Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 19

Jegg-Life plus 2016
19
Die Wege des Herrn sind verschlungen, wie
auch die Lebensgeschichte Pater Martins
beweist. Als Sohn des Künstlers Gottfried
Höfler geboren, war das Stift Rein nie weit:
Das Atelier des Vaters war in Rein, auch die
Unterstufe des Gymnasiums besuchte der als
Clemens Höfler geborene Pater Martin hier.
Das Studium der Rechtswissenschaften und
der Philosophie blieb unvollendet, anstel-
le dessen entdeckte er seine eigene kreative
Ader und arbeitete 12 Jahre lang als Fotograf,
teils mit künstlerischen Projekten, teils in der
Werbung. Diese Liebe zur Fotografie ist ihm
bis heute geblieben. Aufgrund einer schweren
Erkrankung des Vaters kehrte er zurück in die
Steiermark und unterstützte Gottfried Höfler
in seiner Arbeit.
Völlig unvermutet, wie er sagt, ereilte Pater
Martin im Jahr 2008 über Nacht die Beru-
fung, ins Kloster zu gehen – nicht in irgend-
eines, sondern ins Stift Rein, dem er sich seit
seiner Kindheit verbunden fühlt. Seit damals
ist er nun Teil des Zisterzienserordens, in
dem das Klosterleben ganz nach dem Motto
ora et labora nicht nur die liturgische Zuwen-
Wirtschaftskompetenz im Stift Rein:
Pater Martin
Wir stellen vor
Andreas Braunendal
Der gebürtige Straßengler Clemens Höfler/Pater Martin ist ab 1. Juli 2016 der neue
Wirtschaftsdirektor des Stiftes Rein.
dung zu Gott, sondern auch die Vererdung in
der Arbeit bedeutet. Um seinen Beitrag leis-
ten zu können, entschloss er sich zu einem
Managementstudium der Grazer Universität.
Damit verfügt er nun über die besten Vor-
aussetzungen fachlichen für die neuen Her-
ausforderungen. Und diese sind beachtlich,
schließlich gilt es, das Unternehmen Kloster
so zu führen, dass es wirtschaftlich überle-
bensfähig ist. Grundlage dafür ist erstens der
Forst, der jedoch nach Sturm und Eisschaden
geschädigt ist und um akzeptable Holzpreise
kann man höchstens beten. Die zweite Säule
liegt im kontinuierlichen Ausbau des Klosters
als touristische Sehenswürdigkeit. Der dritte
Wirtschaftsbereich sind Miet- und Pachtein-
nahmen, etwa aus den historischen Sälen.
Laufende Mieteinnahmen aus den Räumlich-
keiten der Schule gibt es nicht, da hier mit der
Miete noch immer vor vielen Jahren geleiste-
te Investitionen zur Renovierung des Stiftes
gegengerechnet werden. Da die Schule mehr
Platzbedarf anmeldet und die alten Verträge
Graubereiche der Zuständigkeit offen lassen,
liegt hier eine zusätzliche Herausforderung
für Pater Martin.
Natürlich stellt sich auch die Frage, wie Öko-
nomie und Spiritualität zusammen gehen. Pa-
ter Martin erläutert: „Es ist unsere Verpflich-
tung, das Stift zu erhalten, wenn möglich für
die Ewigkeit – 900 Jahre haben wir ja bald
geschafft. Das setzt ökonomisch sinnvolles
Agieren voraus. Der spirituelle Zugang führt
aber zu einem nachhaltigeren und menschli-
cheren Wirtschaftsbegriff. Unser wirtschaftli-
ches Ziel es ja nur, in einem wertschätzenden
Umgang mit unseren Partnern lebensfähig
zu bleiben. Und da wir Mönche uns gemäß
unserer Regeln sowieso nicht persönlich be-
reichern können, entfällt auch die Gier als
Motor der Gewinnmaximierung.“
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...64
Powered by FlippingBook