Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 20

Jegg-Life plus 2016
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JEGG: Wie werden Sie Ostern
erstmals als Bischof feiern?
Bischof Krautwaschl:
Das weiß ich noch nicht.
Fragen´s mich danach … (lacht)
Sie sieht man sehr oft lachen …
Bischof Krautwaschl:
Wie lautet ein Spruch:
Wenn man zum „z´wider Schauen“ 70 Mus-
keln braucht, zum Lachen aber nur zwei – wie-
so strengt man sich also an? Nein, Lachen ist so
mein Naturell – das hat was mit Ausrichtung
auf Zukunft zu tun. Und dass man Vertrauen
hat.
Ihre letzte Messe vor der Bischofsberufung
feierten Sie in Andritz, weil die Pfarre durch
die Zusammenlegung mit St. Veit seit Jahren
verwaist ist. Nur wegen Priestermangel?
Bischof Krautwaschl:
Ich bezweifle sehr, ob
wir einen Mangel haben. In der bestimmten
Form, wie Kirche bei uns über Jahrhunderte
gelebt wurde, haben wir einen Mangel. Aber
weltweit gesehen ist das ganz anders. Mangel
heißt ja, dass ich eine Bezugsgröße habe, von
der aus sich das bestimmt. Aber keiner fragt
sich, ob die Bezugsgröße richtig ist.
Bischof Wilhelm Krautwaschl:
„Wozu brauchen wir Priester?“
Ostern – das wichtigste Fest im christlichen Liturgiekreis. Ostern 2016 wird Bischof
Wilhelm Krautwaschl erstmals als Oberhirte der Diözese feiern. Wir trafen ihn vorher –
zu einem lockeren Gespräch über Gott und die derzeit so instabile Welt.
Also kein Priestermangel?
Bischof Krautwaschl:
Wenn ich das II.
Vatikanische Konzil ernst nehme und die
Taufe und Firmung, dann ist Kirche dort,
wo der Auferstandene ist. Dann brauche ich
Priester, um alle hinzuführen. Aber brauche
ich dazu so viele Kirchen, frage ich salopp?
Reduziert sich die Frage
somit auf die Gebäude?
Bischof Krautwaschl:
Das muss man
differenziert sehen. Das sieht man in der
Diözese Essen, dort wird jede dritte Kir-
che umgewidmet. Nach dem Krieg gab es
große Zuwanderungen aus Polen. Jetzt gibt
es diese nicht mehr.
In Bruck/Mur zum
Beispiel: Mein Vor-
gänger hatte sieben
Kirchen zu ver-
walten. Als Pfarrer
von Bruck hatte ich
dann fünf Kirchen
für 9.000 Leute.
Papst Franziskus hat jüngst in Mexiko
angedeutet, eine Änderung des
Zölibats wäre nicht auszuschließen.
Sind Sie damit einverstanden?
Bischof Krautwaschl:
Stellen wir uns zu-
nächst einmal die Frage: was ist Kirche? Und
wozu brauchen wir Priester? Ich merke im-
mer wieder, mich eingeschlossen, dass wir
alle in die üblichen Reflexe verfallen. Wir
merken nicht, dass immer mehr Leute sich
nicht mehr zu dieser Kirche bekennen. Wir
haben Wanderungsbedingungen, wir haben
keine Kinder mehr, wir haben keine katho-
lisch sozialisierten Kinder mehr, da müssten
wir mit Änderungen ansetzen. Was heißt das?
Die Fixierung ist sofort: wir brauchen mehr
Angestellte, Priester, Pastoralassistenten usw.,
damit wir den Betrieb aufrecht erhalten –
dann ändert sich gar nichts.
Sprechen Sie damit die
Amtskirche an?
Bischof Krautwaschl:
Da tu
ich mir auch schwer: was ist
Amtskirche? Das ist allge-
meines Priestertum. Das ist
die strukturelle Möglichkeit,
dass durch Hauptamtliche
in Kirchen kirchliches Leben
initiiert wird.
Das große Interview
Erich Cagran
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