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Seite 14 | April 2017 |
echt L i fe
S6 Richtung Wien. Zwischen Bruck/Mur und dem Semmering
durchfährt man ein gefühltes Kohlbacher-Industrie-Tal. In
GU-Gemeinden wird Kohlbacher-Bau bedankt. Andritzer
nennen ihren Bezirk Kohlbacher-City. Kohlbacher selbst: „Ist
doch super!“
Wie macht er das bloß, der
Kohlbacher?
Kohlbacher –
der Name elektrisiert.
Nicht nur wegen der (auch)
Elektro-Installationen des Kom-
plettanbieters von Häusern und
Eigentumswohnungen.
Zum
einen, und das vor allem im ur-
banen Grazer Raum, speziell im
Bezirk Andritz, verschreckt die
ständig zunehmende Zahl von
Kohlbacher-Bautafeln
(Grazer
Straße, Radegunderstraße etc)
auf den letzten Wiesenflecken.
„Kohlbacher-City“ ist, nicht wie
von Kohlbacher als „super“ ge-
sehen, im Bezirk oft negativ ge-
meint. Bernd Kohlbacher: „Wenn
wir dort nicht bauen, machen es
andere. In anderer Qualität und
nicht mit 95-prozentiger, steiri-
schen Wertschöpfung. Auch die
Andritzer Kunden sagen uns:
gut, dass der Kohlbacher das
macht“. Und in den Umlandge-
meinden wie Gratwein-Straß-
engel, Peggau oder Deutschfeis-
tritz gibt´s durchwegs zufriedene
Kohlbacher-Kunden. Und derer
gibt es immer mehr.
Nagls Zuzugs-Offensive
Die mitunter harsche Kritik, die
Kohlbacher speziell in Andritz
entgegenwirkt, ist aus zweierlei
Sicht zu betrachten. „Regionen
mit Zuzug haben eine grund-
sätzliche Tendenz zu Gegenbe-
wegungen. Die dort lebenden
Menschen wollen ihren Freiraum
verteidigen. Das ist auch ok“, so
Bernd Kohlbacher. Doch weil
Bürgermeister Nagl sich seit Jah-
ren immer wieder zum Zuzug
und zur Bau-Offensive bekennt,
folgert Kohlbacher: „Graz ist
somit eine Ausnahme, was die
Akzeptanz von Zuzug anlangt.
Allerdings: Die derzeit forcierte
Nachverdichtung halte ich auch
für problematisch“. Da viele Gra-
zer mit Nagls unbegrenzter Zu-
zugspolitik nicht einverstanden
sind, gibt´s oft Zoff. Auch für
Kohlbacher. Das Polit-Diktat er-
mutigt Ämter und Behörden zu
oft „lockeren“ Gesetzes-Interpre-
tationen und Bewilligungen.
Dabei hat Kohlbacher gar kei-
nen unsympathischen, pragma-
tischen Zugang zur Thematik.
Weil Ostern vor der Türe steht,
sei die Henne-Ei-Frage gestellt:
Wer hat eigentlich das Sagen?
„Wir sind meist nicht in der Po-
sition, bauen zu können, was
wir wollen. Wenngleich unser
Grundsatz des leistbaren Woh-
nens mit Freude zur Architektur
für möglichst landschaftlich ver-
trägliche Baumasse großteils von
Behörden und Ämtern fremdbe-
stimmt wird“.
Der Ämter-Slalom
Am Beispiel des Projektes Pro-
chaskagasse erklärt Kohlbacher
die Situation. Auf Grundlage des
Flächenwidmungsplanes
ver-
langte die Stadtplanung einen Ar-
chitekten-Wettbewerb. „Kostet
viel, ist nicht immer effizient“, so
Kohlbacher. Auf dieser Basis wird
von der Stadtplanung ein Bebau-
ungsplan erstellt. Dieser dient
der Detailplanung des Bauherrn,
wozu meist auch eine Reihe von
Gutachten erforderlich sind.
Kohlbacher kritisch: „Manche
Gutachten passen mir oft auch
nicht“. Am Ende steht die Bau-
verhandlung mit den Anrainern
– und meist deren Einwendun-
gen. Hier werden zumeist Ver-
kehrsprobleme diskutiert. Doch:
Oft kritisierte Zufahrts-Lösun-
gen schreibt alleine die Behörde
vor. Das Match Stadtplanung ge-
gen Verkehrsplanung also. „Zwei
Abteilungen mit verschiedenen
politischen Verantwortlichen –
ist ein wahres Problem, worauf
Bernd Kohlbacher: „Wir sind meist nicht in der Position,
bauen zu können, was wir wollen“
Kohlbacher lässt niemand im Regen
stehen: „Wir halten jeden Vertrag
punktgenau ein!“
Erich Cagran
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