Jegg-Life plus 1 / 2015 - page 38

JEGG-Life plus 2015
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JEGG: Rita, Michael, Anita. Wie seid ihr
beim Naturfilm gelandet?
Michael Schlamberger
(Regisseur und Ka-
meramann) (lacht): Weil es spannend und
super ist. Schon während meines Medizinstu-
diums bin ich auch getaucht, habe dann bald
einmal eine gebrauchte Unterwasserkamera
gekauft, zuerst Diavorträge gemacht und da-
mit im Prinzip das Geld für unsere Reisen
verdient, bis dann die ersten Anfragen von
Seiten des ORF kamen.
Rita Schlamberger
(Head of Production):
Auch ich bin während meines Biologiestudi-
ums schon tauchen gewesen. Das war auch
die Zeit, als wir für das Marinbiologische
Institut der Uni Wien gefilmt haben. Wir ha-
ben am Anfang auch Einiges an die Wissen-
schaftsabteilung des ORF mit ihren speziellen
Sendeleisten geliefert – und irgendwann in
der Zeit haben wir dann begonnen selbst Bei-
träge zu gestalten...
Eigentlich habe ich ja als Kind schon alles von
und über
Hans
und
Lotte Hass
verschlungen,
auch
Irenäus Eibl-Eibesfeldt
und diese gan-
zen Expeditionsbücher und habe mich im-
mer mit meiner Schwester darum gestritten...
Michael Schlamberger:
Ja, wir waren amAn-
fang echt so die Unterwasserspezialisten bis
wir dann evolutionsgerecht (lacht) an Land
gingen und uns sozusagen ins gegenteilige
Extrem, nämlich ins hochalpine Gebiet („Die
Alpen – Im Reich des Steinadlers“ – Anmer-
kung der Red.) begeben haben. Auf jeden Fall
war es so, dass wir 1992 unseren ersten eige-
nen Film produzierten. ... Ja – und ich glaube
durch unsere Anfänge als Dia-Vortragende ist
uns unsere Affinität zur großen Leinwand ge-
blieben, die wir jetzt zum Beispiel auch noch
bei den 360 Grad-Kinos „bedienen“ können,
für das wir gerade für den Staatspreis nomi-
niert worden sind...
JEGG: Anita, wann und wie bist du zu
ScienceVision gestoßen?
Anita Pfeffinger
(Produktionsleitung): Das
war 2002 im Herbst – und eigentlich durch
Zufall. Die Stelle war ursprünglich als Büro-
leitung ausgeschrieben.
JEGG: Wer organisiert denn wen bei euch?
Michael und Rita S
.(lachen): Eindeutig die
Anita uns... also sie versucht’s...
JEGG: Du bist aber nicht nur Büroleiterin,
sondern auch für Marketing zuständig und
machst auch Produktionsleitung?
Anita P.:
Naja, mir ist nach relativ kurzer Zeit
nur Bürotätigkeit fad geworden...
JEGG: Und wie kriegst du
das alles unter einen Hut?
Anita P.:
Mit funktionierendem Computer,
Handy, guten Nerven – und natürlich fällt
einem alles an Arbeit leicht, was man gerne
macht.
JEGG: Klingt ganz nach einem
tollen Team. Sag, bist du auch für die
Wetterplanung zuständig, Anita?
Michael S.:
Also, äh, die ist manchmal noch
optimierbar.
JEGG: Der Name „ScienceVision“ –
woher kommt der?
Rita S.:
Das stammt noch von unseren An-
fängen, als wir auch viel für Universitätsinsti-
tute gearbeitet haben.
Michael S.:
Das war – wenn du so willst – das
anfängliche Business-Modell. Und dann ist
uns sozusagen das Fernsehen „dazwischen-
gekommen“.
JEGG: Ihr habt für eure Produktionen
schon Unmengen an Preisen bekommen.
Gibt es welche, die euch speziell wichtig
sind? Welche waren die Highlights?
Michael S.:
Lange war es so, dass wir zwar
im Ausland Preise bekommen haben, da-
heim aber nicht, ein typisch österreichisches
Schicksal. Und da waren dann die Preise
beim Bergfilmfestival in Graz für die „Soca“
und .... und die Romy in der Kategorie „Beste
Kamera“ für „Ol’ Man River“.
Anita P.:
Dann noch etliche Nominierungen
zum Beispiel beim Wild Screen Festival und
in Jackson Hole gegeben.
Rita S.:
Das ist sowie eine Oscar-Nominie-
rung im Naturfilmbereich. Also ich glaube,
wir haben in Summe über hundertzwanzig
Auszeichnungen bekommen.
JEGG: Mehr als 20 Jahre ScienceVision im
Bereich des Naturfilms: Wie hat sich der
Naturfilm in dieser Zeit verändert?
Rita S.:
Es ist alles sehr techniklastig gewor-
den. Man hat die Möglichkeit mit Zeitraffung
zu arbeiten oder auch mit Highspeed. Und
so kann man Dinge sehen, die man norma-
lerweise so nicht sehen würde. Man arbeitet
auch mit versteckten Kameras, mit fix mon-
tierten Kameras, mit ferngesteuerten Ka-
meras, um die Tiere in ihrem Lebensumfeld
nicht zu stören ...
Michael S.:
Vieles läuft noch immer sozusa-
gen „klassisch“ ab, in dem man tagelang im
Tarnzelt zusammengequetscht sitzt und dar-
auf wartet, dass etwas passiert. Das ist noch
nicht komplett durch die technischen Mög-
lichkeiten ersetzt worden.
Opulenz in Film und Ton:
ScienceVision
Seit über 20 Jahren zeigen Rita und Michael Schlamberger die Natur in all ihrer Schönheit
und auch Dramatik. Facettenreiche Drehbücher, beeindruckende Bilder, berührende Mu-
sik und kluge Texte führten zu vielen preisgekrönten Filmen. Eine Erfolgsgeschichte aus
Gratwein-Straßengel.
Von links nach rechts:
Michael Schlamberger,
Rita Schlamberger,
Omer Sacic und Anita Pfeffinger
bei der Staatspreisverleihung
für das 360° Kino
ScienceVision im Gespräch mit Marion Fabianek
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