Jegg-Life-Magazin November 2015 - page 46

JEGG-Life plus 2015
46
Holz voller Leben
Je älter, desto wertvoller: Erst in alten und abgestorbenen Bäumen zieht vielfältiges
Leben ein. Alt- und Totholz sind Kinderstube und Nahrungsquelle zahlreicher Tier-
arten.
Man findet sie noch. Uralte Baumriesen mit
zerfurchter Rinde, moosbewachsenen Baum-
stämmen, ausladenden, morschen Ästen und
dürren Zweigen. Eine Rarität, auf die man
bei Spaziergängen oder Wanderungen zufäl-
lig trifft. Man steht mit Ehrfurcht davor und
staunt über den oft bizarren Wuchs, die gi-
gantische Höhe und den mächtigen Umfang
des knorrigen Stammes. Der Anblick solcher
Raritäten wird jedoch immer seltener. Alte
und abgestorbene Bäume sind in unseren
Wirtschaftswäldern kaum mehr zu finden.
Wertvoller Lebensraum
Der ökologische Wert eines Baumes steigt mit
seinen Lebensjahren. „Tiere, die in unserer
Naturschutzbund
heutigen von Nutzung geprägten Landschaft
auf alte Bäume angewiesen sind, zählen zu
den am stärksten gefährdeten Arten. Alt-
und Totholz sind unersetzbarer Lebensraum
für zahlreiche Arten“, so Professor Johannes
Gepp vom Naturschutzbund Steiermark.
Erst im hohen Alter haben Bäume Hohlräu-
me, Astlöcher und Nischen, die vielen Vögeln
als Brut- und Ruheplatz dienen. Zu den Höh-
lenbrütern zählen neben Kleiber und Meisen
auch Eulen und Käuze. Allen voran die große
Familie der Spechte, die sich ihre Höhlen sel-
ber in das Holz zimmern. Zu den bekannten
Arten gehört der Bunt,- Schwarz- und Grün-
specht. Der selten gewordene Grauspecht ist
bereits EU-geschützt.
Säugetiere, wie Siebenschläfer, Baummarder
und Fledermäuse machen es sich in Baum-
höhlen bequem. Die Haselmaus verbringt
darin ihren Winterschlaf. Auch Hornissen,
Wespen- und Bienenarten zählen zu den
Altbaumgästen, sie überwintern in Rissen
und Spalten. Abgebrochene, morsche Baum-
stämme werden von zahlreichen Käferarten,
die das tote Holz für ihre Larven brauchen,
besiedelt. Zu den Holzbewohnern zählen der
prächtige Alpenbockkäfer und der Hirschkä-
fer bedrohte, EU-geschützte Arten.
Altholzstrukturen im eigenen Garten
Das Motto für den vielfältigen Garten: Wild-
nis zulassen. Bei den Herbstarbeiten nicht
zu sehr aufräumen. Optimal sind wilde und
unordentliche Plätze und Ecken. Alte Obst-
bäume sollen hier stehen bleiben, damit sie
vermorschen können. Abgeschnittene Baum-
stämme könnte man mit Kletterpflanzen, wie
Waldrebe oder Efeu, überwuchern lassen.
Baum- und Strauchschnittmaterial, vermischt
mit Laub, bieten vielen Wildtieren, wie zum
Beispiel dem Igel oder der Blindschleiche,
Unterschlupf und Winterquartier.
Als Gestaltungselemente können heimische
Wildsträucher, wie Holunder oder Schleh-
dorn gesetzt werden. Kleinstrukturen mit
Verstecken und Nischen machen den Haus-
garten für Wildtiere attraktiv. Auch Totholz
in Form von Wurzelstöcken ist zudem sehr
dekorativ und trägt zum Artenschutz und zur
Steigerung der Biodiversität bei.
Hirschkäfer und Buntspecht
Fotos Naturschutzbund
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...60
Powered by FlippingBook