Jegg-Life plus September 2015 - page 38

JEGG-Life plus 2015
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Und nun zum Wetter: Es bleibt auch die
nächsten Tage heiß! So sagte es Christa
Kummer heuer viele Tage lang im ORF.
Man spricht vom heißesten Sommer aller
Zeiten – bei uns und welt-
weit. Warum das so ist, sagt
uns der Klimaforscher Dr.
Gottfried Kirchengast im
ausführlichen Interview.
Arbeitende Menschen stöhn-
ten wochenlang. Rettung
und Spitäler hatten Hochsai-
son. Ältere und kranke Men-
schen kollabierten zu Hauf.
Urlauber in südlichen Des-
tinationen nannten das Meer
eine „warme Badewanne“.
Eis- und Getränkeverkäufer
verzeichneten Umsatzrekor-
de. Und die Medien hatten
zumindest mit regelmäßigen
Rekord-Hitze-Meldungen
ihr Sommerloch gefüllt.
Die allgemein kolportierten „Rezepte“ gegen
die Hitze waren Allgemein-Rhetorik. Jeder
Mensch muss damit individuell umgehen, sa-
gen Mediziner. Wie geht MMag. Dr. Christa
Kummer, Österreichs bekannteste Wetter-
„Prophetin“, damit um? Am Bildschirm hat
sie leicht lachen – aus einem gut klimati-
sierten Studio.
Selbst mag sie
die Hitze gar
nicht. „Sonnig
bei 25 Grad
mit
etwas
Wind – das ist
mein Wetter“.
Privat
aller-
dings hat die
leidenschaft-
liche Fliegen-
fischerin- im
Gegensatz zur
Sonne, Sommer,
Blitz & Donner
Menschen und Leben
Erich Cagran
ORF-Modelinie – ein besonders „cooles“
Outfit: „Im Ganzkörper-Kondom (die bis zur
Hüfte reichenden Stiefel) im fließenden Ge-
wässer stehen – da läßt sich´s gut übersom-
mern…“ .
Juli 2015:
Weltweiter Hitzerekord
Fürwahr: Hierzulande hat es
seit Beginn der Aufzeichnun-
gen noch nie so viele derart
heiße Tage gegeben, wie im
Juli. Ebenso im August. Auch
wenn die Rekordtemperatu-
ren in Österreich mit jenseits
der 40 Grade nicht geknackt
wurde: So viel Sommer-
Sonne ist atypisch für unsere
Breiten. Laut US-Wetteramt
NOAA wurden weltweit in
den ersten sieben Monaten
dieses Jahres alle Rekorde
gebrochen. Seit Beginn der
Aufzeichnungen 1880 ist der Juli 2015 der
heißeste Monat auf der Erde gewesen. Und
zwar mit 16,61 Celsius. Was harmlos klingt,
ist aber der weltweite Mittelwert – mitsamt
dem Winter auf der Südhalbkugel.
Antworten vom Experten
Womit wir beim viel dis-
kutierten Treibhaus-Effekt
wären. Und beim Leiter
des international renom-
mierten Wegener-Instituts
der Universität Graz, Dr.
Gottfried Kirchengast. Der
in Graz-Andritz lebende,
international höchst an-
erkannte
Klimaforscher
nahm sich während seines
Urlaubs Zeit für die nach-
folgenden Fragen.
Herr Professor, Ende der Juli-Hitzewelle
hatten Sie bereits von Temperaturen von
drei Grad über dem Mittelwert vor 1980 in
unseren Breiten gesprochen. Die August-
Hitzewelle wird diesen Wert vermutlich
weiter verstärken, sodass 2015 schon wieder
ein besonders heißer Sommer wird. Wird
dieses Niveau die nächsten Jahre anhalten
oder gar noch weiter ansteigen?
Dr. Kirchengast:
Der langfristige Trend zu
immer wärmeren Sommern wird auch in Zu-
kunft anhalten, wobei einzelne Sommer auch
mal unterdurchschnittlich sein können. Ins-
gesamt werden aber die überdurchschnittlich
warmen Sommer überwiegen und besonders
auch Hitzewellen weiter zunehmen.
Wodurch begründet sich diese, für uns
Menschen ungewöhnliche Hitze – ist es das
viel zitierte – und geschmähte Treibgas al-
leine oder spielen andere Faktoren auch
eine Rolle?
Dr. Kirchengast:
Ja, die hauptsächliche Kraft
hinter diesen in den letzten Jahrzehnten
häufiger gewordenen Hitzewellen ist der vo-
ranschreitende weltweite Klimawandel, der
sich bei uns im Südosten Österreichs deut-
lich auswirkt. Und der, auch wenn natürli-
che Schwankungen mit eine Rolle spielen,
überwiegend von den menschgemachten
Treibhausgasen angetrieben wird, wie wir
mittlerweile mit hoher Sicherheit wissen.
Die immer neuen Hitzerekorde sind Warnsi-
gnale dieses Wandels, wie etwa der Juli 2015
der an unserer Klimastation der Universität
Graz der wärmste Juli seit Beginn der Mes-
sungen 1837 war.
Dr. Gottfried Kirchengast: „Mögliche Klimaver-
schiebungen lösen Beunruhigung aus“.
Foto: Uni Graz
Lustiger Kommentar von Christa
Kummer: Im „Ganzkörper-Kon-
dom“ in fließendem Gewässer
übersommern...
Fotos: Cagran
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