Jegg-Life plus September 2015 - page 35

JEGG-Life plus 2015
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JEGG: Sie sagen, die EXPO soll kein Nach-
folgeprodukt der einstigen Landesausstel-
lungen sein, dennoch die Regionen von
ihren innovativen Seiten und einen Quer-
schnitt über maßgebliche Einrichtungen
zeigen. Wie geht das zusammen?
Buchmann:
Die EXPO wird ein völlig ande-
res Format sein, als es die Landesausstellun-
gen waren. Wir wollen die Stärken der Stei-
ermark in den unterschiedlichsten Bereichen
zeigen.
Sie betonten auch, mit der EXPO die Steier-
mark im internationalenKontext darstellen
zu wollen – auch mit außergewöhnlichen
Produkten. Also eine Art Wirtschaftsschau
mit kulturellem „Mascherl“?
Buchmann:
Die Wirtschaft wird natürlich
eine Rolle spielen, ist aber keineswegs der
einzige Inhalt der Steiermark-EXPO. Es
geht auch um Stärken und Entwicklungen
der Steiermark in anderen Bereichen, von
der Wissenschaft über den Sport bis hin zur
Kulinarik oder der einzigartigen steirischen
Landschaft. Das alles wollen wir mit Mitteln
der Kunst umsetzen.
Was sollen konkret die Inhalte dieser
EXPO sein, inwieweit werden dabei auch
heimische Kunstschaffende Teil der Initia-
tive sein?
Buchmann:
Die Steiermark ist eine führende
Innovationsregion in Europa. Warum das so
ist, wollen wir im Rahmen der EXPO zeigen.
Diese soll ein Schaufenster der gesellschaft-
lichen Entwicklung der Steiermark sein.
Neben wirtschaftlichen und sozialen Inno-
vationen sind etwa auch Arbeitswelten der
Zukunft oder Integration mögliche Themen.
Mein Ziel ist es, dass heimische Künstlerin-
nen und Künstler wesentliche Protagonisten
der EXPO sind, die die Inhalte etwa in Form
von Kunstprojekten präsentieren.
Interview mit LR Dr. Christian Buchmann
zur geplanten Steiermark-EXPO
Die (auch parteipolitisch) kritische Stim-
men ihres Vor-Vorgängers als Kulturlan-
desrat, Kurt Flecker, sagt, was derzeit in der
Steiermark von kulturpolitischer Seite pas-
siert, ist völlig ziel- und absichtslos – man
spürt, die Politik will nichts. Was antworten
Sie darauf?
Buchmann:
Mir geht es darum, Initiativen
zu setzen und Projekte zu unterstützen, die
künstlerisches Schaffen und damit die Künst-
lerinnen und Künstler stärken. Deshalb habe
ich beispielsweise auf vielfachen Wunsch von
Kunstschaffenden einen eigenen Internati-
onalisierungsschwerpunkt gestartet und in
diesem Bereich das Angebot deutlich ausge-
baut. Wir haben die Atelierprogramme des
Landes erweitert und neu ausgerichtet. Wir
unterstützen nun direkt die Künstlerinnen
und Künstler und investieren die Mittel nicht
in Infrastruktur. Auch die Erhöhung des Bud-
gets für die mehrjährigen Förderverträge ist
ein wichtiger Schritt zu Stärkung einer leben-
digen freien Kunst- und Kulturszene in der
Steiermark. Diese Beispiele zeigen, dass ich
eine klare Strategie zur Stärkung der Kunst-
und Kulturentwicklung in der Steiermark
verfolge. Wofür ich aber sicher nicht zu haben
bin, ist Geld auszugeben, das wir nicht haben,
sowie es Kurt Flecker getan hat. Er hat in sei-
ner Zeit als Kulturlandesrat das Kulturbudget
bis 2036 ausgegeben.
Aus dem Kulturbudget wollen Sie fünf Mil-
lionen Euro dafür bereitstellen, weitere fünf
Millionen wollen Sie in den Herbst-Budget-
verhandlungen von anderen Landesberei-
chen bekommen. Hängt es davon ab, ob die
EXPO überhaupt kommt?
Buchmann:
Ich habe immer gesagt, dass die
Steiermark-EXPO nicht aus dem Kultur-
budget finanziert werden kann. Es muss ein
klares Bekenntnis der gesamten Landesre-
gierung dafür geben und die Mittel müssen
aus dem allgemeinen Budget bereitgestellt
werden. Die Budgetverhandlungen werden
also darüber entscheiden, ob wir das Projekt
umsetzen können.
Ihre Internationalisierungs- und Regio-
nalisierungs-Ansage zur EXPO kritisier-
te jüngst Astrid Kury, die Präsidentin der
Akademie Graz. Sie findet seltsam, dass
Kultur- und Wirtschaftsressort (bei ihnen)
verbunden sind und folgert daraus, dass
Kultur aus politischer Sicht nur am Rande
existiert. Ist das so?
Buchmann:
Nein, keineswegs. Ich bin da-
von überzeugt, dass es zahlreiche Synergien
zwischen Wirtschaft und Kultur gibt und
beide Bereiche wechselseitig voneinander
profitieren können. Dazu möchte ich beitra-
gen. Deshalb habe ich zum Beispiel 2013 den
Maecenas in der Steiermark wieder belebt.
Wir holen Unternehmen vor den Vorhang,
die sich vorbildlich im Kultursponsoring en-
gagieren und schaffen damit ein verstärktes
Bewusstsein bei anderen Unternehmen, sich
ebenfalls zu engagieren.
Also: wann wird es diese „Steiermark
EXPO“ in der Tat geben, in welchen zeitli-
chen Intervallen und in welchen Regionen
der Steiermark?
Buchmann:
Aus meiner Sicht sollte die
EXPO alle zwei oder drei Jahre stattfinden
und zwar jedes Mal in einer anderen steiri-
schen Region.
Die Aussagen von LR Buchmann haben Kreative
der Region wachgerüttelt. JEGG lud daher zu
einem Experten-Forum. Was dabei herauskam,
lesen Sie auf den nächsten beiden Seiten. ->
Kultur
Erich Cagran
Foto: Fotatelier Robert Frankl
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