Jegg-Life-Magazin November 2015 - page 17

JEGG-Life plus 2015
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Hunde – nicht für die „Katz`
Zwei Wachdienste gibt es da, die keine Ge-
werbeberechtigung brauchen. Dafür aber
umso effizienter sind, als so manche techni-
sche Vorkehrung: Der Wachhund und die
aufmerksamen Nachbarn. Der mediale Chef-
Kriminalist Breitegger spricht aus Erfahrung:
„Rund 85 Prozent der Einbrecher werden
von Hunden ab- und zurückgeschreckt“. Sein
Beispiel aus einem konkreten Fall nach einer
Bandenfestnahme: Die Einbrecher hatten ein
Straßenverzeichnis bei sich. Darin waren all
jene Häuser mit NO markiert, wo ein Hund
war. „Für mich ganz klar, wie auch Ermittler
und Informanten bestätigen: Hunde sind für
Einbrecher, vor allem ausländische, eine po-
tentielle Gefahr und somit die bestmögliche
Sicherheit gegen Einbrecher“.
Auf Nachbarn zugehen
„Wachdienst“ Nummer zwei sind die Nach-
barn. „So schnell kann keine Polizei sein, wie
die Nachbarn“, tönt das Motto von Dr. Wo-
chesländer für gelebte Nachbarschaftshilfe.
„In unseremVillenviertel hatten wir jahrelang
immer wieder Hauseinbrüche. Wir rückten
zusammen. Adressen und Telefonnummern
wurden ausgetauscht, ebenso, wer wann auf
Urlaub fährt etc. Wahrnehmungen auffälliger
Vorgänge werden von jedem einzelnen sofort
der Polizei gemeldet – und den Nachbarn
weitergegeben. Aufkleber und Plakate „Ge-
sichert durch Nachbarn“ wurden angebracht.
Ergebnis: Seit 2 Jahren Null Einbrüche“. Üb-
rigens, so Wochesländer: „Das kostet nichts –
nur ein Zugehen auf den Nachbarn…“ Nicht
unerwähnt lässt Chefinspektor Dobida für
die Region Gratwein/Gratkorn: „Die Hälfte
der Bewohner kennt einander – das alleine ist
schon hilfreich für die aktive Wahrnehmung“.
Sofort die Polizei rufen
Die Aufklärungsrate der Polizei ist eine re-
lativ hohe, wie die Zahl der Festnahmen
beweist, stimmen Dobida und Breitegger
überein. Tendenz weiter stei-
gend. Alarmanlagen, gekoppelt
mit Videoüberwachung sind oft
hilfreich. Auch Kommissar Zu-
fall schlägt gelegentlich zu. Die
Spurensicherung der Polizei ist
jedoch das Um und Auf. Des-
halb, und nun sind wir bei den
Einbrüchen selbst, der dringen-
de Appell der Polizei: Wenn Sie
heimkommen, die Wohnungs-
türe steht offen oder sie erken-
nen beim Betreten des Hauses
Einbruchsmerkmale – sofort
die Polizei rufen, die Wohnung
nicht betreten oder das Haus so-
fort verlassen und nichts angrei-
fen. Was am Ende auch für die
Versicherung nicht unwichtig
sein kann.
Traumatisierte Opfer
Ruhe bewahren und richtig
reagieren - leicht gesagt. Denn eine solche
„Überraschung“ löst im Menschen ganz na-
türliche Stress-Symptome aus, manchmal
sogar Hysterie. Der Soziologe Gerhard Groß-
mann nennt die wissenschaftliche Erkennt-
nis, dass Menschen in Ausnahmesituationen
von drei einfachen Begriffen, die sie zwei Mi-
nuten davor gesagt erhielten, maximal einen
noch wissen. ImKlartext: Ein Einbruch ist für
den Betroffenen ein dramatisches Ereignis.
Viele sind danach traumatisiert. Das ist der
zumeist viel größere Schaden, als der mögli-
cherweise erlittene materielle. „Wir nehmen
eine Nachbetreuung in der Form zumindest
einer nochmaligen Kontaktaufnahme mit
dem Opfer vor“, so Dobida.
Polizei rund um die Uhr
Apropos rasch zur Stelle. Gerade in diesen
Tagen der allgegenwärtigen Flüchtlingswel-
le fürchten nicht wenige Menschen um ihre
örtliche Sicherheit. Nämlich, dass alle Polizei-
kräfte an der Grenze versammelt wären und
die Wachstuben unbesetzt bleiben. Dazu ein
klares Nein von Chefinspektor Dobida. Und
ein Bekenntnis zur vollen Ein-
satzbereitschaft, vor allem der
Sektorenstreifen. Dobida an-
hand eines aktuellen Beispiels:
„An einem Vormittag, also zu
einer eher ungewöhnlichen
Zeit, wird ein Einbruch am
Plesch gemeldet. Der Täter
wurde beim Weglaufen noch
gesehen. Von Gratwein aus
startete ein Streifenwagen, zwei
weitere Sektorenstreifen im
Außendienst fuhren sternför-
mig auf den Plesch. Der Ein-
brecher flüchtete zu Fuß in ein
abfallendes Waldstück, stürz-
te dabei und brach sich den
Knöchel. Die Festnahme war
in knapp einer halben Stunde
erledigt“, Soviel zur Verfügbar-
keit.
Gratis-Beratungsdienst
Verfügbar ist aber auch ein ganz wesentli-
cher Dienst der Polizei – noch dazu gratis:
Die kriminalpolizeiliche Beratung. „Speziell
in punkto Einbruchs-Prävention kommen
wir gerne zur Wohnungs- oder Hausbeschau,
um die Schwachstellen festzustellen und Si-
cherungs-Möglichkeiten mit den Bewohnern
zu besprechen. Anruf unter 059 133 genügt
– wir kommen ins Haus. „Zu spät dafür ist
es zwar nie – aber nach einem Einbruch viel-
leicht doch…“, so das Schlusswort von Chef-
inspektor Kurt Dobida.
Aufkleber und Plakate wirkten als Abschreckung:
seit 2 Jahren keine Einbrüche mehr
JEGG-Expertenforum im Gratkorner Kulturhaus:
(v.l.) Peter Wochesländer, Hans Breitegger, Kurt Dobida
Fotos: Erich Cagran (4)
„Es wird schon nix sein,
ist kein Motto – zum
Telefon greifen und
die Polizei rufen, sehr
wohl“
Hans Breitegger,
Chefreporter der „Kleinen
Zeitung“ und Doyen der
steirischen Kriminaljour-
nalisten
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