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JEGG-Life plus 2015
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Herbert Eisel beim Korbflechten: Als Material
dienen frisch geschnittene, einjährige Weiden-
triebe, die ein Jahr getrocknet und vor dem
Verflechten in Wasser wieder elastisch gemacht
werden.
Infos über Herbert Eisel und seine Kurse
finden Sie auf Facebook – einfach „HE Liköre
Körbe“ als Suchbegriff eingeben.
Fotos: Eisel
Korbflechten –
eine echte Kunst!
Früher einmal gab es Weidenkörbe statt Plastiksackerln. Jetzt werden die kunstvoll
gefertigten Naturprodukte wiederentdeckt.
Handwerkskunst
Wer schon einmal einem Korbflechter bei der
Arbeit zugesehen hat, weiß, dass es sich hier
um echte Handwerkskunst handelt, die über
die letzten Jahrzehnte ziemlich in Verges-
senheit geraten ist. Wenn die verschiedenen
Techniken aber nicht von Alt zu Jung weiter-
gegeben werden, drohen sie sehr schnell in
endgültige Vergessenheit zu geraten. Dank
einer Initiative aus dem steirischen Hügel-
land wurde das „Korbmachen – Flechtkunst
mit Weiden, Stroh und gespaltenem Holz“
unlängst sogar von der UNESCO in das im-
materielle Kulturerbe Österreichs aufgenom-
men.
Ein meisterhafter Korbflechter
mit einer besonderen Geschichte ist
Herbert
Eisel
aus Lannach. Als kleines Kind hatte er
immer seinem Großvater beim Korbflech-
ten und Kraxenmachen zugesehen. Sein Opa
starb, als der Bub erst 9 Jahre alt war, doch das
Bild vom immer entspannt wirkenden Opa
hatte sich tief eingeprägt. Herr Eisel wurde
LKW-Fahrer und Buschauffeur, das Bild vom
Handwerk
Andreas Braunendal
Großvater verblasste mit den Jahren. Dann
überspannte der knapp 50jährige den Bogen
und ein massives Burnout setzte ihn außer
Gefecht. Nach mehrmonatiger Therapie
fühlt er sich heute noch nicht imstande, der
Belastung einer geregelten Vollzeitbeschäf-
tigung nachzugehen. Doch während der
Ergotherapie kam er zufällig in Kontakt mit
einem Korbflechter und die Bilder vom in
sich ruhenden Großvater stiegen in ihm
hoch. So besuchte er erst Kurse in Feldbach,
später perfektionierte er das alte Handwerk
beim letzten österreichischen Korbflecht-
meister
Toni Hebenstreit
.
Irgendwann war die Terrasse voll mit Kör-
ben und seine Frau meinte, jetzt müsse etwas
passieren. Also meldete Herbert Eisel die
Gewerbe der Korbflechterei und der Likörer-
zeugung – seine zweite Leidenschaft – bei der
Wirtschaftskammer an. Zu jung für die Früh-
pension fühlte er sich mit 50 sowieso. Heute
gibt er selbst Kurse und verkauft seine Körbe
und Liköre in kleinen, feinen Geschäften wie
dem Genussladen in Gratwein.
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