Jegg-Life-Magazin November 2015 - page 48

JEGG-Life plus 2015
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Gerade richtig zur Vorweihnachtszeit: Märchenhaftes für alle Mädchen, Buben und
Junggebliebenen... Nach einer schier unglaublichen aber wahren Begebenheit, erzählt
von Helmuth Schwischay
Schnurrebarts Geheimnis
Es war einmal ein wunderschöner, junger und kräftiger schwarzer Kater. Trotz seiner Ju-
gend lag ihm bereits ein großer Teil der Katzenwelt in seinem Katzenreich zu Füßen. Und
da er keine Stadtkatze war, umfasste sein Revier mehrere Täler und Berge, die, da sie aus
Kalkstein waren ganz nebenbei auch noch jede Menge an Unterschlupf boten.
In der Welt der Menschen hätte man
unseren Kater ganz sicher Schnur-
rebart genannt und da er
nicht wie heute meist üblich
in einem behaglichen Heim
bei einer Menschenfamilie zu
Hause war, hatte er noch selbst
für alles zu sorgen. Mäusejagen
gehörte sozusagen zum täglichen
„Geschäft“, denn Katzenfutter aus
dem Supermarkt war in seiner
Welt unbekannt und außerdem, wo
hätte er denn das dazu notwendige
Geld hernehmen sollen?
Obwohl also Schnurrebart für seinen Lebens-
unterhalt selbst zu sorgen hatte, blieb noch
genügend Zeit für das typische, täglich mehr-
malige Katzennickerchen – eben ganz nach
Katzenart. Da träumte er dann von Feld- und
Spitzmäusen aber auch von der großen weiten
Welt. Wie ihr ja sicher alle wisst, reicht einer
Katze für gewöhnlich ja ein aus menschlicher
Sicht recht überschaubares Stückchen Erde.
Da sich unser Prachtexemplar diesbezüglich
ein wenig vom Rest der großen, weltweiten
Katzenfamilie unterschied, hatte er aber auch
einen etwas weiteren Horizont (Wie schon
erwähnt: mehrere Täler und Berge!), was be-
kanntlich ja nie schadet. Schon gar nicht war
er ein oberflächlicher Typ!
Ihr habt es jetzt sicher schon erraten: Wer
nicht nur oberflächlich ist, der geht eben ein
wenig in die Tiefe – und das nicht nur im
übertragenen Sinn. Da Katzen nicht nur bei
Tageslicht, sondern vor allem in der Nacht,
beziehungs-
weise
im
D u n k e l n
viel
besser
als wir Men-
schen
sehen
können,
erschlie-
ßen sich ihnen Welten, die
sich unsereiner kaum vorstellen
kann. Ja, das war ganz die Spezi-
alität unseres Schnurrebarts: Kei-
ne Höhle bleib von seiner Neu-
gier verschont. Da er noch dazu
sehr mutig war, führten seine Aus-
flüge oft bis tief in die Erde hinein:
Pardon, gemeint sind natürlich die
Öffnungen in den Kalkfelsen.
Es übersteigt fast unsere menschliche Vor-
stellungskraft, was es dort so alles gibt: Ein-
mal, vor vielen, vielen Jahren gelangte der
Kater durch ein imposantes Höhlenportal
in eine nach innen abfallende Eingangshal-
le mit mächtigen bemoosten und von Algen
überwucherten Sintersäulen, eigenartig an-
mutenden Gebilden aus Kalk. Doch nach
dieser „Halle“ waren auch die letzten Res-
te von Tageslicht vom ewigen Dunkel ver-
schluckt. Auch für Schnurrebart war nicht
mehr alles im Detail erkennbar und so war
er hier letztlich in einer Art „Fantasiehalle“ in
der er seinen Gedanken und seiner Vorstel-
lungskraft freien Lauf lassen konnte. Für ihn
befand sich hier ein wahrer Urwald von ei-
nigen tausend Tropfsteingebilden mit beson-
ders ausdrucksvollen Figuren: Er fand dort
feine Kalkkorallen, hauchdünne, weiße und
farbige Vorhänge, glasklare Kristalle und fun-
kelnde Kristallsäulen. Aber auch zahlreiche
Knochen von Höhlenbären aus grauer Vor-
zeit zeigten ihm, dass auch in diesem, seinem
soeben entdeckten geheimen Reich Vorsicht
geboten sei. Es gab sogar noch viel Unglaub-
licheres zu sehen: Sein ganz (kater-)per-
sönliches „Zauberreich“ und „Seeparadies“,
deren formenreiche, bizarre Vielfalt es mir
mit menschlichen Worten kaum möglich ist
zu beschreiben.
An der tiefst gelegenen Stelle „seiner“ Höh-
le wuchsen schließlich aus der türkis-grün
schillernden Wasserfläche einer Höhlen-
seelandschaft alabasterweiße Tropfstein-
gebilde und Sinterinseln empor, umrahmt
von prunkvollen Uferwänden. Schnurrebart
wusste, dass er einen der schönsten, gehei-
men Plätze auf unserem Planeten von jetzt an
sein Reich nennen konnte.
Und wenn ihr ihm und
mir trotz einiger foto-
grafischer Beweise nicht
glauben solltet, dann
empfehle ich euch zu goo-
geln…
Märchenstunde
Achtung:
Die Hundewaschanlage hat
durchlaufend über die Wintermonate
geöffnet!
Fotos: Fotolia (2)
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