Jegg-Life-Magazin Juni 2016 - page 33

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| Juni 2016 | Seite 33 |
Sonderteil Feldkirchen
Im klammen Graz spricht man
gerne vom „Speckgürtel“, wenn
man die Umlandgemeinden
meint. Wie immer die Definiti-
on der Marktgemeinde Feldkir-
chen von außen lauten mag: Im
Innenleben hat sich die Lebens-
würdigkeit erhalten. Grund-
voraussetzung dafür: eine solide
wirtschaftliche Basis, die von
verantwortungsvollen Gemein-
de-Politikern gesteuert werden
muss. Einer der „Steuermänner“
ist Erich Gosch, im Brotberuf
Kalkulant, nebenberuflich Bür-
germeister.
In Feldkirchen, wo das Span-
nungsfeld zwischen Verkehr,
Flughafen Hi-tech, Naturland-
schaft Mur und Stadtgrenze ex-
trem ist, heißt es klaren Kopf
bewahren. Gosch setzt dabei den
von Vorgänger Pelischek einge-
schlagenen Kurs fort. Und belebt
ihn kreativ. Sein gewinnendes
Lächeln und die legere Art, die
er seinem Gegenüber entgegen-
bringt, zeugt von Stärke. Stärke,
die ihm wohl auch seine Affinität
zur Kultur und seine musisch-
humanistische Grundhaltung
verleihen.
Der langjährige
Christus
10 Jahre lang war er Kulturre-
ferent der Gemeinde, die auch
eingetragener
Passionsspiel-
ort ist. 17 Jahre „spielte“ er den
Präsidenten. Und seine Passion
im Passionsspiel selbst war über
Jahrzehnte die Figur des „Chris-
tus“. Als Bürgermeister sieht er
seine Aufgabe nun in der Förde-
rung der 40 Vereine von Feldkir-
Feldkirchen: Garteln
im Dorf vor Graz
Feldkirchen – eine echte Vorzeige-
Gemeinde in der Steiermark. Budget-
Kennzahlen mit Spitzenwerten,
boomende Wirtschaft und steigende
Einwohnerzahlen. Bürgermeister
Erich Gosch hat alles im Griff – auch
den Erhalt des Dorfcharakters.
chen und deren Aktivitäten. „Wo
Menschen Freude haben, dort
ist Platz für ein friedliches und
glückliches Leben“, so sein Credo.
In der Tat: Wie vielerorts im Lan-
de ist Anfang Mai der Flächen-
widmungsplan neu aufgelegt
worden. In Feldkirchen jedoch
ohne die vielen Probleme anderer
Gemeinden. Sorgsam vorbereitet
und im Grunde genommen ohne
viele Änderungen. „Wir weisen
nicht einfach mehr Flächen aus,
als nötig. Restflächen werden ge-
nau nach den infrastrukturellen
Sinnhaftigkeiten beurteilt – und
zur Bebauung zugelassen.“ Be-
achtlich dabei: die alte B 67 wur-
de von einer Landesstraße zur
Gemeindestraße rückgeführt.
Das bedeutet Mehrkosten für die
Gemeinde. „Aber auch die Chan-
ce, diese alte Römerstraße so zu
gestalten, wie sie für uns passt“.
Jungfamilien wollen Garteln
Soll heißen: Feldkirchen nützte
die Gemeindeanbindung an die
A2 zur Stärkung der Wirtschaft.
Die mit den rund 900 Arbeits-
plätzen des Flughafens und
der Fa. Saubermacher so schon
prächtig läuft. Gleichzeitig aber
wird der „Pufferzone“ zu Graz
neuer Platz für die zuziehenden
Menschen gegeben. Und dieser
Zuzug erfolgt vornehmlich aus
Graz – trotz aller Wachstums-
Bestrebungen der Landeshaupt-
stadt. „Das sind in erster Linie
Jungfamilien, die wollen dem
Trend des „Gartelns“ folgen und
den ländlichen Charakter un-
serer Gemeinde genießen“. Des
Bürgermeisters
Flächenwid-
mungsplan ist die gesetzwerden-
de Voraussetzung dafür.
6.000. Bewohner
So kommt es auch nicht von un-
gefähr, dass soeben der sechs-
tausendste Bewohner seinen
Hauptwohnsitz in Feldkirchen
angemeldet hat. „Wir heißen ihn
auch in einer offiziellen Begrü-
ßung willkommen“, lächelt Gosch
freudig. Freude nächster Teil: das
Gemeindebudget. Der ordentli-
che Haushalt beträgt heuer rund
11,7 Mio Euro, in der außeror-
dentlichen Gebarung sind rund
3 Mio Euro an Investitionen vor-
gesehen. „Ich bin in der glück-
lichen Lage, nicht nachdenken
zu müssen beim Schuldenma-
chen“, spricht der Kalkulant im
Bürgermeister. No na, beträgt
die Verschuldung der Gemeinde
weniger als 3 Prozent. Ein stolzer
Spitzenwert in der Steiermark.
Was Gosch untertreibend „eine
finanziell gesunde Gemeinde“
nennt. Und mit einem für ihn
typischen Lächeln eingesteht: „Ja,
ich bin gerne Bürgermeister“.
Dorf vor der Großstadt
Von den Gemeindezusammenle-
gungen ist Feldkirchen verschont
geblieben. Mit der Gründung der
Infrastruktur- und Wirtschafts-
gemeinschaft der GU-Gemein-
den westlich der Mur habe man
diesbezüglich die Schuldigkeit
getan, sagt Gosch. Das vom
Grazer Bürgermeister Nagl öfter
geäußerte Begehren, Umlandge-
meinden in Graz einzugemein-
den, ist für Gosch kein Thema.
Alleine schon der Finanzen we-
gen: Feldkirchen hat ein Schul-
denrating von 3, die Stadt Graz
eines von 120. Das aber spricht
Gosch so nicht aus. Vielmehr di-
plomatisch:
„Wären wir Teil von Graz, wäre
unser Dorf-Charakter nicht
mehr gegeben. Wir leben als
Dorf vor der Großstadt besser.
Und lebenswürdiger…“
Bgm. Gosch: Flächenwidmungsplan
mit Sorgsamkeit beim Verkehr
von Erich Cagran
Bürgermeister Erich Gosch
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