Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 25

Jegg-Life plus 2016
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Die Unterbringung von Flüchtlingswerbern im Stift Rein zeigt die Vorteile kleiner Quar-
tiere. Seit Schulbeginn 2015 sind im Stift Rein bis zu zwölf Flüchtlingswerber unterge-
bracht – also Menschen, die darauf hoffen, als Flüchtlinge anerkannt zu werden.
Flüchtlingsquartier
im Stift Rein
P. August Janisch freut sich nicht nur über die
Lernbegeisterung, sondern auch über das
Interesse der Muslimen, immer wieder an
Gottesdiensten teilzunehmen.
Menschen & Leben
Andreas Braunendal
Pater August Janisch formuliert dazu einen
Satz, der in Österreich zurzeit selten gehört
wird: „Es ehrt uns Mönche, mit diesen Men-
schen konfrontiert zu sein.“ Bei den zwölf
Personen handelt es sich um Syrer, Iraker
und Afghanen, die bei der Einreise nach
Österreich registriert wurden, aber seither auf
den Beginn des Asylverfahrens warten. Unter
ihnen ein gelernter Friseur, ein Analphabet,
der gerade in unserer Schrift das Lesen und
Schreiben lernt und ein hochqualifizierter
Agrarökonom, der fließend englisch spricht.
Die Hauptbeschäftigung aller ist das Lernen,
das Bemühen sich der deutschen Sprache
zu bemächtigen ist laut P. Janisch beeindru-
ckend. Als besonders hilfreich erweisen sich
Smartphones als effiziente Übersetzungs-
hilfen zwischen arabisch, farsi und deutsch.
Die offizielle Betreuung erfolgt
durch die Caritas Steiermark
Die Flüchtlingswerber sind Selbstversorger,
das heißt, sie kaufen ihre Lebensmittel selbst
ein und kochen in der Gemeinschaftsküche.
Für Essen und Freizeit stehen jedem monat-
lich 110 Euro für Lebensmittel und 40 Euro
Taschengeld zur Verfügung. Einen vom Staat
gestellten oder finanzierten Deutschkurs gibt
es nicht. Täglichen Deutschunterricht gibt es
trotzdem – ehrenamtlich durch
Frau Irmgard Reiter, pensionier-
te Volksschullehrerin, ergänzt
um engagierte Lehrerinnen aus
dem BG Rein. Alle Frauen erklä-
ren, mit den Männern keinerlei
Probleme zu haben. Etliche Be-
wohnerInnen aus der Umgebung
kommen regelmäßig zu Besuch
– wie üblich hat sich die Küche
zum Ort der Kommunikation
entwickelt. Zusätzlich kümmert
sich die private Initiative Moch-
MaWos von Florian Peichler um
die Gruppe – einmal in der Wo-
che stehen sportliche Aktivitäten im Turn-
saal des BG Rein am Programm. Außerdem
finden sich in der Unterkunft inzwischen ein
Tischtennistisch und andere Sportgeräte,
ebenfalls von Familien aus der Gegend zur
Verfügung gestellt. Integrationsmaßnahmen
von Land und Bund gibt es keine – dafür
umso mehr Hilfe seitens der Bevölkerung.
Der tägliche Deutschkurs mit Fr. Irmgard Reiter
wird mit Begeisterung angenommen.
Fotos: Fotolia (2)
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