Jegg-Life plus 1 / 2015 - page 53

JEGG-Life plus 2015
53
Warum haben Sie sich für diese
ehrenamtliche Aufgabe entschieden?
Deutschmann:
Ich gehe gerne auf Menschen
zu. Das Dasein für andere ist mir wichtig. Ich
schenke gerne Zeit und die Erfahrungen, die
ich bereits machen durfte, haben mein Leben
geprägt.
Was zeichnet Ihre Gruppe aus und
worauf sind Sie stolz, wenn Sie an Ihre
Teammitglieder denken?
Deutschmann:
Sie sind sehr engagiert und
ich kann mich auf sie verlassen. Ich bin stolz,
dass sie mit mir gemeinsam den Hospizge-
danken teilen.
Was wünschen Sie sich für Ihr Team?
Deutschmann:
Dass alle lange motiviert sind
und Ausbildungen besuchen. Wichtig ist mir
auch noch, dass sie gut auf sich schauen.
Wie sehen Sie Ihre ehrenamtliche
Tätigkeit im gesellschaftspolitischen
Zusammenhang?
Deutschmann:
Ich kann einen Beitrag leis-
ten, dass andere Menschen würdevoll ster-
ben dürfen. Durch jeden Ehrenamtlichen
bekommt das Thema Sterben mehr Platz in
unserer Gesellschaft. Das hilft bestimmt vie-
len, dass sie besser damit umgehen können.
Welche Erfahrung hat Sie
bisher am meisten geprägt?
Deutschmann:
Die Erkenntnis, dass es so
viele unterschiedliche Sterbephasen gibt.
Wie möchten Sie selbst einmal Abschied
nehmen von dieser Welt?
Deutschmann:
Vor allem würdevoll, ohne
Schmerzen und im Kreise meiner Lieben.
Wichtig ist mir auch noch, dass ich alles auf-
gearbeitet habe. Ich möchte nicht plötzlich
aus dem Leben scheiden. Ich würde gerne
Abschied nehmen von den Menschen, die
mir nahestehen.
Was sagen Freunde zu Ihrer
ehrenamtlichen Tätigkeit?
Deutschmann:
Ich werde immer wieder mit
der Frage konfrontiert, ob ich nichts zu tun
habe, und mit der Aussage, ich hätte ja in
meinem Beruf so viel Leid gesehen. Weiters
fragen sie mich, ob ich dafür etwas bezahlt
bekomme. Sie sagen auch, dass das ja so trau-
rig ist. Großteils werde ich aber dafür bewun-
dert.
Melitta Deutschmann war 35 Jahre in der Betreuung und Pflege alter Menschen als
Diplomkrankenschwester tätig und seit gut einem Jahr ist sie in Pension. Vor zehn Jahren
hat sie die Hospizausbildung gemacht und ihre Erfahrungen unterstützten sie bei ihrer
Arbeit. Beim Hospizverein engagiert sie sich seit über zehn Jahren und seit März 2013 ist
sie Teamleiterin in Frohnleiten. Wie es ihr dabei geht und was sie bewegt, hat sie Sabine
Jammernegg im persönlichen Gespräch erzählt.
Hospiz im Gespräch
In Wien gibt es ein eigenes Kinderhospiz.
In der Steiermark wird daran gearbeitet,
die Angebote auch für Kinder auszuweiten.
Eine gute Entscheidung?
Deutschmann:
Ja, auf alle Fälle. Ich glaube,
dass vor allem das Pflegepersonal, Geschwis-
terkinder und Angehörige in der Begleitung
von schwer kranken und sterbenden Kindern
Unterstützung brauchen.
Denken Sie, dass man sich
vor dem Sterben fürchten muss?
Deutschmann:
Nein, wenn man richtig be-
treut wird, nicht. Wenn man gut aufgehoben
ist und es einem auch gelingt, Unterstüt-
zung von außen anzunehmen, wenn man sie
braucht, dann ist ein angstfreies Sterben be-
stimmt möglich. Wichtig ist bestimmt, genug
Zeit zu haben, sich zu verabschieden.
Der Hospizverein feierte letztes Jahr
sein 20-Jahr-Jubiläum. Was wünschen
Sie dem Verein für die Zukunft?
Deutschmann:
Viele engagierte Mitglieder
und auch die nötigen finanziellen Mittel für
die Arbeit. Gesellschaftliche Akzeptanz und
viele Menschen mögen auch in den nächsten
20 Jahren auf die tolle Arbeit des Vereins auf-
merksam werden.
Melitta Deutschmann, Leiterin vom Team Graz-Umgebung Nord in Frohnleiten, mit Sabine Jammernegg im Gespräch
Hospizverein Steiermark
Landesgeschäftsstelle Graz
Albert-Schweitzer-Gasse 36, 8020 Graz
Tel. 0316 / 39 15 70 – 0
E-Mail:
web:
Hospizverein Steiermark
Melitta Deutschmann (links)
und Sabine Jammernegg
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60
Powered by FlippingBook