Jegg-Life-Magazin Juni 2016 - page 59

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| Juni 2016 | Seite 59
uns nach dem Essen nicht mehr
platt und müde.
Fabianek: Welche Lebensmittel
machen Euch persönlich glück-
lich? Habt ihr noch so etwas wie
ein „Lieblingsessen“?
Dahlke:
Ich mag sehr gern wär-
mende Curry-Gerichte – ansons-
ten viel frische Beeren und reich-
lich Obst.
Heyn:
Im schier endlosen Para-
dies der pflanzlichen Küche fällt
es mir wirklich schwer, mich zu
entscheiden. Ich würde sagen,
bunte Salate mit guten Dressings
und schokoladige Kuchen ma-
chenmich besonders glücklich ;-).
Fabianek: Karin, du gibst in-
zwischen auch Kurse im Be-
reich „Glutenfrei Backen“. Eine
Leidenschaft von dir?
Heyn:
Ja, das Backen von Brot
und Kuchen gehört, wie das
Kochen allgemein, zu meinen
Lieblingsbeschäftigungen. Und
da immer mehr Menschen er-
kennen, dass sie konventionelle,
glutenhaltige Brote nicht gut ver-
tragen, zeige ich ihnen in mei-
nem Kurs gerne, wie sie gesundes
und glutenfreies Brot schnell und
einfach zu Hause zubereiten kön-
nen.
Fabianek: Herr Dahlke, Sie ge-
ben auch viele Fastenkurse. Was
macht glücklicher? Das, was Sie
als „gutes Essen“ bezeichnen –
oder der Verzicht darauf?
Dahlke:
Beides gleichermaßen:
nach bewusstem Fasten kann
man gutes Essen ungleich besser
schätzen. Und gutes gesundes
Essen erleichtert seinerseits wie-
derum Fasten sehr, da die Entgif-
tung viel weniger stark ist, weil
nicht so notwendig. So wird Fas-
ten viel rascher zum Exerzitium
im spirituellen Sinn.
Fabianek: Sie ernähren sich, ihr
ernährt euch beide vegan. War-
um? Stand der gesundheitliche
Aspekt oder der ethische im
Vordergrund?
Heyn:
Ich hatte das Glück, in
einer vegetarischen Familie auf-
zuwachsen und nie totes Tier
essen zu müssen. Die Entschei-
dung vegan zu leben kam dann
als ich durch mein Umfeld mehr
darüber erfuhr und es auspro-
bierte. Besonders das Weglassen
von Kuhmilchprodukten zeigte
deutliche körperliche Verän-
derungen, denn ich verlor fast
10 Kilo Übergewicht und hal-
te seitdem mein Idealgewicht.
Viel bedeutender war für mich
aber die Erkenntnis, dass auch
für Bio-Kuhmilch kleine Kälber
von ihren Müttern getrennt und
geschlachtet werden, dass die
Tierindustrie Hauptfaktor für die
Klimaerwärmung ist und es ohne
Tierindustrie mehr als genug
pflanzliche Lebensmittel für alle
Menschen auf der Welt gäbe. Seit
ich vegan lebe, fühle ich mich
wirklich integer.
Dahlke:
Als ich vor ca. 45 Jahren
Vegetarier wurde, stand der tier-
freundliche und spirituelle As-
pekt im Vordergrund. Zu vegan
und zu „Peace-Food“ kam ich
vor allem aus Gesundheitsgrün-
den.
Fabianek: Sind Pflanzen letzt-
lich auch Lebewesen? Wie geht
es euch, wenn z.B. ein Gänse-
blümchen im Salat ist?
Dahlke:
Damit geht es mir sehr
gut, zumal ich eher auch noch
ziemlich wenig esse.
Wer so argumentiert müsste sich
erst recht pflanzlich ernähren,
denn um Fleisch zu produzieren
werden ca. zehnmal so viel Pflan-
zen verbraucht wie wenn man sie
direkt isst. Aber das ist in aller
Regel nach meiner Erfahrung so-
wieso nur eine Ausrede.
Heyn:
Natürlich sind Pflanzen
Lebewesen, ganz wunderbare
sogar. Pflanzen sind ganz anders
als Tiere. Grüner Salat wächst
wieder nach, wenn man ihm den
Kopf abreißt. Früchte wurden
von den Pflanzen so bunt und
lecker designt, damit Tiere und
Menschen sie essen und den Sa-
men verbreiten. Pflanzen verfü-
gen über Sensorik, doch für Ge-
fühle wie Angst fehlt ihnen das
zentrale Nervensystem. Das hat
die Natur sich gut überlegt, denn
wozu soll Angst dienen, wenn
man eh nicht wegrennen, -fliegen
oder -schwimmen kann? Daher
freue ich mich über Gänseblüm-
chen und Salat und bin dankbar
für die pralle Lebensenergie, die
sie mir schenken.
Fabianek: Herr Dahlke, Ihr
„Einstandswerk“ in puncto ve-
gane Ernährung ist das 2011
erschienene Buch „Peace Food“.
Du, Karin, bist Bloggerin nicht
nur im „Food-Bereich“, son-
dern auch was Nachhaltigkeit
und Bewusstheit betrifft. Eine
abschließende
Frage
dazu:
Kann man durch bewusste Er-
nährung einen Beitrag zum
Weltfrieden leisten?
Heyn:
Absolut! Nichts beein-
flusst die moderne Gesellschaft
so sehr wie unser Konsumverhal-
ten. Und da wir jeden Tag essen
und trinken, liegt hier schlicht-
weg das größte Potenzial. Mit ei-
ner veganen Ernährung schützen
wir effektiv Tiere, Menschen und
die Umwelt. Mit dem Kauf von
biologisch angebauten und regi-
onalen Lebensmitteln bewahren
wir unsere Natur und unsere lo-
kalen Bauern. Wenn es doch et-
was aus Übersee sein muss, z.B.
Kaffee oder Kakao, dann können
wir mit der Wahl von fair gehan-
delten Bio-Produkten zeigen,
dass Gerechtigkeit uns ihren
Preis wert ist.
Dahlke:
Da bin ich mir sicher,
denn wir könnten pflanzlich, laut
Angaben des UNO-Beauftragten
Jean Ziegler, leicht 12 Milliarden
Menschen ernähren, über Fleisch
aber eben nicht mal die aktuel-
len 7 Milliarden. Und obendrein
gehe ich auch davon aus, wie in
„Peace-Food“ begründet, dass
Fleischkonsum aggressiv macht
und insofern Kriege fördert.
Außerdem ist „Peace-Food“ auch
der beste Beitrag zum Umwelt-
schutz und Beitrag gegen die Kli-
ma-Katastrophe, die der Einzelne
leisten kann.
Zusätzlich glaube ich auch, dass
es der christlichen Kultur im
Sinne meines Lieblingsheiligen
Franz von Assisi gut anstehen
und dem persönlichen inneren
Frieden dienen würde, Frieden
mit den Tieren zu schließen. Und
das geht nur über vegane Ernäh-
rung.
Fabianek:
Herzlichen Dank für
das Gespräch!
Heyn, Dahlke:
Bitte gern.
Unsere Interview-Partner:
Dr. Rüdiger Dahlke
ist ein
auf dem Gebiet der ganzheitlichen
Medizin tätiger Arzt, Autor,
Seminarleiter. Er betreibt das
Gesundheitsressort
und Seminarzentrum
TamanGa in Gamlitz.
Ein Tee aus frischen Kräutern
mit Orangen- und Zitronenzeste
schmeckt warm und kalt
Karin Heyn
ist Bloggerin in Sachen
Ernährung, Nachhaltigkeit und
damit in Verbindung stehenden
weltweiten Projekten.
Links:
angefangen-aufzuhoren.de
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