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JEGG-Life plus 2015
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Das Wohnheim Toscana in Gratwein-Au, ge-
führt von
Günther Gruber
, beherbergt min-
derjährige Flüchtlinge. Sie haben es aus den
unterschiedlichsten
Krisenregionen der
Welt irgendwie nach
Österreich geschafft
und hoffen darauf,
hier als Flüchtlinge
anerkannt zu werden,
jedenfalls aber auf ein
menschenwürdiges
Leben. Sie erhalten
Unterkunft, Verpfle-
gung, Betreuung und 40 Euro Taschengeld
im Monat. Sind sie 18 Jahre alt, müssen sie,
da sie nicht mehr minderjährig sind, ein neu-
es Quartier suchen. Minderjährige Flüchtlin-
ge können, auch wenn ihnen der Asylstatus
nicht zuerkannt wird, aus guten Gründen
nicht abgeschoben werden. Damit erleben
sie in Österreich jedenfalls das erste Mal ein
funktionierendes System aus Betreuung,
Schulbildung, Sprachunterricht und sozia-
len Beziehungen, die sie aufbauen. Dennoch
kann es sein, dass sie nach einigen prägen-
den Jahren in Österreich letztlich – einmal
erwachsen geworden – wieder abgeschoben
werden.
Wohnort:
Toscana, Gratwein
Wie wird man eigentlich zu einem UMF, einem unbegleiteten minderjährigen Flüchtling?
Und wie verschlägt es einen aus Afghanistan oder Westafrika nach Gratwein? Wir spra-
chen mit zwei jugendlichen Flüchtlingen über ihre Geschichte.
Bunabass
wird im April 18 Jahre alt, so steht es zumin-
dest in seinem Ausweis. Dann wird er also
das Heim Toscana ver-
lassen müssen. Er meint
zwar ein Jahr jünger zu
sein, aber so wurde sein
Alter nun einmal festge-
legt. Er erzählt, dass sein
Vater gestorben sei und
er mit seinem Stiefvater
so viel Streit hatte, dass
er nur weg wollte. Rund
tausend Euro hatte er
sich selbst erarbeitet und mit diesem Betrag
schaffte er es auf ein Flüchtlingsboot, das ihn
von der westafrikanischen Küste über eine
zweimonatige Reise bis in die Türkei brachte.
Die Küste von Gambia liegt rund 5.000 km
von Gibraltar, dem Eingang ins Mittelmeer,
entfernt. Von der Türkei schaffte er es nach
Griechenland, wo er einige Monate ohne
Chance auf Arbeit und Perspektiven teilwei-
se auf der Straße lebte. Also machte er sich
im Juni 2013 auf nach „Norden“, ein genaue-
res Ziel hatte er nicht: zu Fuß durch Serbien
und Ungarn. Gelebt hat er unterwegs von den
Früchten, die er im Wald fand und von Ge-
schenken. In Österreich wurde er aufgegrif-
fen, kam nach Traiskirchen und weiter nach
Gratwein. Kontakt zu seiner Familie hat er,
seit er das Boot bestiegen hat, keinen mehr.
Hier lernte er Deutsch und besuchte das Poly
in Gratkorn. Der GAK hat sein Fußballtalent
entdeckt und jetzt trägt er in der Kampfmann-
schaft, die sozusagen seine Ersatzfamilie ist,
stolz das Trikot mit der Rückennummer 27 –
die gleiche wie
David Alaba
. Natürlich will er
Profi-Fußballer werden – falls er hier bleiben
kann.
Rahim
ist 17 und Afghane. Seine Familie wurde von
radikalen Islamisten bedroht und so setzte
ihn seine Mutter ins Flugzeug nach Teheran,
damit er sich durchschlagen kann in eine bes-
sere, sicherere Welt. Dabei hatte er zwei Ho-
sen, eine Jacke und ein T-Shirt. Von Teheran
ging es mit Autos und Bussen über die Türkei
nach Griechenland, von dort über Makedo-
nien, Serbien und Ungarn nach Österreich.
Jeder illegale Grenzübertritt bedeutete einen
bis zu zwölfstündigen Fußmarsch. Auch er
wurde in Österreich aufgegriffen, war dann
vier Monate in Traiskirchen und ist jetzt seit
vier Jahren in Gratwein. Die Hauptschule und
das Polytechnikum hat er absolviert. Jetzt ist
er auf der Suche nach einer Lehrstelle. Fra-
ge: „Fühlst du dich in Österreich gut behan-
delt?“ Ein strahlendes „Ja!“ kommt aus einem
Mund, der zu einem eigentlich sehr ernsten
Gesicht gehört.
Die Wunderübung
Suchen Sie ein Rezept für ein phantastisches Körpertraining? Eigentlich ist es nur eine ein-
fache Übung und für alle Menschen geeignet, Frau, Mann, Baby, Greisin. Kinder machen
es noch 400 mal täglich, Erwachsene nur mehr ungefähr 15 mal.
Kennen Sie ein Gerät im Fitness-Studio, an
dem Sie bis zu 300 Muskeln gleichzeitig an-
spannen?
Bei dieser Übung passiert das. Durch die
schnelle Atmung transportiert die Lun-
ge drei- bis viermal so viel Sauerstoff wie
normal. Die Luft wird dabei mit bis zu 100
km/h aus der Lunge gepresst, das entgiftet,
frage nicht! Leber, Galle, Milz, Darm wer-
den durchgeknetet – Wellnessmassage nix
dagegen. Stresshormone im Blut – Adrenalin
und Cortisol – nehmen ab. Glückshormone,
sogenannte Endorphine, nehmen zu. Relaxen
pur! Wenn Sie diese Übung eine Minute (!)
lang machen, ist das besser als ein 45-minüti-
ges Entspannungstraining. Quasi Chillen im
Schnellvorlauf.
Verwenden Sie Schönheitscremen
um jünger auszusehen?
Die Wunderübung ist der volle Anti-Aging-
Hammer. Sie wissen ja, Aging (also Altern) ist
das, was niemand mehr will, aber früh ster-
ben will auch kein Mensch. Da soll sich einer
auskennen. Auf jeden Fall hält diese Übung
die Haut jünger, vor allem im Gesicht – we-
gen Anspannen, Entspannen, Durchblutung
und so. 17 Gesichtsmuskeln werden dabei
angespannt. Der Hit dabei: Es kostet nix, ein
Jungbrunnen für Schnorrer.
Auch das Herz-Kreislauf-System wird ge-
fördert.
20 Sekunden üben entspricht etwa
der körperlichen Leistung von drei Minuten
schnellem Rudern. Dass dabei auch Choles-
terin abgebaut wird, brauche ich ja gar nicht
mehr zu erwähnen. Sie werden es schon erra-
ten haben, diese Wunderübung heißt:
Lachen!
Lachen als Medizin
Menschen & Leben
Andreas Braunendal
Fotos: Fotolia (1)
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