echt Life 2 2017 - page 34

Seite 34 | Juni 2017 |
echt L i fe
Streit ist ja nicht auf die soge-
nannte schönste Zeit des Jahres
beschränkt. Wie Paare Zoff aus-
tragen, entwickelt sich im Alltag.
Aber im Urlaub sehen wir uns
den ganzen Tag – nicht für alle
der Bringer. Also was tun, wenn
es fern der Heimat zwischen ei-
nem Paar donnert und blitzt? Da
müssen wir zuerst einen Blick auf
unsere Heim-Gewitter werfen.
Der Psychologe Yorck Herzberg-
von der H.-Schmidt-Universität
in Hamburg unterscheidet vier
Arten von Donnerwettern bei
Paaren – drei davon sind eher
suboptimal für die Beziehung,
also bitte abgewöhnen: Rück-
zug, ständige Nachgiebigkeit
und Streit als verbales Gemetzel.
Da wird es schon bei der Wahl
des Urlaubsziels oft schwierig.
Beim Wortgemetzel geht es
zwar rund, aber oft nicht um die
Sache, sondern um den persön-
lichen Sieg.
Hauptsache ich gewinne, ich
habe Recht. Gewinnt einer,
muss aber ein anderer verlieren,
bei diesem ist die Stimmung
dann voll im Sinkflug. Im ohne-
hin schon kurzen Urlaub kein
Beziehungsdoping.
Urlaubsgewitter
Laut einer Umfrage von Marketagent.com, schrieb die Kleine Zeitung, streiten zwei Drittel der
österreichischen Paare im Urlaub. Gestritten wird wegen der Alltagsprobleme, die wir in den Urlaub
mitschleppen, wegen zu hoher Erwartungen und weil die Paare unterschiedliche Vorstellungen vom
Urlaub haben. Aber – ein kleines Trostpflaster – im Urlaub versöhnen wir uns schneller.
Zahmer, aber ebenfalls ein Lie-
bestöter, ist der Rückzug. Gibst
du mir nicht, was ich will, bin
ich halt beleidigt und rede nicht
mehr mit dir. „Auf den Partner
wirkt das oft so, als interessiere
sich der andere gar nicht für den
Konflikt“, sagt Herzberg.
„Der G’scheitere gibt nach“ kann
manchmal passen, aber nicht im-
mer. Wenn ich nicht über meine
eigenen Bedürfnisse spreche, nur
um es der anderen Person recht
zu machen, erreiche ich Waffen-
stillstand, aber keine Lösung. Da
entwickelt sich in mir langsam
aber sicher Groll. Außerdem, auf
welche Art soll denn mein Schatz
herausfinden, dass ich gerne
nach Frankreich möchte, wenn
ich es nie sage. „Soll ich riechen,
was du willst?“, meint schon der
Volksmund.
Besser läuft es Herzberg zufol-
ge bei Paaren, die Kompromisse
eingehen. Diese Paare diskutie-
ren zwar auch darüber, ob sie
Wellness oder Abenteuer buchen
sollen, äußern ihre Wünsche aber
konkreter und einigen sich daher
eher. Dieses Jahr Luxushotel,
nächstes Jahr mit dem Rucksack
auf einem Weitwanderweg.
Im Urlaub muss alles passen –
Perfektion. Aber das Hotel ist
weit weg vom Strand, das Essen
nicht gerade für Feinschmecker,
die Zusatzangebote sind plötzlich
doch nicht „all inclusive“. Das
regt sie auf – Sie sind zu Recht
sauer! Aber wer bekommt das am
direktesten ab? Der Mensch, den
sie lieben undmit dem Sie auf Ur-
laub sind. Nix gut! Kleine Unan-
nehmlichkeiten können ein Paar
aber auch zusammenschweißen.
Stecken Sie sich gegenseitig mit
Humor an. Entdecken Sie an den
Dingen, die Sie ärgern, die zwei-
te Seite. Dann wird der langsame
Kellner zum Entschleunigungs-
experten, die schlechte Küche
zum Diätsanatorium, und den
weiten Weg zum Strand betrach-
ten Sie als Adventure-Trekking.
Das kann in der Erinnerung auch
noch für den einen oder anderen
Lacher sorgen.
Wenn Ihnen etwas nicht gefal-
len hat, bewerten Sie im Inter-
net das Hotel, das Restaurant,
den weiten Weg zum Strand
– aber nach dem Urlaub! Den
genießen Sie – auch wenn nicht
alles perfekt ist – für sich und
für ihre/ihren Liebste(n).
Kommen Sie erholt zurück.
Mag. Volker Schwarz
● Paarberatung
● „Auf Geht’s“-Coaching
● Systemische Aufstellungen
Kontakt: 0680 / 322 11 33
Leserfoto:
Volker Schwarz
Am südlichen Ende der mexikanischen Halbin-
sel Baja California, gegenüber dem Ort Cabo San
Lucas fließen der Pazifik und der Golf von Kali-
fornien zusammen. Das Wahrzeichen des Ortes
ist der 62 Meter hohe Felsen El Arco bzw. Arco
del Amor (ein beliebtes Reiseziel verliebter Paare),
auch als „Das Ende der Welt“ bekannt. Der Name
„Ende der Welt“ geht darauf zurück, dass, wenn Sie
von diesem Punkt aus eine Linie in den Süden zie-
hen, das nächste erreichbare Festland die Antarktis
ist – in 12.000 Kilometer Entfernung.
Kamera: Nikon E995
Belichtungszeit: 1/284 Sek.
Blendenzahl: F/7.5
Empfindlichkeit: ISO 100
Brennweite: 8mm
1...,24,25,26,27,28,29,30,31,32,33 35,36,37,38,39,40,41,42,43,44,...60
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