Jegg-Life-Magazin Juni 2016 - page 22

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| Juni 2016 | Seite 22
Freilich, unter dem Begriff
„Smart Farming“ gibt es bereits
eine Reihe elektronischer Gehil-
fen in der modernen Landwirt-
schaft. Auch zur Überwachung
von Rindern auf der Weide. Fast
alles Geräte aus den USA, eini-
ge Innovationen kommen auch
aus Österreich. Erstmals aber
wird nun in Graz an einer Mul-
ti-Funktionalität geforscht und
getestet, die man so noch nicht
kennt. Ein Chip, den Tiere von
der Geburt bis zur Schlachtung
bei sich tragen, deren Daten in
Echtzeit online von jedem au-
torisierten Lesegerät aus jeder
Entfernung ablesbar sind, zum
Beispiel vom Tierarzt.
Für Lebensmittel-Sicherheit
Apropos Tierarzt: Martin Gru-
ber, Tierarzt in Semriach, war
es, der namens der Tierarzt-
Denkfabrik mit diesem Projekt
bei der UNI Graz anklopfte. Sein
Auf der Alm ka Sünd,
weil Kühe online sind
Der Tierarzt von Semriach
hat den Impuls gegeben, Wissenschaftler
und Agrarier hauchen der Technik die
Intelligenz ein. Ein Chip überwacht
Almtiere, dient zu Gesundheits-Präventi-
on und Katastrophenschutz.
Der Feldversuch startet heute.
Ansatz: die Daten jedes Tieres lü-
ckenlos zu erfassen und in einer
Datenbank zu speichern, etwa
im Veterinärinformationssystem.
„Das erleichtert den Papierkram,
schützt vor Schreibfehlern (etwa
bei
Untersuchungs-Protokol-
len, Anm. d. Red.) und macht
das Fleisch als Lebensmittel si-
cherer“. Letzteres machte den
REWE Konzern hellhörig – und
zu einem ersten potenten Part-
ner. Denn der Konzern will mit
seinem Konzept „Tierwohl“ den
Bio-Reinheitsgedanken zu neuer
Qualität erheben. Vor allem im
Vergleich zu bisherigen Zertifi-
zierungen.
Gütesiegel TTS
Seit diesem Ansatz im März
2016 ging es schnell. Grubers
Vorstellung fruchtete bei Univ.-
Prof. Gerhard Grossmann, dem
Leiter des Internationalen Wis-
senszentrum für Krisen- und
Katastrophenforschung am so-
ziologischen Institut der UNI
Graz. Unter dem Arbeitstitel TTS
(transparency tracking system)
wurden mit Partner Joanneum-
Research anhand zusammenge-
setzter, bereits vorhandener tech-
nischer Tools Prototypen von
Mini-Geräten entwickelt. Diese
gehen heute, am Tag des Erschei-
nens dieser Zeilen, in einen halb-
jährigen Feldversuch. Praxisge-
recht an freilaufenden Tieren
von der Landwirtschaftsschule
Grottenhof-Hardt unter Direktor
Johannes Schantl durchgeführt.
Parallel dazu wird im Rahmen
eines
sozialwissenschaftlichen
Lehrganges von 12 Studierenden
das kommende Wintersemes-
ter über Grundlagenforschung
betrieben. Die Ziele dabei sind
unter anderen: die vollständi-
ge Lebensgeschichte des Tieres,
Transportzeiten etc. inklusive.
Zum Muh der Kuh kommt ein Chip
im Ohr dazu …
von Erich Cagran
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