Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 9

Jegg-Life plus 2016
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und Ökologie ...
Diese Werte sieht Günther Kräuter
heute längst wieder in Gefahr.
Grund: „Eine neue Industrieanlage im Aich-
feld und die sich vergrößernde Kraftwerks-
Kette zwischen Bruck und Graz. Die Mur ist
immer weniger ein gesunder Fluss, vor al-
lem die Fische brauchen freie Bewegung, die
fehlt, wenn Kraftwerk an Kraftwerk gebaut
wird“. Auch Professor Gepp erkennt in der
heutigen Wassergüte „keinen Top-Wert“ und
spricht dabei auch die Schlammablagerung
in den bestehenden Stauseen der Kraftwer-
ke an. „Nach Hochwässern bleibt der daraus
abgeschwemmte Schlamm in den Murauen
der Steiermark über Slowenien bis Kroatien
zurück. Dadurch wird das Fassungsvolumen
der Auffangflächen in den Auen immer ge-
ringer – dagegen müssen wir dringend etwas
tun“. Harnik-Lauris hält dagegen fest: „Das
Kraftwerk mit dem zugehörigen Kanal wird
sogar zu einer deutlichen Verbesserung der
Wasserqualität der Mur führen. Im Mittel
werden dadurch 50 Prozent der Schmutzwas-
serfracht aus dem Mischwassersystem von
Graz, die derzeit ungeklärt in die Mur gehen,
dann über die Kläranlage geführt werden.“
Der
Kraftwerks-Boom
Womit wir beim Kraftwerks-Boom wären.
Das Laufkraftwerk Friesach-Deutschfeistritz
ist seit gut zehn Jahren in Betrieb. In Stübing
ist ein 12 Megawatt-Kraftwerk geplant. In
Gratkorn ein 11 MW-Werk bereits geneh-
migt. Und in Graz sorgt die Anlage Punti-
gam ohnehin seit Jahren für Spannung. Was
zur Grundsatzfrage führt: Geht Ökonomie
vor Ökologie? Denn, so Kräuter, die Kosten
sind hier so hoch, weil extra ein Sammelka-
nal gebaut werden muss. Wie aber kommen
etwa die Stromkunden in Gratkorn, Deutsch-
feistritz oder Frohnleiten dazu, für diesen
Grazer Kanal mitzahlen zu müssen…?“ Inte-
ressensvertreter Harnik-Lauris leidenschaft-
lich: „Die Frage der Wirtschaftlichkeit ist na-
türlich eine wesentliche für Land und Bund.
Das ist ein hundertjähriges Projekt und dabei
stellt sich die Frage, wie geht die Steiermark
den Weg der Nachhaltigkeit weiter? Jede Ki-
lowatt-Stunde, die nicht verbraucht wird, ist
die beste. Wir als Energie-Steiermark haben
ein Kommitment unterschrieben, das ein kla-
res Nein zu Kraftwerks-Bauten in ökologisch
sensiblen und geschützten Bereichen sagt“.
Gepp und Kräuter unisono: „Ja, dieses Be-
kenntnis ist lobend zu erwähnen, aber nicht
zu schwer, weil ohnehin für die Energie Stei-
ermark uninteressant …“.
Neue Technologien –
j e t z t !
Prof. Gepp schlägt dazu vor (und erhält
grundsätzliche Zustimmung von Harnik-
Lauris, der in erneuerbarer Energie durchaus
Potential sieht): „Gebt doch das Geld, das ihr
für Wasserkraftwerke aufwendet für Solar-
Kraftwerke aus“. Und erhält grundsätzliche
Zustimmung von Harnik-Lauris, der in er-
neuerbarer Energie durchaus Potential sieht.
Jetzt wäre laut Gepp die Zeit, neue Techno-
logien anzugehen. „Wir haben ja mit der An-
dritz AG und Elin die nötigen Unternehmen
im Land. Zuerst gilt es aber, die heute teils
verwalteten Kraftwerke zu erneuern, anstatt
neue zu bauen“.
Das ist auch das Credo von Günther Kräuter,
denn darin liege viel Potential, das es zu heben
gelte. „Tatsache ist, dass es in der Steiermark
veraltete KW-Maschinen gibt, die teils nicht
annähernd das leisten, was möglich wäre“.
Kräuter erläutert, dass Kraftwerke grundsätz-
lich abzulehnen unsinnig wäre, obwohl es in
Österreich jedoch nur noch rund 7 Prozent
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Günther Kräuter
:
„Wo beginnt die
Schnittmenge von
Wirtschaftlichkeit
und Ökologie“?
Johannes Gepp:
„Gebt doch
das Geld für
Solar-Kraftwerke,
statt für Wasser-
kraft aus“
Urs Harnik-Lauris:
„Ich kann nicht
alles, was lückenlos
untersucht wurde,
neu hinterfragen“.
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