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| Juni 2016 | Seite 64
Rad-Artist, „Pop-
star“, Weltmeister
In der Tat: Peter Sagan war ei-
ner der lustigsten, lässigsten und
unkompliziertesten Gesprächs-
partner aus der Kategorie Welt-
sportler, den unsereiner je traf.
Der 26-jährige Slowake, der 2015
in Richmond (USA) Weltmeister
im 255-km-Straßenrennen wur-
de, gilt als „Enfant terrible“ der
Szene. Mit seinen langen Haaren
und bunten Brillengläsern er-
scheint er wie ein Popstar längst
vergangener Hippie-Zeiten. Ein
Star ohne Allüren.
Seine legere Art den Fans ge-
genüber stellt ihn weit über die
aalglatten Stars des Rennsports.
Völlig konträr zu Italiens Sprin-
terkönig Mario Cipollini, ge-
nannt die „Diva“, die Tour de
France Sieger Alberto Contador
und Chris Froome – alles Grö-
ßen ihres Faches, aber Zwerge
in der Publikums-Gunst. Das
macht ihn zum Außenseiter im
Rennzirkus. Von der Elite wird er
als Rüpel angesehen, von seinem
Team Tinkoff verehrt – wie ein
Weltmeister eben.
Wenn es den regierenden
Rad-Straßenweltmeister in die Büsche
am Fuße des Schöckel verschlägt, ist
sportlich was im Busch. Wir trafen Peter
Sagen. Und entlockten ihm einiges unter
dem Motto: Peter, sag an …
Sein Regenbogen-Trikot kam für
Insider nicht von ungefähr. Sagan
hat die letzten vier Jahre bei der
Tour de France das grüne Trikot
des besten Sprinters geholt, die
Californien-Rundfahrt gewon-
nen, war Sieger einer Bergetappe
der Tour de Suisse und, und. Ste-
fano, sein italienischer Teambe-
treuer frohlockt: „Peter ist einer
der komplettesten Fahrer der
Gegenwart“. Fürwahr: Seinen
WM-Titel bestätigte Sagan heuer
eindrucksvoll mit den Siegen bei
den Frühjahrs-Klassikern Gent
– Wevelgem und bei der 100.-
Flandern-Rundfahrt mit dem
berühmt-berüchtigten Ritt über
das Kopfsteinpflaster von Paris –
Roubaix.
von Erich Cagran
Peter Sagan – Straßenweltmeister 2015 in Richmond
Und was machte Peter Sagan
nach diesen Siegen? Er fährt mit
Frau und Hund im Wohnwagen
nach Stattegg – um beim Moun-
tain-Bike-Rennen zu starten.
Straßenweltmeister und Waldwe-
ge am Fuße des Schöckel – passt
irgendwie gar nicht. Für Peter
schon: „Das ist einfach zum Aus-
gleich – nur zum Spaß…“ Und
mit Startnummer 26 statt der 1.
Dazu sollte man wissen: Sagan
wird 2008 Junioren-Weltmeister
im Cross-Country, ehe er 2010
in den Profi-Straßenrennsport
einstieg. MTB nur zum Spaß?
Was so ja nicht wirklich glaub-
haft klang. Also fragten wir ihn
– und er antwortete brav. Und
spitzbübisch zugleich. In einem
Gemisch aus Englisch und Italie-
nisch, ähnlich wie Moto-GP-Star
Valentino Rossi.
Der Weltmeister mit
Startnummer 26 im Staub der
MTB-Strecke in Stattegg
Peter Sagan mit Gattin
(rechts vorne)
beim Relaxen vor dem
Wohnwagen
Fotos: Cagran (4)
