Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 59

Jegg-Life plus 2016
59
Studium fertig hieß es schließlich 1982. Und
Schluss mit dem Hochleistungssport. „Ich
wollte nicht ein Leben lang im kalten Was-
ser sitzen …“. 13 Staatsmeistertitel nahm er
„so nebenbei“ aus seiner Bilderbuch-Karriere
mit. Nur: Für eine Olympiade hat´s nicht ge-
reicht. Das lag aber nicht an ihm: das Olympi-
sche Komitee hatte Wildwasser-Paddeln 1972
aus dem olympischen Programm gestrichen –
für lange 20 Jahre. Dennoch blieb er seiner –
aus Schneemangel erzwungenen – Liebe treu.
Entdecker von Köhler & Profanter
Vom Studienabschluss bis 1999 als Professor
Peinhaupt im BG Kirchengasse und danach
im BG Petersgasse, setzte er bei Schulland-
wochen Schüler ins Boot. Auch ein gewisser
Manuel Köhler war dabei, der nach 6 Jahren
beinhartem Peinhaupt-Trainings Studenten-
weltmeister wurde und zwischen 1992 und
2000 drei Mal an Olympiaden teilnahm. Bei
Weltmeisterschaften konnte Köhler seinem
Lehrmeister Peinhaupt zwar nicht
das Wasser reichen – mit den Plät-
zen 5 bis 7 hat er Österreich alle-
mal gut vertreten. Auch eine Uschi
Profanter zählte zu Peinhaupts-
Schützlingen. Die Andritzerin
wurde 1986 Junioren-Weltmeis-
terin. Auf der Drau, Peinhaupts-
„Spezialwasser“, und mit dem Re-
kordvorsprung von 40 Sekunden.
Drei Flachwasser-WM-Titel folgten.
Nach zwei Jahen in der Lehrerfortbildung
am pädagogischen Institut wechselte er 1999
das Fach. Er wurde zum Leiter des Sportam-
tes der Stadt Graz bestellt. Damit hat er sich
als Nachfolger des legendären Pepi List gro-
ße Schuhe angezogen. Und diese bis heute
nicht mehr ausgezogen. Sein Erfolgsrezept
in städtisch-beamteten Gefilden: „Geordnet
sein, nicht penibel, im sportlichen Umgang
eher locker“.
20 km/h mit Händeskraft
Locker zieht er heute den Paddel-Vergleich zu
seiner aktiven Zeit. Das Verhältnis zwischen
Kraft und Kondition, Technik und Strecken-
kenntnis beziffert er mit je einem Drittel. Was
sind die eigentlichen Wettkampf-Kriterien?
„Die WM-Strecken sind zwischen 6 und 8
km lang, mit einer Schlagzahl zwischen 90
und 100 je Sekunde ist man so um die 20
km/h schnell
und zwischen
18 und 24
Minuten lang
unt e r we g s“.
Heute ist die
Schlagzahl im
Vergleich zu
früher höher.
„Schuld“ daran: kürzere Paddel und geringe-
res Gewicht der Boote, die zu Peinhaupts Zeit
noch aus Kevlar waren.
Weltmeister,
Amtsleiter & Präsident
Sportlich ist der Herr (Ex-)Weltmeister auch
heute noch. Dabei ist er auch zurückgekehrt
zu seinen Wurzeln, den Schiern. Als Funk-
tionär gibt er heute den Präsidenten des
Schiklub Steiermark. Jenem Klub, dem eine
gewisse Cornelia Hütter, unser aktueller ÖSV-
Abfahrtsstar entsprungen ist. Auch Marion
Kreiner, Snowboard-Slalom-Weltmeisterin
und Olympia-Dritte. Sei noch die Frage ge-
stattet, ob nicht auch die beiden eigenen Söh-
ne in des Vaters Fußstapfen treten? „Beide
machen Sport – aber nur als Hobby“. Einen
Job, ähnlich der Galeeren-„Sträflinge“, der
auch zu Weltmeister-Würden führen kann,
tun sie sich nicht an. „Sie wollen ja nicht stän-
dig im kalten Wasser herumsitzen …“
Gerhard Peinhaupt bei seiner Fahrt
zum WM-Titel 1977 auf der Drau
Mag. Gerhard Peinhaupt heute: Leitender
„Schreibtischtäter“ im Sportamt
1...,49,50,51,52,53,54,55,56,57,58 60,61,62,63,64
Powered by FlippingBook