Jegg-Life plus September 2015 - page 24

JEGG-Life plus 2015
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Griechenland:
Urlaub in der Krise
Urlaubsort Naxos,
die größte Kykladeninsel.
Um etwas von der Krise mitzubekommen,
muss man schon extra nachfragen. Denn als
Urlauber konnte man einen unbeschwerten
Urlaub genießen. Im Bankomat gab es im-
mer Geld, dank Hochsaison in einer Tou-
rismusregion sieht man keinen einzigen Ar-
beitslosen und man musste sich auch nicht
extra als Österreicher zu erkennen geben,
um nicht als Deutscher unfreundlich behan-
delt zu werden. Da Naxos nicht in der Nähe
der türkischen Küste liegt, gibt es auch keine
gestrandeten Flüchtlinge.
Riet, eine englische Pensionistin, die auf
Naxos lebt, erzählt:
„Vor 5 Jahren waren superreiche Griechen
die größten Barzahler in London – nicht
nur in den Läden, sondern auch beim mil-
liardenschweren Immobilienkauf im Herzen
des britischen Empires.“
Elena, eine junge Griechin:
Schwierig ist es auch auf Naxos vor allem
für die Alten. Der Staat zahlt den Apotheken
seit 3 Jahren kein Geld mehr, damit musst du
alle Medikamente selbst bar zahlen. Da sind
pro Monat schnell um die 100 Euro weg, und
das bei einer Pension für knapp über 600
Euro. Ganz schlimm war das Tageslimit mit
60,- Euro – das geht vielleicht, wenn du in
der Stadt lebst, aber wenn man aus einem
Bergdorf stundenlang braucht, um zu einem
Bankomat zu kommen, der dann auch noch
leer ist, trifft das eben wieder die Schwächs-
ten der Gesellschaft.“
Stavros, Taxifahrer:
„Alles was in Griechenland privat geleistet
wird, funktioniert super. Alles, wofür der
Staat zuständig ist, gar nicht: Straßen, Müll-
abfuhr, Gesundheitswesen, Verwaltung –
eine einzige Katastrophe.“
Damit sind wir wohl bei einem Grund-
problem des griechischen Staates:
Er funktioniert nicht, nimmt sein Aufgaben
nicht wahr. Die einzige Einheit, auf die sich
die Griechen verlassen können ist das Netz
der eigenen Großfamilie. Da das seit Jahr-
hunderten so ist, gibt es auch keine Bereit-
schaft, das Staatswesen in einer gemeinsa-
men Kraftanstrengung auf Vordermann zu
bringen. Es klingt für unsere Ohren schon
seltsam, wenn die Naxioten sagen: „Dank
unserer wasserreichen Insel können wir uns
selbst ernähren. Überleben werden wir also
sicher.“
Daneben gibt es aber auch eine
Fülle positiver Eindrücke:
Jeder, der Geld auf der Bank hatte, versuchte
offenbar, das Gesparte sinnvoll zu investie-
ren. Es wird gebaut, die Tavernen und Ge-
schäfte sind herausgeputzt, vor allem junge
Leute sind darum bemüht, sich mit neuen
Ideen zu behaupten. Massenware in den Sou-
venirshops verschwindet, im Gegenzug wird
regionales Kunsthandwerk belebt. Auch in
den Tavernen ist das Angebot bunter und
vielfältiger als je zuvor – und Rechnungen
bekommt man immer und überall, selbstver-
ständlicher als daheim in Österreich.
Und die Flüchtlinge?
Wie gesagt, auf Naxos landen keine.
Aber was denkt man sich, wenn man beim
Schwimmen einen treibenden Rucksack aus
dem Meer fischt, in dem man Medikamen-
te, Sonnenöl und eine Münze mit arabischer
Aufschrift findet? Vor wenigen Jahren hätte
man noch gesagt, der ist wohl von einem
Boot gefallen. Heute ist man froh, dass man
nur den Rucksack gefunden hat.
Wesentlich dramatischer die Situation auf
Lesbos:
Hier war eine Gruppe rund um ei-
nen Grazer Arzt mit tausenden, täglich neu
ankommenden Flüchtlingen konfrontiert,
die dort aus dem Wasser stiegen, wo man am
Strand lag. Da es unmöglich war, über die
menschliche Katastrophe einfach hinwegzu-
sehen beschloss man, täglich ein paar Stunden
der direkten Hilfe zu widmen. Aus eigenen
Geldmitteln und rasch daheim gesammelten
Spenden wurden von der Gruppe während
des Urlaubs 10.000,- Euro aufgebracht, die
Vorort umgehend in Form von Kleidung und
Lebensmitteln verteilt wurden.
Wer diesen Sommer in Griechenland urlaubte, brach mit gemischten Gefühlen
auf. Aber ist die Krise tatsächlich spürbar?
Notar Dr. Suppan informiert
STEUERREFORM –
WAS ÄNDERT SICH BEI
PRIVATEN ÜBERGABEN?
V
ERKEHRSWERT ENTSCHEIDET KÜNFTIG
Während im privaten Bereich bis dato der dreifache
Einheitswert als Grundlage zur Berechnung der anfal-
lenden Grunderwerbsteuer herangezogen wurde, soll
sich diese künftig auch bei der Weitergabe innerhalb
der Familie nach einem vom Verkehrswert abgelei-
teten Liegenschaftswert der Immobilie richten. Wie
dieser Liegenschaftswert festgestellt werden soll,
wird im Detail durch eine noch zu erlassende Ver-
ordnung geregelt.
STEUERSATZ GESTAFFELT
Der derzeit geltende Steuersatz (2% bei nahen Ver-
wandten bzw. 3,5% vom dreifachen Einheitswert)
wird künftig für alle unentgeltlichen Erwerbe gestaf-
felt: bis 250.000 Euro sind 0,5 Prozent zu versteuern,
für den Wert von weiteren 150.000 Euro 2 Prozent
und für den Wert über 400.000 Euro 3,5 Prozent.
INDIVUDELLE HERANGEHENSWEISE
Schenkungen an nahe Angehörige (insbesondere
an Kinder und Enkelkinder) von durchschnittlichen
Bauplätzen, Häusern und Eigentumswohnungen (also
bis zu Werten in Höhe von ca.€400.000 Euro) werden
zumindest nicht viel teurer. Unentgeltliche Übertra-
gungen an nicht so nahe Verwandte, wie etwa an
Nichten und Neffen, werden ab dem nächsten Jahr
immer billiger, zumal für solche Schenkungen derzeit
der Verkehrswert maßgeblich ist und erst ab dem
nächsten Jahr die Staffelung der Grunderwerbsteuer
nach dem Liegenschaftswert für alle unentgeltlichen
Übertragungen gilt. Der Erwerb des Hauptwohnsitzes
durch den Ehegatten und eingetragenen Partner wird
auch im Todesfall bis zu einer Wohnnutzfläche von
150m² steuerfrei gestellt werden.
Bei hochwertigen Immobilien droht jedoch weiterhin
eine Verteuerung. Die Grunderwerbsteuer für eine
Immobilie im Wert von 1,5 Mio Euro beträgt künftig
– auch im Verwandtschaftsbereich - voraussichtlich
mehr als 40.000 Euro, gegenüber einer Steuer von
derzeit meist unter 10.000 Euro.
Für eine individuelle und sorgfältige Beratung
stehen Ihnen Dr. Suppan und sein Team gerne
zur Verfügung.
Ihr Dr. Wolfgang Suppan
öffentlicher Notar in Gratkorn
Öffentlicher Notar
Dr. Wolfgang Suppan
Brucker Str. 10, 8101 Gratkorn
Tel. 03124 / 23 0 23
FAX: 03124 / 23 0 23 5
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