Jegg-Life-Magazin Juni 2016 - page 16

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| Juni 2016 | Seite 16
Ja, es ist ein Art Hochsicher-
heits-Areal, was sich hinter den
Lärmschutzwänden der B 67 Am
Hartboden zu Gratkorn verbirgt.
Hier wird ein Teil der internati-
onalen Autozukunft „geschmie-
det“. Besser gesagt: getestet – bis
zur Serienreife. Den markanten
Hügel mit den zwei Fahrstreifen
umrundet ein Asphaltband mit
stationären Messgeräten aller
Art. Beeindruckend.
Die Strecke mit einer Gesamt-
länge von 1 km gibt der ganzen
Bandbreite modernen Autobau-
es Spielraum: leiseste Abrollge-
räusche von E-Mobilen bis zu
Beschleunigung auf bis zu 120
km/h. Erlebt beim exklusiven
Einblick während aktueller Test-
fahrten der aktuellen Neuent-
wicklung des „Hyper 200“. Ein
Geschoss auf Basis einer Alfa
Romeo-Karosserie. Unter der
Heckklappe und direkt über der
Hinterachse aufgebaut: Das 474
PS starke Aggregat mit nur 1,75
Teststrecke für
Auto-Weltmarkt
Gratkorn, südlich der Kaserne:
Ein Hügel mit zwei Fahrstreifen
ins Nichts. Oder?
Die Teststrecke von AVL-List – ein Herz-
stück des Automobilbaues, weltweit.
Wir bekamen diskret Einblick –
und den „Hyper 200“ vorgeführt:
474 PS auf Rädern.
Liter Hubraum für rund tausend
Kilo Gesamtgewicht.
Wir Bauen keine
ganzen Autos
„Wir entwickeln jedes Jahr einen
AVL-Konzeptmotor, der in ei-
nem handelsüblichen Serienfahr-
zeug verbaut wird. Ziel ist es, die
neuesten technischen Möglich-
keiten darzustellen, eingebaut in
eine beliebige Karosserie, die wir
ganz normal beim Händler kau-
fen. So wie den Alfa Romeo, in
dem nun das AVL-Herz namens
Hyper 200“ schlägt“, erklärt Urs
Gerspach, Leiter „Test Factory“
für Engineering und Technik
Antriebssysteme. „Wir bauen
aber keine Autos, wir beschrän-
ken uns auf unser Kerngeschäft,
den Antriebstrangs und deren
Komponenten“, so Gerspach. Er
ist gleichzeitig verantwortlicher
Manager dieser 2002 eröffneten
Teststrecke. Und er war bereits
deren Planer.
Diese Teststrecke in
Gratkorn ist eine Art
„Applikationsstrecke“.
Hier werden neben den Prüf-
stand-Ergebnissen die realen
Straßenversuche gefahren. Es
werden jene Kalibrierungen von
Fahrzeugen aller Marken vorge-
nommen, die längst auf unseren
Straßen fahren. Etwa Fahrzeuge
mit Motoren der EURO-Stufe
5, die auf EURO 6 aufgerüstet
werden. Die heutige Elektronik
macht dies möglich. Das Testen
auf gleicher Strecke macht das
subjektive Gefühl des Fahrers
durch direkten Datenzugriff via
Rechner im Auto sichtbar.
CRETA – eigene AVL-Software
Dazu hat AVL auch eine eige-
ne Software entwickelt. Denn
ohne Software bewegt sich kein
Auto mehr, egal, ob Benziner
oder Diesel, und erst recht nicht
die E-Mobile. Der Zündkerzen-
wechsel einstiger VW-Käfer, den
talentierte Bastler selbst machen
konnten, ist längst Geschichte.
Der Beruf des Entwicklungsinge-
nieurs hat sich vom klassischen
Verbrennungsentwickler weiter
entwickelt zum sogenannten Ap-
plikationsingenieur. Um einen
modernen Verbrennungsmotor
zu kalibrieren, müssen diese In-
genieure heute in der Lage sein,
mit mehr als 36.000 Parametern
umzugehen. Ohne Softwareun-
terstützung ist dies nicht mehr
möglich. Hierfür entwickelt und
vermarktet AVL eigene Software-
Werkzeuge wie zum Beispiel das
Kalibrationswerkzeug mit dem
Namen CRETA, das von vielen
Automobilfirmen
erfolgreich
verwendet wird.
„Real Driving Emissions“
Die Fahrzeugmontagehallen am
Testgelände – top secret. Aber
nicht nur die Fahrzeugmontage,
auch die 70 Prüfstände im AVL
Head Quarter in Graz stehen
von Erich Cagran
Fotos: Fotolia (1), Cagran (3)
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