Jegg-Life-Magazin November 2015 - page 56

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Als Graz noch die Hochburg des heimi-
schen Tanzsports war, gab es der Glanzlichter
mehrere. Eines, das in den „Sechzigern“ am
hellsten strahlte, das waren die Hasenhüttl´s.
Wahre Sportlegenden, wie wir sie ehrwürdig
nennen. Dabei sind sie bis heute (Tanz-)fit,
wie viele Junge nicht. Und mit einem Schmäh
ausgestattet, den die heute nur noch verbis-
sen auf Erfolg fokussierten Tänzer allesamt
vermissen lassen; auch die Erfolge. Darüber
kann auch die x-beliebigste ORF-Staffel der
„Dancing Stars“ nicht hinwegtäuschen.
Bis zur Weltmeisterschaft
Die Hasenhüttl´s waren Senkrechtstarter.
Ingrid, das scheinbar federleicht über das
Parkett schwebende Püppchen aus der Tanz-
schule Eden und Gilbert vom Tanzclub Blau/
Orange fanden 1963 zusammen. „Fast zufäl-
Und sie tanzen
immer noch…
Wer ihnen etwas vortanzen will, muss was draufhaben. Viel sogar. Gilbert und Ingrid
Hasenhüttl waren Staatsmeister in den latein-amerikanischen Tänzen und Semifina-
listen bei der Weltmeisterschaft. Legendär, vor genau 50 Jahren.
lig“, wie der Perfektionist Gilbert bemerkt.
Aber: „Ingrid hatte so etwas wie Rhythmus
im Blut und in den Beinen“. Ergo dessen:
Beim allerersten gemeinsamen Antreten
beim Turnier in Bad Gleichenberg wurden sie
steirische Meister. Ein Erfolg, der nach mehr
verlangte. Das Training wurde intensiviert,
der Lohn folgte 1965.
Genau 50 Jahre sind es heuer, dass bei den
Staatsmeisterschaften im Grazer Kammersaal
auf der Anzeigetafel vor den Namen Gilbert
und Ingrid Hasenhüttl die Eins aufleuchtete.
Geschafft – auch die damit verbundene Qua-
lifikation für Europa- und Weltmeisterschaf-
ten. Reichte es bei der EM in Kopenhagen
„nur“ für Platz 8, zogen die beiden aus Graz-
Andritz bei der Weltmeisterschaft in Bremen
ins Semifinale ein. Nicht schlecht für lupen-
reine Amateure, die Ingrid als junge Mode-
boutique-Chefin am Grazer Hasnerplatz
(ehemals: Kuzma-Moden) und Gilbert im
mittleren Management einer Versicherung,
waren. Ja, sogar zum Heiraten blieb ihnen
zwischen Trainings und Turnieren noch Zeit.
Zu kreativ für Wertungsrichter
Doch die Ernüchterung folgte sogleich. Bei
der Titelverteidigung in Österreich sind sie
„eingefahren“. Die eigene choreografische
Kreativität wurde ihnen zum Verhängnis.
„Für unseren Spezialtanz, die Rumba, hatten
wir die für damals neue Schrittabfolge der
Cuban-Rumba importiert, perfekt trainiert –
damit aber nicht reüssiert. Die Wertungsrich-
ter in Linz kannten diese internationale Ver-
sion noch nicht und bewerten den Tanz mit
nicht genügend“, lächelt Gilbert heute. Die
später zu trauriger Bekanntheit gewordenen
Grazer Stadt-„Rivalen“ Heinz Kern/Helga
Theissl wurden dadurch Meister. Und Ingrid
kurz darauf schwanger. Ihr letztes interna-
tionales Turnier tanzten sie Anfang 1967 in
München. Bald darauf kam Sohn Ralph zur
Welt. Ja, jener Ralph Hasenhüttl, der derzeit
als Fußballtrainer mit dem FC Ingolstadt in
der Deutschen Bundesliga für Furore sorgt.
(JEGG-Life berichtete ausführlich).
Sportlegenden
Erich Cagran
Kammersaal 1965: Hasenhüttl´
s – Staatsmeister
in den lateinamerikanischen Tänzen
Die „Hasi-s“ – 50 Jahre danach…
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