Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 24

Jegg-Life plus 2016
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Faire Kinder, fairer Handel
Die VS Judendorf-Straßengel wurde als erste Fairtrade-Volksschule Österreichs zertifiziert.
Kinder als Multiplikatoren einer Idee: der Fairtradestand beim Elternabend
der VS Judendorf-Straßengel
Das Fairtrade-Logo
auf Bananen, Schokoladen, Fruchtsäften oder
Kaffee ist wohl bekannt. Was das ausgerech-
net mit heimischen VolksschülerInnen zu tun
hat, ist einfach erklärt: Fairtrade ermöglicht
es auf dem Weg der fairen Löhne, dass auch
Kinder in Afrika oder Fernost die Schule be-
suchen können statt mit den Eltern als Lohn-
sklaven in Plantagen, Nähereien und Ähnli-
chem zu enden.
Fairtrade-Partner-Projekt
Die Leherinnen Gabriele Brandner, Irmgard
Hörmann und Petra Hauser der VS Juden-
dorf-Straßengel nahmen daher die Anregung
einer Elterngruppe rund um Johanna Tent-
schert gerne auf und starteten imHerbst 2015
ihr Fairtrade-Partnerprojekt.
Fairtrade erlebbar machen
Die Fairtrade-Idee klingt nach komplexen
makroökonomischen
Zusammenhängen, die
man
Volksschulkin-
dern nur schwer nä-
her bringen kann. Auf
den ersten Blick. Auf
den zweiten Blick ist
das Fairtrade-Pickerl
auf der Jausenbana-
ne schon ein perfekter
Einstieg. Und natürlich
versteht jedes Kind das
gerne in die Schule geht,
Schulen
Andreas Braunendal
was es für andere Kinder bedeuten muss, auf
die Schule verzichten zu müssen. Ebenfalls
mitten in der Lebenswelt der Kinder war ein
Workshop über Fuß- und Volleybälle. An-
hand von Fairtradebällen (erhältlich z.B. im
Grazer Weltladen) lässt sich gut erklären, wie
der Freizeitspaß unserer Kinder dadurch er-
möglicht wird, dass Kinder andernorts Fuß-
bälle zusammennähen statt etwas zu lernen.
Kinder als Vorbilder
Dieses Schuljahr am Programm steht noch
ein Afrikaprojekt mit Fairtrade-Schwer-
punkt und natürlich wird die Idee auch an
den Lehrkörper und die Eltern weitergege-
ben. So gibt es auch im Konferenzzimmer
möglichst Kaffee und Tee mit Fairtrade-
Siegel und beim Elternsprechtag wird ein
Fairtrade-Stand aufgebaut. Nun hoffen die
drei Lehrerinnen, die zwei zweite und eine
dritte Klasse betreuen, dass weitere Klassen
dem Vorbild folgen und die Kinder die Idee
auch in ihre Familie tragen.
Es ist wohl Teil
der vielgerühm-
ten Schulautono-
mie, dass Schulen
Teile ihrer Aus-
gaben selbst ver-
walten „dürfen“.
Einem Bundes-
gymnasium wie
Rein gönnt das
Bildungsminis-
terium pro Jahr
rund
400.000
Euro. Davon fließt
der Großteil in Betriebskosten wie Strom,
Heizung und Wasser sowie in die Pacht des
Areals für den Unterricht, insgesamt etwa
256.000 Euro jährlich. Weitere 100.000 Euro
müssen jährlich für die Reinigung aufgewen-
det werden. Damit bleibt ein tatsächlich frei
verfügbares Jahresbudget von 44.000 Euro,
das für Reisekosten des Lehrkörpers (Sprach-
aufenthalte, Schikurse etc.), Verbrauchsmate-
rialien vom WC- bis zum Kopierpapier und
für Reparaturen herhalten muss. Zu reparie-
ren gibt es genug: Tische und Sessel, Schulta-
feln, Instandhaltungen von Türen und in den
Sanitärbereichen etc. Aufgrund der immer
mehr werdenden bürokratischen Auflagen
für Sicherheit, Hygiene und Co müssen auch
über 30 Wartungs- und Serviceverträge be-
dient werden.
Grundsätzlich wäre die Schu-
le bemüht, durch Sponsoring
zusätzliche
Einnahmequel-
len anzuzapfen, doch ist dies
aufgrund des strikten Wer-
beverbots an Schulen nicht
mehr möglich – denn ohne
Gegenleistung der Schule kei-
ne Sponsorenleistungen von
Unternehmen. Von allen an-
deren Einnahmen, die die
Schule erwirtschaftet, muss ein
erklecklicher Teil beim Bund
abgeliefert werden – von den
Einnahmen für 2015 waren es stolze 43%.
Dir. Renate Oswald: „Vor zwei Jahren hatten
wir noch mit Unterstützung der Eltern und
regionaler Sponsoren Beamer und interakti-
ve Tafeln anschaffen können. Das wäre heute
nicht mehr möglich.“
Parallel zu den laufend knapper werdenden
Mitteln tun sich laufend Bereiche auf, in
denen dringend Investitionen nötig wären,
um manchen Gegenständen den Unterricht
in geforderter Qualität aufrecht zu erhalten.
Betroffen sind insbesondere der Informatik-,
der Sport- und der Handarbeitsunterricht. In
einem der Informatiksäle ist die EDV-Aus-
stattung inzwischen zehn Jahre alt, die Rech-
ner also weit davon entfernt, den Ansprüchen
zeitgemäßer Software zu genügen. Die Schü-
ler verbringen mehr Zeit mit Software-Ab-
stürzen als mit Arbeit, auch die überalterten
Bildschirme fallen laufend aus. In den Turn-
sälen können immer mehr Geräte nicht mehr
verwendet werden, weil sie den Sicherheits-
bestimmungen nicht mehr entsprechen. Beim
Handarbeiten sind es alte, verrostete und
brüchige Werkzeuge, die ebenfalls zur Gefahr
werden. Jeder Versuch, bei den zuständigen
Verwaltungsstellen zusätzliche Geldmittel zu
erhalten, wird im Ansatz erstickt – die Prob-
leme und Sorgen werden angehört, Geld gibt
es aber keines, denn die Budgets sind einfach
zu gering bzw. fließen eben in die aufgeblähte
Bildungsverwaltung.
Also bleibt der Schule nichts anderes übrig,
als etwa einen Turnbeitrag einzuführen, der
ab dem nächsten Schuljahr von den Eltern
kassiert wird. Zwei Euro pro Kind und Jahr
sind nicht viel – aber ob die Instandhaltung
von Sportgeräten wirklich die Aufgabe der
Eltern werden muss, ist zu hinterfragen. Bis-
her zur Verfügung gestellte Werkzeuge wer-
den nun wohl ebenso die Eltern anschaffen
müssen und die Schülervertretung überlegt,
schulinterne Secondhandmärkte zu initiie-
ren, um Neuwertiges von Schüler zu Schüler
weiterzugeben. Der Elternverein moniert,
zeigt zwar Verständnis für das offenbar alter-
nativlose Vorgehen der Schule, meint aber:
„In jedem zweiten Satz sagt ein Politiker, wie
wichtig Bildung ist und das unsere Zukunft in
den Händen der Kinder liegt. Nun sehen wir,
wie ernst das alles gemeint ist.“
Geldsorgen im BG Rein
Das BG Rein kämpft mit zu geringen Finanzmittteln und muss jetzt sogar die Eltern
zur Kasse bitten.
Dir. Renate Oswald und MMag. Simon Hödl
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