Jegg-Life-Magazin November 2015 - page 34

JEGG-Life plus 2015
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Große Klappe – kleine Bühne:
Karin Pongratz
goes Kabarett
Die Gratwein-Straßenglerin Karin Pongratz arbeitet aktuell an ihrem bereits 3. Kaba-
rettprogramm mit dem Titel „Muttertag – nicht der Film, sondern das wahre Leben“.
Da man von Kunst bekanntlich selten leben
kann, hat Karin Pongratz einen Brotberuf,
den die wenigsten zum Lachen finden: Sie ar-
beitet in der Pensionsversicherungsanstalt an
den Pensionskonten. Trotzdem war es letzt-
lich dieser Job, der die gebürtige Grazerin
auf die Bühne und nach Gratwein-Straßengel
brachte. Ihre erste Rolle hat sie schon mit
sechs Jahren in einem Kindermärchen im da-
maligen Haus der Jugend (heute Orpheum)
gespielt, aber dann dauerte es ein wenig, bis
ein Kollege in der PVA meinte, sie wegen ih-
rer großen Klappe auf die Bühne bringen zu
wollen. Bühne? Eigentlich packte er sie ins
Auto und für mit ihr zum Kirchenwirt nach
Straßengel. Dort absolvierte sie das erste Cas-
ting ihres Lebens beim hiesigen Faschingsko-
Kunst & Kultur: Kabarett
Andreas Braunendal
mitee, zog im Jahr 2000 hierher, lernte ihren
zukünftigen Mann OBI Ing. Rainer Pongratz
kennen und ist seither einer der Fixpunkte
der Faschingssitzungen. Vielleicht, weil ihr
Mann sowieso ständig bei der Feuerwehr ist
und der Fasching ja nur ein halbes Jahr lang
Freizeit beansprucht, spielt sie auch noch Sa-
xophon in ihrer zweiten großen Familie, der
Trachtenmusikkapelle.
Zwar haben es Frauen im Kabarett offenbar
schwerer als Männer. Laut Karin Pongratz
liegt das unter anderem daran, dass Männer
besser über sich selbst lachen können. Das
hinderte sie aber nicht daran, im Jahr 2011 ihr
erstes Kabarettprogramm „Frauen sind nicht
lustig“, musikalisch begleitet von Christine
Kerschbaumer, auf die Bühne des örtlichen
Kunst- und Kulturkellers zu bringen. Nach-
dem nun bereits zwei Kinder da sind, erwei-
terte sich das Themenfeld sozusagen naturge-
geben von den Frauen- zu denMutterthemen.
Wann das neue Muttertagsprogramm fertig
ist, steht noch in den Sternen, aktuell muss
ja wieder die kommende Faschingssitzung
vorbereitet werden. Aber der Muttertag 2016
sollte sich schon ausgehen. Fragt man sie
nach ihren persönlichen Kabarettstars, nennt
sie Farkas und Waldbrunn, Lukas Resetarits
oder den Newcomer Otto Jaus. Comedy ist
nicht ihr Ding, Lachen ist ihr zu wenig. Karin
Pongratz mag hintergründigere, politischere
Botschaften – und ihr immer größer werden-
des Publikum offenbar auch.
Der Gratwein-Straßengler Krimiautor Robert Preis legt rechtzeitig vor Weihnachten
sein nächstes Werk vor: Das Buch „Der Engel von Graz“ kann man vor allem all jenen
unter den Christbaum legen, die vor lauter Adventidylle dringenden Bedarf an Mord
und Totschlag haben.
Im Freilichtmuseum Stübing ist der erste
Tatort angesiedelt, zu dem der Grazer Kom-
missar Armin Trost gerufen wird. Mit dem
Leichnam einer Frau, der das Herz entnom-
men wurde, beginnt eine Mordserie, die den
Der Engel von Graz
Kommissar und mit ihm den Leser in die
Geschichte blutiger steirischer Gewalttaten
eintauchen lässt. Doch Armin Trost soll nicht
nur eine Mordserie aufklären. Er muss sich
auch mit Zeitungsredaktionen herumschla-
gen – hier bringt Autor Preis offenkundig
seine Erfahrungen aus seinem Brotberuf als
Journalist ein – und sich fragen, wie weit er
als Ermittler gehen kann, ohne seine Familie
zu verlieren. Das Privatleben Trosts und sei-
ner Umgebung innerhalb und außerhalb des
Kommissariats ist dabei ein Faden, den Ro-
bert Preis im Laufe der gesamten Krimireihe
konsequent weiterspinnt. Wie vom Autor ge-
wohnt ist „Der Engel von Graz“ auch wieder
durchsetzt mit Unerklärlichem und Spukhaf-
ten bis hin zur Frage, wie nahe sich Himmel
und Hölle in Graz eigentlich wirklich sind.
Neben Stübing ist es vor allem die Stadt Graz,
die das Lesevergnügen um das Wiedererken-
nen verschiedenster Schauplätze der Hand-
lung ergänzt.
Robert Preis | Der Engel von Graz
Emsonsverlag 2015,
ISBN 978-3-95451-772-4
222 Seiten, €10,20 Euro
Leservorteil
2 x 1 Exemplar „Der Engel von Graz“
Wo wird die erste Leiche dieses
Buches gefunden?
S _ _ _ _ _ g
E-Mail mit Antwort bitte an
leserservice@jegg-life
Kunst & Kultur: Buchtipp
Andreas Braunendal
Foto: Kanizaj Marija-M.
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