Jegg-Life-Magazin März 2016 - page 42

Jegg-Life plus 2016
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Es ist einfach unübersehbar, das Angebot an Kreuzfahrten steigt von Jahr zu Jahr.
Egal ob Sie einen der unzähligen Reisekataloge in diversen Super- oder Lebensmit-
teldiskontmärkten, Reisebeilagen von Tageszeitungen bzw. Magazine und Journale
durchstöbern oder einfach nur an Auslagen diverser Reisebüros vorbeikommen,
Kreuzfahrts-Werbungen sind omnipräsent.
Kritisch betrachtet
Helmuth Schwischay
Teilweise wird mit scheinbaren Superpreisen
um Kundschaft geworben und diese Preis-
schlachten erinnern dann schon ein wenig
an Kreuzrittertum, denn derzeit wird mit
nahezu allen Mitteln um „Kreuzfahrer“ ge-
rittert. Aber aufgepasst: Nicht alles, was auf
den ersten Blick günstig oder billig erscheint
ist es auch. Regelrechte Preisfallen sind bei-
spielsweise
meist
obligate Trinkgelder
(täglich(!) etwa zwi-
schen € 10 und € 15),
die einem oft erst bei
der Buchung bewusst
werden, sogenannte
Getränkepakete, die
proWoche durchaus €
150 + Steuern kosten
können (stark über-
höhte Preise für Getränke an Bord sind aber
auch nur eine dürftige Alternative: beispiels-
weise kosteten 0,75 Liter Mineralwasser in
der Kabine/Hausbar 5 Dollar) sowie die meist
nicht bedachten Preise für diverse Landaus-
flüge. So können aus einem Angebot (güns-
tigstenfalls ab etwa € 499 pro Kreuzfahrtswo-
che im östlichen Mittelmeer) oft dann so um
die € 1.000 pro Person und Woche werden.
Ab-Preise beinhalten zudem immer die nied-
rigste Kabinenkategorie (mitunter Innenka-
binen ohne Fenster), bei Kabinen mit Balkon
oder gar Terrasse ist mit saftigen Preisauf-
schlägen zu rechnen!
Jetzt aber genug geätzt! Und außerdem:
Wer schimpft, der kauft…
So zum Beispiel auch der Autor dieser Zeilen,
der sich nach jahrzehntelanger, hartnäckiger
Weigerung tapfer einer Kreuzfahrt stellte:
Flug Wien – Miami/USA, Cartagena/Ko-
lumbien, Colon/Panama+Kanal, Puntarenas/
Costa Rica, Puerto Quetzal/Guatemala, Pu-
erto Vallarta und Cabos
San Lucas/Mexico, San
Diego/USA – New York
– Wien
Kurzresümee: Klingt
gut, war gut 18 Tage,
€ 2.399
(+Nebenkosten)
Unser Schiff hatte Platz
für 3.000 Personen, da-
von 2.000 Passagiere.
Eine schöne Menge. Obwohl wir beim Ein-
schiffen in Miami alle unsere Fingerabdrücke
abgeben mussten und zusätzlich fotografiert
wurden, waren unsere „Wartezeiten“ stets
unter 5(!) Minuten. Organisation ist eben
alles und was tut man als Unternehmer in
US-Amerika nicht alles, um Zufriedenheit zu
generieren. Was am Schiff neben erwartbar
guter Küche so alles geboten wurde ist kaum
aufzuzählen:
Das Denken wird einem in dieser Zeit kom-
plett abgenommen, man braucht nur mehr
aus allen Angeboten zu wählen, was ohne-
dies schon schwer genug ist. Selbst die rei-
nen „See-Tage“ vergehen so, wie im Flug.
Randanmerkung zum Routing: Es war grob
fahrlässig, ohne einen einzigen Landgang
durch die Karibik zu fahren. Wer das wie ich
für idiotisch hält, soll eben aus Sicht der Ree-
derei ganz offensichtlich wohl eine Karibik-
Kreuzfahrt buchen …
Geschäft ist eben Geschäft. Cartagena in
Kolumbien konnte durch seinen kolonialen
Charme für entgangene karibische Impres-
sionen durchaus entschädigen. Next Stopp:
Colon/Panama. Warum ausgerechnet diese
kriminelle Kleinstadt (den Ausdruck „Stadt“
verdient sie nicht, da ich auf meinen vielen
Reisen kaum etwas heruntergekommeneres
gesehen habe) die Ehre hat, zu einem Stopp
für Kreuzfahrtschiffe zu kommen, kann nur
durch ihre Nähe zum Kanal sowie diverse
Ausflugsmöglichkeiten ab ebendort erklärt
werden. Ich jedenfalls habe mich zusam-
men mit meiner Gattin und zwei weiteren
Österreichern diversen Ausflugsangeboten
erfolgreich entzogen und bin aus „Unsicher-
heitsgründen“ ohne Kamera und mit nur we-
nig Bargeld sowie ohne Reisepass 3 Stunden
durch dieses schmuddelige, schmutzige Nest
spaziert. Zumeist ungläubige, mitunter aber
finstere Blicke seitens der Einheimischen be-
gleiteten uns dabei. Zweimal wurde ich ange-
sprochen, uns doch ein Taxi zu nehmen, denn
es sei hier für uns zu gefährlich. Da der Staat
Panama aber offensichtlich Angst davor hat,
dass Touristen etwas zustoßen könnte, wur-
den wir ab einer Entfernung von geschätzten
200 Metern vom Schiff von 2 Personen be-
schattet, die offensichtlich wie Bodyguards
unsere Sicherheit zu garantieren hatten.
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Kreuzfahrten
Fotos: Schwischay (5)
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