,49,50,51,52,53,54,55,...60
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