Jegg-Life plus September 2015 - page 22

JEGG-Life plus 2015
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Gianni schmiert sich auf seinen Ricotta-Käse einen Löffel Chutney „Cipolla rossa“. Dane-
ben steht keiner der typischen Weine, Moscato oder Ansonica, sondern ein „Elba Octo-
pus“. Nein, kein Fisch – ein bernsteinfarbenes Bier, würzig, mit angenehm bitteren Nach-
geschmack. Die Weininsel Elba mutiert zur Toskana für Fortgeschrittene.
Wir wissen es eigentlich eh alle: Die Insel Elba
im Tyrrhenischen Meer gehört zur Toskana,
ok. Und zum Verwaltungsbezirk Livorno,
aha. Die Toskana, das italienische Weinland
schlechthin – no na. Dass nun die toskanische
Wein-Insel Elba demBierbrauen verfallen ist –
irgendwie neu, oder?
Elba, mit 32.000 Einwohner die drittgröß-
ten Insel Italiens, flächenmäßig nicht einmal
doppelt so groß wie Graz.
Hier werden die Gaumen
neu „programmiert“. Für
Liebhaber der traditionel-
len Insel-Weine hat eine
neue
Geschmacks-Reise
begonnen. Seit Valerio
Tamagni, der begnadete
Bierkenner, 2007 selbst
mit Hopfen und Malz zu
experimentieren begann.
Im Hinterhof der Kneipe
seiner Schwester Laura im
kleinen Dorf Rio Marina.
Eine Kampfansage an die eigenen Weinbau-
ern, ein kulinarischer Paradigmenwechsel
oder eine „feindliche Übernahme“ der toska-
nischer Geschmacks-Etikette?
Enoteca mit Bierkultur
Ein Versuch macht sicher, sagt man. In Porto-
ferraio, der idyllischen Inselhauptstadt – per-
spektivisch, atmosphärisch, kulinarisch. Por-
toferraio – am Seeweg von der festländischen
Hafenstadt Piombino rund eine Stunde ent-
fernt. Und hier: Nur ein paar Meter vom Ha-
fenkai der Via Calata Mazzini, bergwärts die
Via Sebastiano Lombardi, zur
etwas versteckten, in alte Burg-
mauern
gehauenen
neuen Enoteca della
Fortezza (Bild links).
Für Touristen nicht
einfach zu finden, für
heimische Gourmets
aber so etwas wie der
Dom im Berg zu Graz
– eine Wallfahrtsstät-
te. Eine kühle Felsen-
klause in halber Höhe
der
Festungsmauer
ist´s, die am Eingang
mit einem atypisch-
pinkfarbenen Trauben-Schild
Normales signalisiert. Drinnen
ist aber kaum etwas, was sich
draußen angekündigt.
Hier sitzt Gianni, den Blick durch das Glas-
fenster auf den Hafen gerichtet. Salvatore, der
Kellner frägt nur beiläufig: „Una grande?“
und dem „Si, si“ von Gianni folgt das „Gran-
de“. Eine dunkle Flasche – Birra dell`Elba
steht drauf. Und „Grande“ bedeutet: 0,7 Li-
terflasche Bier. Die „Jause“ ist für Gianni se-
kundär. Wiewohl er bald seine „Cipolla ros-
sa“, ein verboten gut schmeckendes Chutney
mit karamellisierten roten Zwiebeln, bis zum
Letzten auslöffelt. Panforte, der typische Ku-
chen mit Mandeln und kandierten Früchten
war gestern…
Menschen und Leben
Erich Cagran
Elba – in birra veritas…
Portoferraio – so zeigt
sich die Inselhauptstadt
vom Fährschiff aus
Fotos: Cagran
Die Pioniere von Birra dell`
Elba: Valerio Tamagni u. Laura Zuffi
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