Jegg-Life plus September 2015 - page 13

JEGG-Life plus 2015
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Nein,
früher war nicht alles besser…
Von Andreas Braunendal
…und das gilt auch für Bücher, denen das E-Book, als das digitale
Buch, in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Denn das Nachtkastl ist
aufgeräumter, das Reisegepäck leichter und die Lesebrille muss
auch nicht sein.
Bücher sind Teil meines Lebens, von Kindesbeinen an. Es gibt
kaum einen Ort zuhause, an dem sich nicht Bücher stapeln. Mei-
ne, die meiner Frau und die meiner Kinder. Neue Bücher stellen
uns zunehmend vor ein Platzproblem, denn das Haus ist nicht
groß genug, um einer beliebigen Zahl an Bücherregalen Raum zu
bieten. Bisher musste ich alle paar Jahre die Bücher durchforsten
und einige schweren Herzens aussortieren, um Platz für neue zu
machen. Mit dem E-Book hat sich dieses Problem gelöst, denn
das smarte Ding ist leicht, handlich und bietet Speicherplatz für
hunderte Bücher.
An das Lesen am blendfreien Bildschirm muss man sich natür-
lich erst gewöhnen, aber da ich seit wenigen Jahren eine Lesebrille
brauche, zeigt das E-Book auch hier Vorteile. Schließlich kann ich
die Schriftgröße an mein Sehvermögen anpassen und spare mir
das ständige Suchen der Brille.
Ein echter Nachteil der E-Books ist allerdings, dass man sie nicht
so gut verleihen kann, denn File-Sharing im erweiterten Freun-
deskreis wird nicht zugelassen. Dafür verschwinden die Bücher
auch nicht mehr auf Nimmerwiedersehen. Denn gute Freunde
hin oder her – ein paar sind immer dabei, die Bücher, CDs etc.
ehr selten zurückgeben.
Im Urlaub verbrauchte ich einen nicht unwesentlichen Teil mei-
nes Koffervolumens für Bücher und einen noch größeren Teil des
zulässigen Gewichts des Fluggepäcks. Dank des E-Books kann
ich Platz und Gewicht wesentlich sinnvoller nutzen und bei der
Heimreise ein paar Urlaubserinnerungen mehr einpacken.
Was ich bei Büchern nie mochte, war Notizen, Hervorhebungen
etc. direkt ins Buch zu kritzeln – beim E-Book kenne ich da kei-
nerlei Skrupel mehr.
Auch beim Lesen selbst sind E-Books praktischer: Dickere Bü-
cher muss man immer mit beiden Händen halten, in der Mitte
angekommen muss man das sperrige Papier auseinander drücken
und legt man das offene Buch für eine Pause verkehrt hin, klappt
es irgendwer dennoch zu. Das E-Book hält sich locker in einer
Hand und die andere bleibt frei, für ein Glas Rotwein beispiels-
weise.
Bücher, die sich als wirklich wichtig erweisen, kaufe ich übrigens
noch immer in Papier, denn haltbarer als digitale Daten ist das
Druckwerk ganz sicher. Aber das ist dann doch eine wesentlich
kleinere Auswahl an besonders geschätzter Literatur, an signier-
ten Büchern, Bildbänden etc. Aber die hat jetzt dank des E-Books
wieder ausreichend Platz im Regal.
Verliebt
in das gedruckte Wort...
Von Marion Fabianek
Auf die Gefahr hin meinen Ruf als Retro-Tante endgültig zu festigen,
gebe ich es frei weg zu: Ich liebe Bücher – echte Bücher, nicht die kalte,
glatte, digitale Variante davon, sondern Bücher aus Papier und Dru-
ckerschwärze.
Begonnen hat diese Liebe schon in frühen Kindertagen, als ich von der
Schullektüre über Pippi Langstrumpf, Tom Sawyer und Huckleberry
Finn bis zu Hanni und Nanni und sämtlich mir erreichbaren Pferde-
büchern alles verschlungen habe, was ich in die Finger bekommen
habe. Bisweilen habe ich diese heimlich unter der Bettdecke mit der
Taschenlampe konsumiert.
Heute stapeln sich neben meinem Nachtkasterl munter zeitgenös-
sische österreichische Literatur,
Literatur aus Übersee, Business-
Literatur, Esoterisches, Sportliches,
Bildbände – Bücher und Magazine
fröhliche neben- und übereinan-
der. Und das in einem manchmal
nahezu bedrohlichen Ausmaß.
Und nicht nur neben dem Nacht-
kasterl. Auch mein Arbeitszimmer,
das Wohnzimmer, selbst die Küche
ist bei mir nicht vor der Überflu-
tung durch Gedrucktes sicher. Weil ich alles mag – und weil der Gusto
auf unterschiedliche Lektüre bei mir manchmal so schnell wechselt ist,
wie die Essensgelüste einer Schwangeren.
Nur eines ist und bleibt fix: Ich mag’s gedruckt! Gedruckt auf echtem
Papier, heutzutage vorzugsweise auf ökologisch nachhaltig produzier-
tem Papier – auch wenn Fotos hochglänzend noch immer ein wenig
eleganter daherkommen. Ich mag es, ein Buch in Händen zu halten,
ein kunstvoll gestaltetes Hardcover ebenso wie ein weiches, biegsames,
praktisches Taschenbuch. Ich mag es Seite um Seite umzublättern und
dabei das leise Rascheln des Papiers zu hören. Und ich mag es, wie
Bücher riechen – die „frischen“ ebenso wie die „gebrauchten“, die auch
olfaktorisch schon Geschichten erzählen, vielleicht, dass sie letztes Jahr
an einem Strand mit waren und deshalb noch nach Sonnenmilch oder
einer damals umgekippten Pina Colada riechen.
Nachteile? Zehn Bücher, die man irgendwohin mitnimmt, wiegen viel
schwerer als deren luftiges digitales Pendant. Ja, sicher, E-Books kann
man abwischen, wenn man draufgepatzt hat – und hat keine vergilbten
Kaffeeflecken, die das Werk dann auf Ewig zieren. Wahrscheinlich gibt
es noch eine Menge anderer guter Gründe, warum E-Books „eh super“
sind. Aber so sexy wie ein echtes Buch sind sie allesamt nicht. Da kön-
nen sie mir im noch so flotten Design daherkommen.
I l ike rea l books !
PS: Ich schreibe übrigens auch noch immer lieber in echte
(Notiz)Bücher statt in den Computer – jaja, die Retro-Tante halt...
„Echte Bücher“
oder doch E-Books?
Kaufen Sie noch Bücher und Zeitschriften oder lesen Sie nur mehr digital?
Marion Fabianek und Andreas Braunendal im Streitgespräch über Bücher vs.
E-Books.
Marion Fabianek vs. Andreas Braunendal
Fotos: 3 x Fotolia
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